Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ein halbes Jahrhundert ehrenamtlich auf der Richterbank
Im Düsseldorfer Sozialgericht hat Hans Nolte die gesellschaftliche Veränderungen der vergangenen 50 Jahre aus einer besonderen Perspektive erlebt.
OBERBILK Manchmal hat Hans Nolte die Welt, bzw. Eltern nicht mehr verstanden. „Ich bin Vater von drei Kindern“, konstatiert Nolte. „Da hat es mir manchmal die Sprache verschlagen, wenn beispielsweise Väter nicht umsichtig mit ihren Kindern umgegangen sind.“Nolte musste in seiner Rolle als ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht Düsseldorf auch über solche Fälle in der Opferentschädigung befinden.
Der gebürtige Wuppertaler feierte jetzt ein außergewöhnliches „Dienstjubiläum“. Am 1. Januar 1971 wurde er als ehrenamtlicher Richter auf Vorschlag der Arbeitgeberverbände vom Präsidenten des Sozialgerichts Düsseldorf berufen und wirkte kurz darauf an seiner ersten Verhandlung im Bereich der Rentenversicherung mit. Mit anderen Worten: Hans Nolte ist seit 50 Jahren unentgeltlich in der Rechtsprechung aktiv.
„Eine so lange Zeit, das ist schon etwas ganz Besonderes. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in der Geschichte der Sozialgerichtsbarkeit Nordrhein-Westfalens schon einmal ein solches Jubiläum zu feiern hatten“, erklärt der Präsident des Sozialgerichts Düsseldorf Peter F. Brückner.
Coronabedingt war der Rahmen für die Jubiläumsfeier mit Überreichung einer Ehrenurkunde und Ehrennadel eher bescheiden. „Der äußere Rahmen ist nicht so wie man es sich vorstellt. Wir sind in Zeiten, in denen größere Menschenansammlungen unmöglich sind“, so Brückner.
Die Wertschätzung von Noltes langjähriger Mitarbeit an unzähligen Urteilen war dennoch nicht zu überhören. „In vielen Situationen, in denen ich nicht weiter wusste, habe ich Herrn Nolte gefragt, wie es ausgehen sollte. Dann haben wir dafür eine Begründung gesucht“, scherzte Brückner. „Sie haben immer den gesunden Menschenverstand mit eingebracht und geholfen, Entscheidungen zu treffen, die den Gerechtigkeitsvorstellungen so weit wie möglich nahe kommen.“
So viel Anerkennung war dem 85-jährigen passionierten Bridgeund Tennisspieler Nolte fast peinlich. „Es hat mir immer Spaß gemacht, obwohl einige Leute bedröppelt aus dem Gerichtssaal geschlichen sind“, verrät Nolte. Er saß in wechselnden Kammern mit verschiedenen kammervorsitzenden Richterinnen und Richtern und sprach Recht in verschiedenen Rechtsgebieten. So neben dem Rentenversicherungsrecht im Bereich des Arbeitslosengeldes I sowie im Versorgungs- und Schwerbehindertenrecht.
Der Diplom-Kaufmann der nach seiner Arbeitszeit als Leiter der Finanzbuchhaltung eines Wuppertaler Unternehmens vom Sozialverband VdK weiter für das ehrenamtliche Richteramt vorgeschlagen wurde, macht aber demnächst mit seinem juristischen Hobby Schluss. In diesem Jahr wird er noch auf dem Richterstuhl in der Nähe des Hauptbahnhofes Platz nehmen, danach wird er sich vermehrt dem gemeinsamen Radfahren mit seiner Familie widmen. „50 Jahre sind genug“, befindet Nolte.