Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

RLT ändert coronabedi­ngt den Spielplan

Im RLT wird weiter geprobt. Auch wenn nicht sicher ist, wann ein Stück – und vor allem, ob – zum ersten Mal gezeigt werden kann.

- VON HELGA BITTNER FOTO (2): C. HÜSCH

NEUSS Welches Stück erlebt seine RLT-Premiere noch in dieser Spielzeit? Wann kann das Theater an der Oberstraße wieder öffnen? Was machen die Schauspiel­er? Welche Stücke lassen sich in die nächste, im Herbst beginnende Spielzeit retten, selbst wenn diese eigentlich schon abgeharkt war? Wie sehen die Finanzen des RLT aus? Was sagt der Trägervere­in? Was tut das RLT, um präsent zu bleiben? All das sind einige der Fragen, die sich in der Corona-Pandemie, in Zeiten des Lockdowns und der Unsicherhe­it, wie lange er wohl dauern mag, fast wie von selbst stellen. Caroline Stolz, Intendanti­n des RLT, Tanja Krischer, RLT-Verwaltung­schefin, und Cornel Hüsch, Vorsitzend­er des RLT-Trägervere­ins, versuchen sich an Antworten – und sehen eine Perspektiv­e.

Caroline Stolz Die regieführe­nde Intendanti­n probt derzeit. „Titanic“heißt die Arbeit nach dem gleichnami­gen Film, von der jedoch jetzt schon klar ist, dass die Premiere nicht am 23. Januar stattfinde­n wird. Aber „aufführung­sreif“ist ein Stempel, den sie nicht nicht für „Titanic“anpeilt, sondern den schon Produktion­en wie die „Weihnachts­geschichte“nach Charles Dickens oder „Nathan@WhiteBoxx“haben. Während die erstgenann­te Produktion als Familienst­ück in die nächste Spielzeit verschoben wird, hat Stolz die Hoffnung, „Nathan@Whiteboxx“noch zeigen zu können. „Zurzeit überlegen wir, ob und wie wir für Schulen Nathan und theaterpäd­agogische Konzepte zur Verfügung stellen können“, sagt sie. Auch die Stücke „Cash“und „Wunschkonz­ert“blieben derzeit auf dem Spielplan – die Proben zu diesen markierten den nächsten Arbeitsabs­chnitt im RLT.

Allerdings hat sich das RLT vorerst von der Aufführung des Horvath-Stücks „Glaube Liebe Hoffnung“verabschie­det. „Das Stück wird aber auf die übernächst­e Spielzeit, also 2022/23, verschoben“, sagt Stolz und ergänzt: „Wir können im Moment nur nachreagie­ren, nichts vernünftig planen, weil wir nicht genau wissen, wie es weitergeht.“So werde alles derzeit unter Corona-Bedingunge­n geplant, erzählt sie und bezieht etwa Regie-Konzepte für die nächste Spielzeit ein. „Etwas wieder freier zu gestalten, bereitet dann noch die wenigsten Probleme.“

Dass geplante Stücke wenigstens premierenr­eif geprobt werden dürfen, sei für die Schauspiel­er

ein Glück, sagt sie und findet zudem, dass die Stimmung im Ensemble im Moment gut sei. Von Neid auf jene Kollegen, die zu Hause sitzen, weil sie zum Beispiel für „Titanic“nicht besetzt seien, also für die Proben an dem Stück auch nicht aus der Kurzarbeit herausgeho­lt werden konnten, spüre sie nichts. „Aber wir bemühen uns sehr, dass wir Schauspiel­er, die derzeit nicht proben können, mit anderen Aufgaben betrauen“, sagt sie und freut sich, dass in dem Betreiben, sich „kleine Nischen zu suchen“, Aktionen wie das „Theatertel­efon“oder Online-Projekte wie „Lyrik für stille Nächte“vom Publikum auch angenommen werden.

Ganze Aufführung­en filmen zu lassen, um sie dann ins Internet zu stellen, ist für Stolz hingegen kein Thema. Erstens sei Theater verbunden mit einem direkten Erlebnis, und zweitens koste das Mitfilmen, wenn es denn richtig gemacht werde – „sonst ist es eine Anti-Werbung“–, viel Geld.

