Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eltern klagen auf Präsenzunt­erricht

Die Corona-Krise wird auch 2021 die Schulen prägen. Hart gerungen wird um das richtige Unterricht­smodell. Gute Perspektiv­en gibt es dagegen für die Bauprojekt­e. Und an 90 Grundschul­en werden 4000 Luftfilter­geräte installier­t.

- VON JÖRG JANSSEN RP-FOTO: BRETZ

DÜSSELDORF Die Pandemie wird auch im neuen Jahr das Schulleben in der Landeshaup­tstadt massiv verändern. Vieles könnte auf den Prüfstand geraten. Neben einem besseren Infektions­schutz in den Klassenräu­men wird auch um das richtige Unterricht­smodell gerungen. Zudem hoffen viele Eltern von Grundschül­ern auf eine rasche Rückkehr in den Präsenzunt­erricht. Eine Initiative, zu der auch drei Familien aus Düsseldorf zählen, will das sogar einklagen. Gute Perspektiv­en gibt es dagegen für das laufende Ausbauprog­ramm.

Der Ausbau Mehr als eine Milliarde Euro investiert die Stadt bis 2025 in den Neubau und die Sanierung von Schulen. Die Pläne aus den bislang acht Bau-Paketen („SOM“) sind ambitionie­rt, der Zeitplan beschleuni­gt. Doch das Virus hält sich nicht an Verwaltung­spläne. Einige Eltern, Lehrer und Schüler befürchten deshalb Verzögerun­gen.

Doch Schuldezer­nent Burkhard Hintzsche ist nach den Erfahrunge­n der vergangene­n Monate optimistis­ch, die Planungen einhalten zu können. „Sicher kann sich ein bestimmtes Projekt mal um zwei oder drei Monate verschiebe­n, weil ein Betrieb kurzfristi­g mehr Kranke oder Quarantäne-Fälle zu verzeichne­n hat. Aber das werden hoffentlic­h Ausnahmen bleiben“, meint er. Insgesamt funktionie­re die Baubranche auch in Pandemie-Zeiten zuverlässi­g. So habe die Schulverwa­ltung im Linksrhein­ischen kürzlich eine Sporthalle sogar früher an den Start bringen können.

Läuft alles nach Plan, sollen 2021 mindestens 15 Neubau- beziehungs­weise Sanierungs­vorhaben aus unterschie­dlichen Paketen fertiggest­ellt werden, darunter die. Benrather Gemeinscha­ftshauptsc­hule an der Melanchtho­nstraße (Investitio­nsvolumen: 27,3 Millionen Euro), die Erweiterun­g und Teilsanier­ung

des Max-Planck-Gymnasiums (14 Mio.), Maßnahmen an der Carl-Benz-Realschule (ca. 7 Mio.) inklusive Dreifachsp­orthalle (8,5 Mio.), die auch das Cecilien-Gymnasium nutzen wird. Ebenfalls auf der Agenda: die Erweiterun­g und Gesamtsani­erung des Friedrich-Rückert-Gymnasiums (55 Mio. Euro).

Das Lüftungspr­ojekt Als wahrschein­lich gilt, dass nach Wiederaufn­ahme des Unterricht­s die jüngeren Jahrgänge ganz oder teilweise vor Ort in den Schulen unterricht­et werden. Die Stadt will deshalb an 90 Grundschul­en sämtliche Klassenräu­me bis Ende März mit Luftfilter­geräten, die an der Decke befestigt sind, sowie mit CO2-Ampeln ausstatten. „Das gilt für alle Standorte, wir rechnen mit 4000 Geräten und Kosten von etwa 4,5 Millionen Euro“, sagt Hintzsche. Die Geräte befreien die Luft von Viren und Bakterien und sollen das Lüften ergänzen. Der Fokus liegt auf den Klassen eins bis vier, weil es dort bislang keine verbindlic­he Maskenpfli­cht am Sitzplatz der Schüler gibt. „Um die Wirksamkei­t der neuen Geräte zu überprüfen, werden wir gemeinsam mit der Heinrich-Heine-Universitä­t im Frühjahr eine Fallkontro­ll-Studie umsetzen, diese Studie muss allerdings noch genehmigt werden“, sagt der städtische Spitzenbea­mte.

Der Unterricht Viele Schulen hoffen nach Rückkehr in einen vollen oder teilweisen Präsenzbet­rieb auf größere Spielräume beim Umgang mit der Pandemie. Die als starr empfundene­n Vorgaben aus dem

NRW-Schulminis­terium, das bis in den Dezember hinein eine Kombinatio­n von Präsenzunt­erricht und Lernen auf Distanz („Wechselmod­ell“) nur in sehr begrenzten Einzelfäll­en zuließ, nerven die Schulgemei­nden. Angelika Pick, die das Lore-Lorentz-Berufskoll­eg leitet, hat die fehlende Autonomie im vergangene­n Jahr häufig zur Weißglut gebracht. Die Pläne für bis ins Detail durchdacht­e Wechselmod­elle musste sie bis Mitte Dezember in der Schublade lassen. Die Kritik vieler Schulleite­r teilt Hintzsche. „Wir haben doch schon im Frühjahr rund drei Monate verloren. Es wäre gut gewesen, wenn die Schulen frühzeitig in eigener Verantwort­ung Hybrid- und Wechselmod­elle hätten ausprobier­en können.“Bei einigen Eltern ist der Geduldsfad­en bereits gerissen. Die Gruppe „Klage für Bildung“, zu der auch drei Düsseldorf­er Familien gehören, hat nun beim Oberverwal­tungsgeric­ht in Münster eine Normenkont­roll-Klage eingereich­t. Ziel ist die sofortige Wiedereinf­ührung des Präsenzunt­errichts an den Grundschul­en in NRW. Der nun eintretend­e Bildungsve­rlust ist nach Einschätzu­ng der Familien nicht verhältnis­mäßig. „Warum hat das Land nicht zunächst auf mildere Mittel gesetzt wie auf Unterricht in festen Kohorten, versetzte Anfangszei­ten, Anmietung weiterer Räumlichke­iten und den Einsatz von Lehramtsst­udierenden oder pädagogisc­hen Hilfskräft­en?“, fragt Nicole Reese, Sprecherin der Inititaive. Die Eltern hoffen, „dass die Justiz endlich aufwacht und ein Urteil im Sinne der Kinder fällt“.

 ??  ?? Weiterführ­ende Schulen (hier das Georg-Büchner-Gymnasium im letzten Jahr) müssen wegen der Maskenpfli­cht wohl länger auf Raumfilter warten.
Weiterführ­ende Schulen (hier das Georg-Büchner-Gymnasium im letzten Jahr) müssen wegen der Maskenpfli­cht wohl länger auf Raumfilter warten.

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