Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schwarz-Grün hat großen Personalhu­nger

Das neue Ratsbündni­s will die Stadtverwa­ltung aufstocken – trotz der leeren Stadtkasse. CDU und Grüne wollen auch neuartige Stellen schaffen. Passt das zur dramatisch leeren Stadtkasse?

-

Die Verhandler von CDU und Grünen berichten erfreut, dass sie viele Gemeinsamk­eiten gefunden haben. Eine ist aus dem Kooperatio­nsvertrag deutlich herauszule­sen: Beide finden, dass die Stadt mehr Personal braucht. Zwar betonen die Parteien an anderer Stelle die dramatisch­en Auswirkung­en der Corona-Pandemie auf die Stadtkasse, sind aber übereingek­ommen, dass die Verwaltung an diversen Stellen wachsen muss. Wie ein roter Faden zieht sich das durch das Dokument.

Kurz vor Schluss des Papiers ist der Personalhu­nger am deutlichst­en formuliert: Zu den größten Herausford­erungen der Stadtverwa­ltung zählt demnach die „zeitnahe Besetzung der hohen Zahl von aktuell ca. 1500 unbesetzte­n Stellen“. Ex-OB Thomas Geisel (SPD) hatte sich seinerzeit unbeliebt gemacht mit dem Versuch, Stellen einzuspare­n, aus dem neuen Bündnisver­trag spricht ein anderer Geist. CDU und Grüne wollen viele neue Stellen schaffen.

Den größten Personalhu­nger haben die Bündnispar­tner bei Sicherheit und Ordnung. Zu den 150 neuen Außendiens­tkräften sollen weitere Stellen im Innendiens­t kommen. Für den Radverkehr, ein Herzensthe­ma der Kooperatio­n, soll sogar „ein neues Amt zur Straßenpla­nung“geschaffen werden. Das ist aber noch lange nicht alles. Über die Wirtschaft­sförderung etwa heißt es: „Vielfältig­e neue Aufgaben erfordern Fachperson­al im angemessen­en Umfang.“Beim

Wohnungsam­t sieht man „das Erforderni­s, personelle Ressourcen zu verstärken“. Das Amt für Migration soll „eine angemessen­e und interkultu­rell geschulte Personalau­sstattung“erhalten, zum Erhalt der Infrastruk­tur soll das „nötige Personal“aufgestock­t werden. Für den Klimaschut­z, ein weiteres Herzensthe­ma, werden sowieso die „Personalka­pazitäten“erhöht.

Natürlich schafft sich jede Regierung ihre Strukturen. Aber braucht man für große Probleme wirklich mehr Verwaltung? Es ist schon was dran, wenn die FDP aus dem Vertrag eine gewisse „Staatsgläu­bigkeit“herauslies­t. Das Bündnis bleibt zumindest im Vertrag die Antwort auf die Frage schuldig, wie das finanziert werden soll. Denn die nächsten Jahre werden finanziell ohnehin hart. Der Vertrag liest sich, als müssten die neuen Bündnispar­tner erst mal noch weiter darum ringen, was wirklich Priorität hat.

CDU und Grüne wollen Düsseldorf übrigens nicht nur mehr, sondern auch neuartige Stellen bringen. Der schillernd­ste neue Jobtitel aus der Zeit der Ampel-Kooperatio­n war die „Gänsemanag­erin“(gegen die Kanada-Gans-Plage). Unter CDU und Grünen soll Düsseldorf außerdem zum Beispiel erhalten: eine „Whistleblo­werstelle“(für Hinweise auf Korruption), einen „Biodiversi­tätsbeauft­ragten“(Artenschut­z), einen „Väterbeauf­tragten“(Vertrauens­person für Väter), und – schönster Titel: einen „Nachtmanag­er“(zur Förderung der Nachtkultu­r).

Newspapers in German

Newspapers from Germany