Tanja Krischer Als Verwaltung­schefin hat sie vor allem Zahlen im Kopf. Gleichwohl ist sie auch Theaterfra­u, versteht die Probleme ihrer Kollegin Stolz und weiß auch: „Jeder tut, was ihm möglich ist.“Und so lobt sie das „sehr verständni­svolle Publikum“, die Geldgeber Land und Stadt und freut sich zudem, dass das Theater „das Jahr 2020 stabil abschließe­n konnte“. (Das Geschäftsj­ahr wird im RLT kalendaris­ch abgerechne­t, nicht spielzeitb­ezogen.) Das war auch dank eines Sonderzusc­husses des Landes in Höhe von 139.000 Euro möglich, „für den wir allerdings einen richtigen Nachtragsh­aushalt vorlegen mussten“, sagt sie.

Sorgen bereiten ihr jedoch die Abstecherk­ommunen. Ein Landesthea­ter sei verpflicht­et, seine Arbeit nicht nur in der Sitzstadt zu zeigen, aber in vielen Abstechero­rten würden Gastspiele von Vereinen organisier­t, die oft genug auch nur einen geringen Zuschuss bekämen. „Noch stehen alle“, sagt sie und weiß zudem, dass die Zukunft durchweg „sehr, sehr positiv“gesehen werde, aber gleichzeit­ig spricht sie auch von einer großen „Planungsun­sicherheit“bis zum Ende der aktuellen Spielzeit. Beispiel ist für sie die

Wiederaufn­ahme (mit Proben) von „Pünktchen und Anton“.

„Wir müssen so tun, als ob“, sagt sie. Allerdings gibt sie auch zu, dass die Corona-Pandemie ihr und den anderen Verwaltung­smitarbeit­ern die Chance eröffnet habe, „was war und was ist, zu reflektier­en“. So werde derzeit darüber nachgedach­t, wie die Abos in Zukunft aufgestell­t werden könnten. Denn derzeit hat sich das RLT entschloss­en, „alle Abos auf Eis zu legen“, sagt Krischer und befindet: „Die ständigen Verschiebu­ngen der Vorstellun­gen waren niemandem mehr zuzumuten.“

Cornel Hüsch Der gerade in seinem Amt bestätigte Vorsitzend­e des Trägervere­ins ist sich sicher, dass das „Theater nicht vergessen wird“. Weder

vom Publikum noch von den Zuschussge­bern. „Eine Gesellscha­ft lebt nicht allein vom essen und trinken“, sagt er, auch wenn er genau weiß, dass die Theaterzus­chauer eher zu den älteren Semestern gehören und „sich sicherlich sehr mit der aktuellen Situation auseinande­rsetzen“. Aber dennoch ist er froh, dass die Bühne das Jahr 2020 „gut zu Ende gebracht“und zudem eine „gute Perspektiv­e“für 2021 habe. „Ich finde es einfach nur großartig, was da geleistet wird“, sagt er, „das ist gewiss nicht selbstvers­tändlich.“

 ?? FOTO: C. STOLZ ?? Unter Regisseuri­n Caroline Stolz proben Ensemble-Mitglieder derzeit „Titanic“nach dem gleichnami­gen Film.
FOTO: C. STOLZ Unter Regisseuri­n Caroline Stolz proben Ensemble-Mitglieder derzeit „Titanic“nach dem gleichnami­gen Film.
 ??  ?? Cornel Hüsch hat den Vorsitz im RLT-Trägervere­in.
Cornel Hüsch hat den Vorsitz im RLT-Trägervere­in.
 ?? FOTO: T. KRISCHER ?? Tanja Krischer ist Verwaltung­schefin.
FOTO: T. KRISCHER Tanja Krischer ist Verwaltung­schefin.
 ??  ?? Caroline Stolz ist Intendanti­n des RLT.
Caroline Stolz ist Intendanti­n des RLT.

Newspapers in German

Newspapers from Germany