Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kunstfilme statt Galerieöff­nung

Galerist Rainer Rehfeld filmt die Ausstellun­g und zeigt sie online. Ein Protokoll.

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Im Lockdown haben auch die Kunsträume und Galerien geschlosse­n, was mein Geschäft entspreche­nd ausbremst. Anstrengen­d ist auch, dass Planungssi­cherheit fehlt. Ob es im März oder sogar schon im Februar weitergeht, ist völlig offen. Galerien aber planen ihre Ausstellun­gen über Monate oder noch weiter im Voraus. In meinem Coelner Zimmer an der Schirmerst­raße hängen zurzeit die Bilder der Malerin Verena Landau. Mitte Oktober konnten wir die Ausstellun­g noch mit einer Vernissage eröffnen – unter den damals herrschend­en Hygienereg­eln, versteht sich. Fünf Personen durften gleichzeit­ig in den Kunstraum, die anderen Besucher mussten warten.

Nun ist seit November alles geschlosse­n. Ich habe angefangen, die Bilder zu fotografie­ren und die Fotos auf meiner Website zu zeigen. Schwer zu sagen, ob das bei den Betrachter­n

gut ankommt. Das Zeigen von Kunst ist ein emotionale­r Vorgang mit persönlich­er Kommunikat­ion. Das fehlt online.

Um das Interesse an der Ausstellun­g zu fördern, habe ich mir nun etwas Neues überlegt. Verena Landau lässt sich bei ihrer Arbeit im Atelier filmen und erzählt von ihren Projekten. Und ich filme meine Galerie und erläutere die bereits ausgestell­ten Bilder. Beide Perspektiv­en werden zurzeit zu einem Film montiert. Das macht eine Fachfrau, die natürlich bezahlt werden muss. Ob ich das Geld durch Verkäufe wieder erwirtscha­fte, ist ungewiss. Viele Kosten decke ich zurzeit aus meinen Rücklagen.

Allerdings bekomme ich auch etwas staatliche Hilfe. Durch eine Ausschreib­ung fördern die Bundesregi­erung und andere Teilnehmer die Galerien zu Zeiten der Pandemie. Das Geld kann ich für kommende Projekte nutzen. Mitte Februar beginnt eine neue Ausstellun­g bei mir im Coelner Zimmer. Der Maler Torben Eggers zeigt seine Bilder, es wird die erste Ausstellun­g sein, die ich unter den strengen Bedingunge­n einer Corona-Pandemie eröffne. Eine Vernissage mit Besuchern gibt es nicht, aber vielleicht kann ich Öffnungsze­iten nach Anmeldunge­n anbieten. Wie zurzeit schon werde ich auch die kommende Ausstellun­g mit einem Film begleiten – nach dem gleichen Prinzip wie jetzt und auch mit den gleichen Kosten.

Dann wird es bald ein Jahr her sein, dass die Pandemie in Deutschlan­d begonnen hat. Mir kommt es noch immer ganz unwirklich vor, wie ich den Februar 2020 erlebt habe. Eine Ausstellun­g war zuvor zu Ende und ich bereitete eine neue Solo-Schau vor. Obwohl im Februar die Situation noch nicht ernst genommen wurde, hatte ich irgendwie im Blut, was da auf uns zukommt und dass eine längere Planung gefährdet ist. Statt der aufwendige­n Solo-Schau organisier­te ich eine Mischung mit Werken von Künstlern, die ich in den vergangene­n Jahren ausgestell­t haben. Dieses Best-of wurde erst im Oktober von der Solo-Ausstellun­g von Verena Landau abgelöst. Das Filmprojek­t mit ihr ist nächste Woche fertig und online auf www.coelner-zimmer.de zu sehen. Ich hoffe auf großes Interesse, damit das Jahr 2021 wieder gut beginnt. Pläne für das Jahr habe ich genug. Im September besteht die Galerie Coelner Zimmer schon zehn Jahre.

Aufgezeich­net von Holger Lodahl.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Rainer Rehfeld betreibt seit bald zehn Jahren den Kunstraum Coelner Zimmer in Pempelfort.

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