Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Kunst mit Fundstücken
Laura Flöter nutzt Abfall und aussortierte Dinge, um mit ihrer Kunst auf Verschwendung aufmerksam zu machen.
BÜDERICH Bereits ein Blick durch die große Fensterscheibe in die Atelierräume an der Grünstraße macht neugierig. Ob die Bilder an der Wand hängen, auf der Staffelei stehen oder am Boden liegen – jedes für sich stellt mit vielen kleinen Details eine ganz besondere Welt dar. Die Künstlerin Laura Flöter, promovierte Philosophin mit Studien in Kunst und Literatur, verwendet nur ganz selten Materialien oder Zubehör aus dem professionellen Künstlerbedarf: „Das meiste habe ich gefunden“, sagt sie.
Denn bei der Arbeit der jungen Meerbuscher Künstlerin geht es vor allem um das Thema Nachhaltigkeit – und den Mangel daran: Ob die Leinwand vom Sperrmüll, Spiegelscherben, Murmeln, Drahtgespinste, Teppich- oder Kabelreste, Spielzeug, Sammlerstücke oder andere aussortierte Dinge – sie alle sind bereits benutzt und damit Kronzeugen eines verschwenderischen Umgangs mit Rohstoffen. Dass diese Dinge noch längst nicht ausgedient haben, beweist Laura Flöter mit ihrer Kunst.
Gleichzeitig macht sie damit bewusst auf die Folgen der Verschwendung aufmerksam und schließt sich entsprechenden Aktionen wie „One Earth – One Ocean e.V.“zum Gewässerschutz an: „Ich bekomme Materialien zugeschickt, die von den Müllsammlerschiffen gefunden werden, weggeworfener Abfall. Die Dinge haben oft sehr lange im Meer gelegen und sind teilweise voller Seepocken, krebsartigen Rankenfüßern.“
Aus der Unterstützung für dieses Ocean-Projekt macht Laura Flöter ein komplettes Programm, beteiligt sich an Talkrunden, in denen anhand von Bildern die Thematik beleuchtet wird: „Die Kunst wird dann verkauft, 50 Prozent vom Erlös gehen an den jeweils beteiligen Verein.“Die Erstellung eines Bildes ist für Laura Flöter ein langer Prozess:
„Rund 40 bis 50 Stunden Arbeitszeit. Dazu kommen lange Trocknungszeiten. Da kann es bis zu 24 Stunden dauern, bis der nächste Arbeitsschritt folgt.“
Die Landschaft allgemein ist ihr Grundmotiv. Ob maritime Bilder in Wassertönen oder eine Gegenüberstellung der Unterwasserwelt und der Überwasser-Landschaft sowie der verschiedenen Lebensformen – alle Kunstwerke in Flöters Atelier nehmen Bezug auf die Natur. Inspirationen findet Laura Flöter im Alltag. Oft muss sie lediglich den nächsten Atelierraum betreten – dort lagern in Regalen die Dinge, die sie entweder selbst gesammelt hat oder die ihr zugeschickt wurden. 1983 in Düsseldorf geboren, ist sie in
Büderich ganz nahe des Ateliers aufgewachsen: „Ich hatte eine schöne Kindheit.“Und die Liebe zum Rhein ist geblieben. Hier an den Ufern findet sie genug Material. Aber sie bekommt auch Auftragsarbeiten, fertigt beispielsweise für die Eltern aus den von den Kindern gesammelten Erinnerungsstücken Kunst an, die dann zum Hochzeitstag verschenkt wird: „So bleibt die Lebensgeschichte im Gedächtnis.“
Laura Flöter möchte Kunst machen, die sich jeder leisten kann: „Falls es Probleme gibt, suche ich nach einer Lösung.“Ihre Bilder vermitteln Leichtigkeit. „Aber es steckt ganz viel Bedeutung dahinter“, fassen Steffi Valentin und Thomas Cieslik zusammen. Wenn die augenblicklich geltenden Vorschriften gelockert sind, werden sie für den Meerbuscher Kulturkreis e.V. eine Atelierbesichtigung bei Laura Flöter anbieten.
Die Künstlerin schätzt den RheinKreis Neuss als Kultur- und KunstOrt, lobt die unkomplizierte Zusammenarbeit mit Ute Piegeler, Meerbuschs Fachbereichsleiterin Kultur, und freut sich darauf, sich aktiv an der auf Pfingsten dieses Jahres verschobenen „Kunstaktion Klimawandel“im Nikolauskloster Jüchen beteiligen zu können.