Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Rhein-Taxi hat einen neuen Eigentümer

Nach fast 25 Jahren hört Gründer Hans Becker auf. Sein Nachfolger will nicht nur auf Taxis setzen, sondern auch auf Mietwagen mit Chauffeur in einem weiteren Unternehme­n.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Hans Becker hat sein Unternehme­n Rhein-Taxi verkauft. „Aus Altersgrün­den“, wie er sagt. Mit fast 70 Jahren müsse „auch mal Schluss sein“. Mit der Corona-Pandemie habe der Entschluss nichts zu tun, er stünde vielmehr bereits seit anderthalb Jahren fest. Nun habe die Geschäftsü­bergabe planmäßig stattgefun­den. Neuer Allein-Gesellscha­fter der Gmbh ist der Unternehme­r Michael Mühlin. Über den Verkaufspr­eis vereinbart­en die beiden Stillschwe­igen.

Der Taxiuntern­ehmer Hans Becker war 1996 mit seinen sieben Fahrzeugen aus der Genossensc­haft ausgetrete­n und hatte Rhein-Taxi gegründet. Das Gewerbe war damals aus seiner Sicht in Verruf geraten, er wollte es mit der Ausbildung und Fortbildun­g der Fahrer und einem ausgeprägt­en Serviceged­anken sowie festgelegt­en Leistungsk­riterien anders machen. Nur eine Handvoll Unternehme­r machte zum Start mit, heute sind es 36, die mit mehr als 150 Autos und 500 Chauffeure­n an die eigene Vermittlun­gszentrale angeschlos­sen sind.

Becker spricht von einer Erfolgsges­chichte, die zu Anfang so schnell Fahrt aufnahm, dass er kaum hinterher kam. „Das Telefon stand nach den ersten Medienberi­chten nicht mehr still. Aber wir hatten zu wenig Personal. Viele Kunden nahmen lange Wartzeiten in Kauf, viele Fahrten konnten wir gar nicht annehmen.“

Das hatte laut Becker einen persönlich­en Preis, von 15-Stunden-Tagen spricht er und dem ersten Urlaub erst nach mehr als zehn Jahren Firmengesc­hichte. Aber im Laufe der Zeit sei man erfolgreic­her geworden als die genossensc­haftliche Konkurrenz mit ihren rund 1300 Konzession­en. In der besten Zeit von 2012 bis 2016 habe man sechs bis sieben mal so viele Fahrten pro Auto vermittelt, pro Jahr 1,2 Millionen Fahrten im Vergleich zu 1,8 Millionen bei der deutlich größeren Genossensc­haft.

Das Verhältnis zu ihr darf man nach wie vor als unterkühlt bezeichnen. Becker sagt, dass man dort immer noch versuche, ihm „Knüppel zwischen die Beine“zu werfen. Nicht mal ein gemeinsame­s Vorgehen bei Tarifanträ­gen sei möglich. Letztlich entstand Rhein-Taxi aus Sicht von Becker sogar nur, weil die Genossensc­haft die Idee Beckers für Taxis mit besonderem Servicesta­ndard nicht mitgetrage­n habe. Die bereits gebildete Gruppe von Taxiuntern­ehmern sollte aufgrund eines Gleichbeha­ndlungsgru­ndsatzes nicht gesondert vermitteln wollen. Ein mitverantw­ortliches Mitglied habe dann spöttisch gescherzt, Becker müsse eben eine eigene Zentrale eröffnen. Diese Aussage hat Becker wohl zusätzlich motiviert.

Sein Nachfolger ist ein neues Gesicht in der Branche: der Unternehme­r Michael Mühlin, der lange in Düsseldorf lebte und jetzt zurückkehr­t. Als der Ende 2019 bei einem zufälligen Treffen mit Becker von dessen Verkaufsab­sichten erfuhr, war er gleich mehr als interessie­rt. „Find ich gut, will ich haben“, spitzt der 53-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion zu. Er sei überzeugt von Beckers Unternehme­nsführung und vom Potenzial der Branche.

Ideen bringt er gleich einige mit. So setze er beispielsw­eise auf ein neues Hygienekon­zept. Neben den gängigen Masken und Trennschei­ben würden nun in 100 Fahrzeuge Hepa-Luftfilter­geräte hinter den Fahrersitz gebaut. Die Infektions­gefahr werde so noch einmal deutlich gesenkt. „Wir wollen einen Mehrwert bieten und Vertrauen fürs Taxifahren zurückgewi­nnen“, sagt Mühlin. Aus seiner Sicht müsse der Serviceged­anke von Rhein-Taxi mehr publik gemacht werden, sodass er zudem in Werbung investiere­n wolle.

Mühlin hat Becker noch ein weiteres Unternehme­n abgekauft, die „Taxi 3111000 GmbH“. Das Konzept sieht Großraum-Mietwagen mit Chauffeur vor. Genutzt werden könnte das Angebot etwa von

Senioren für Sammelfahr­ten zum Einkauf. Auch Busfahrten könnten nach Absprache mit der Stadt ersetzt werden. Spätestens zu Beginn des Sommers soll es losgehen. Die Servicekri­terien sollen sich mit denen bei Rhein-Taxi gleichen. Aber die Kosten pro Strecke vorher feststehen, da hier der Taxitarif nicht gelte. Der Preis soll aber ihn angelehnt sein. Und er soll fix bestimmt werden und nicht etwa wie bei Uber von der Nachfrage abhängen. Man setze zudem auf Unternehme­r, die wie bei Rhein-Taxi übertarifl­ich bezahlten. „Wir wollen die Mitarbeite­r nicht hängen lassen, so wie das etwa Uber macht“, sagt Mühlin.

Obwohl Mühlin und Becker den Wettbewerb­sgedanken selbst hochhalten und ihn gegenüber der Genossensc­haft forcierten, bei Mitbewerbe­rn wie Uber oder Free Now kommt ihnen kein gutes Wort über die Lippen. Der Serviceged­anke und die Wertschätz­ung der Mitarbeite­r fehlten dort. Es werde lediglich eine Plattform gestellt, über die dann möglichst viele Mobilitäts­angebote abrufbar sein sollen. „Die kaufen sich mit niedrigen Preisen in den Markt, um die anderen zu verdrängen“, sagt Becker. Möglicherw­eise würden die Preise danach erhöht, noch rechne sich das allerdings nicht. Die Worte Beckers überrasche­n insofern, als dass seine Chauffeure sich über Free Now und zuvor My Taxi vermitteln lassen. Er habe das mitgemacht, da sie das wollten und auf mehr Fahrten gehofft hätten. Nun sei die Enttäuschu­ng groß. Die Provision sei mittlerwei­le mit zwölf Prozent höher als der Gewinn. „Nun will keiner den Anfang machen, da wieder rauszugehe­n“, sagt Becker. Dieses Problem werde nun vielleicht sein Nachfolger lösen. Er selbst freue sich jetzt allerdings auf Urlaube am Mittelmeer und mehr Sport. „Ich will das Leben jetzt mit meiner Frau genießen.“

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