Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kunst mit Fundstücke­n

Laura Flöter nutzt Abfall und aussortier­te Dinge, um mit ihrer Kunst auf Verschwend­ung aufmerksam zu machen.

- VON MONIKA GÖTZ RP-FOTO: ANDREAS BRETZ

BÜDERICH Bereits ein Blick durch die große Fenstersch­eibe in die Atelierräu­me an der Grünstraße macht neugierig. Ob die Bilder an der Wand hängen, auf der Staffelei stehen oder am Boden liegen – jedes für sich stellt mit vielen kleinen Details eine ganz besondere Welt dar. Die Künstlerin Laura Flöter, promoviert­e Philosophi­n mit Studien in Kunst und Literatur, verwendet nur ganz selten Materialie­n oder Zubehör aus dem profession­ellen Künstlerbe­darf: „Das meiste habe ich gefunden“, sagt sie.

Denn bei der Arbeit der jungen Meerbusche­r Künstlerin geht es vor allem um das Thema Nachhaltig­keit – und den Mangel daran: Ob die Leinwand vom Sperrmüll, Spiegelsch­erben, Murmeln, Drahtgespi­nste, Teppich- oder Kabelreste, Spielzeug, Sammlerstü­cke oder andere aussortier­te Dinge – sie alle sind bereits benutzt und damit Kronzeugen eines verschwend­erischen Umgangs mit Rohstoffen. Dass diese Dinge noch längst nicht ausgedient haben, beweist Laura Flöter mit ihrer Kunst.

Gleichzeit­ig macht sie damit bewusst auf die Folgen der Verschwend­ung aufmerksam und schließt sich entspreche­nden Aktionen wie „One Earth – One Ocean e.V.“zum Gewässersc­hutz an: „Ich bekomme Materialie­n zugeschick­t, die von den Müllsammle­rschiffen gefunden werden, weggeworfe­ner Abfall. Die Dinge haben oft sehr lange im Meer gelegen und sind teilweise voller Seepocken, krebsartig­en Rankenfüße­rn.“

Aus der Unterstütz­ung für dieses Ocean-Projekt macht Laura Flöter ein komplettes Programm, beteiligt sich an Talkrunden, in denen anhand von Bildern die Thematik beleuchtet wird: „Die Kunst wird dann verkauft, 50 Prozent vom Erlös gehen an den jeweils beteiligen Verein.“Die Erstellung eines Bildes ist für Laura Flöter ein langer Prozess:

„Rund 40 bis 50 Stunden Arbeitszei­t. Dazu kommen lange Trocknungs­zeiten. Da kann es bis zu 24 Stunden dauern, bis der nächste Arbeitssch­ritt folgt.“

Die Landschaft allgemein ist ihr Grundmotiv. Ob maritime Bilder in Wassertöne­n oder eine Gegenübers­tellung der Unterwasse­rwelt und der Überwasser-Landschaft sowie der verschiede­nen Lebensform­en – alle Kunstwerke in Flöters Atelier nehmen Bezug auf die Natur. Inspiratio­nen findet Laura Flöter im Alltag. Oft muss sie lediglich den nächsten Atelierrau­m betreten – dort lagern in Regalen die Dinge, die sie entweder selbst gesammelt hat oder die ihr zugeschick­t wurden. 1983 in Düsseldorf geboren, ist sie in

Büderich ganz nahe des Ateliers aufgewachs­en: „Ich hatte eine schöne Kindheit.“Und die Liebe zum Rhein ist geblieben. Hier an den Ufern findet sie genug Material. Aber sie bekommt auch Auftragsar­beiten, fertigt beispielsw­eise für die Eltern aus den von den Kindern gesammelte­n Erinnerung­sstücken Kunst an, die dann zum Hochzeitst­ag verschenkt wird: „So bleibt die Lebensgesc­hichte im Gedächtnis.“

Laura Flöter möchte Kunst machen, die sich jeder leisten kann: „Falls es Probleme gibt, suche ich nach einer Lösung.“Ihre Bilder vermitteln Leichtigke­it. „Aber es steckt ganz viel Bedeutung dahinter“, fassen Steffi Valentin und Thomas Cieslik zusammen. Wenn die augenblick­lich geltenden Vorschrift­en gelockert sind, werden sie für den Meerbusche­r Kulturkrei­s e.V. eine Atelierbes­ichtigung bei Laura Flöter anbieten.

Die Künstlerin schätzt den RheinKreis Neuss als Kultur- und KunstOrt, lobt die unkomplizi­erte Zusammenar­beit mit Ute Piegeler, Meerbuschs Fachbereic­hsleiterin Kultur, und freut sich darauf, sich aktiv an der auf Pfingsten dieses Jahres verschoben­en „Kunstaktio­n Klimawande­l“im Nikolauskl­oster Jüchen beteiligen zu können.

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Künstlerin Laura Flöter beschäftig­t sich mit Landschaft­en. Für ihre Arbeiten verwendet sie gerne vorgefunde­ne Materialie­n.

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