Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das sagen Meerbusche­r zum neuen Lockdown

Die verschärft­en Maßnahmen zum Infektions­schutz stoßen in der Stadt auch auf Kritik. Viele Meerbusche­r bemängeln fehlende Konsequenz.

- VON DOMINIK SCHNEIDER Haben Sie ähnliche Erfahrunge­n gemacht? Wie gut – oder schlecht – kommen Sie mit der aktuellen Situation zurecht? Schreiben Sie uns ihre Meinung an meerbusch@rheinische-post.de.

MEERBUSCH Seit gut einer Woche gelten die verschärft­en Regeln zur Reduzierun­g der Corona-Ansteckung­en. So ist der Präsenzunt­erricht zum Großteil eingestell­t, jeder Haushalt darf nur noch eine Person zu Gast haben.

Für viele Menschen, auch in Meerbusch, bedeutet das einen Eingriff in ihre Arbeit und Freizeitge­staltung. Die Meinungen zu den Maßnahmen gehen dabei deutlich auseinande­r. Während viele Meerbusche­r einverstan­den mit den Einschränk­ungen sind, gibt es auch solche, die sich kritisch äußeren.

Dazu gehört Vanessa Willing. Die Meerbusche­rin ist verheirate­t und hat zwei Kinder, die die zweite und sechste Klasse besuchen. Zu den Reduzierun­gen sozialer Kontakte sagt sie: „Seit Wochen schränken wir unsere Kontakte auf ein Minimum ein, meine 92-jährige Oma haben wir im letzten Jahr genau einmal auf Abstand gesehen. Freunde wurden nur selten getroffen, wenn dann die selbe Familie und draußen. Sollte es zur Einschränk­ung des Bewegungsr­adius kommen, sollte das kein Problem für uns sein. Selbststän­dige werden meiner Meinung nach bei unseren Politikern vollkommen ausgeblend­et. Wir führen einen Handwerksb­etrieb und waren im Frühjahr froh, dass wir weiter arbeiten durften. Notbetreuu­ng stand uns nicht zu, da wir nicht systemrele­vant waren. Notgedrung­en hat meine Schwester ihr Homeoffice zu uns verlagert, damit die Kinder betreut waren.“

Für Willing ist die Betreuung der Kinder neben der Arbeit das Hauptprobl­em. Sie hat einige wenig konsequent­e Lösungen in der Schule erlebt, etwa, mehrere Schulkasse­n, die im selben Bus zur Sportanlag­e gefahren wurden oder Lehrer, die in verschiede­nen Klassen Vertretung machen, während die Schüler keinen Kontakt haben dürfen.

Da die Schule jetzt ausfällt, steht Familie Wiling vor neuen Problemen:

Die Tante der Kinder kann diesmal leider kein Homeoffice machen und die Familie somit auch nicht bei der Betreuung unterstütz­en. Die Eltern müssen sich entspreche­nd kümmern – und da Homeoffice im Handwerk nicht möglich ist, bedeutet das einen Verdiensta­usfall. Vanessa Wiling: „Wir halten uns trotz aller Probleme, die wir damit haben, an die Vorgaben, und trotzdem gehen die Infektions­zahlen nicht runter. Jeden Tag fragt der Kleine, wann er sich denn wieder mit seinen Freunden treffen kann und jedes mal muss ich ihn vertrösten. Seine Antwort: Sch... Corona! Recht hat er, und trotzdem hält er sich an alle Regeln und Vorschrift­en. Ich bin so stolz auf unsere Kinder.“

Auch Susanne Striboll-Patz aus Büderich übt Kritik an den Maßnahmen zum Infektions­schutz. Vor allem die Kontaktbes­chränkung auf eine Person findet sie „unüberlegt“.

Ihre Argumentat­ion: „Die Schulen machen zu, die Eltern müssen arbeiten. Also, man darf die Kinder nicht zur Oma bringen, aber die Oma darf zu den Kindern?“Striboll-Patz bezweifelt ebenfalls, ob sich die Kontaktein­schränkung­en unter Erwachsene­n angemessen kontrollie­ren lassen – wenn beispielsw­eise mehrere Personen einen Haushalt gleichzeit­ig besuchen. Eine komplette Ausgangssp­erre hätte sie hingegen begrüßt. Sie beklagt die Rücksichts­losigkeit vor allem jüngerer Menschen, die sich nicht an die Vorgaben halten und so andere in Gefahr bringen. Auch die finanziell unterstütz­ten Möglichkei­ten, Kinder zu Hause zu betreuen, hält sie für nicht konsequent, da diese vom Arbeitgebe­r abhängig seien und die Gehaltsein­bußen vor allem für Alleinerzi­ehende für Probleme sorgen würden.

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FOTO:PRIVAT Vanessa Willing hat als Handwerker­in in der aktuellen Situation Schwierigk­eiten, Beruf und Kinderbetr­euung miteinande­r zu verbinden.

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