Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Das sagen Meerbuscher zum neuen Lockdown
Die verschärften Maßnahmen zum Infektionsschutz stoßen in der Stadt auch auf Kritik. Viele Meerbuscher bemängeln fehlende Konsequenz.
MEERBUSCH Seit gut einer Woche gelten die verschärften Regeln zur Reduzierung der Corona-Ansteckungen. So ist der Präsenzunterricht zum Großteil eingestellt, jeder Haushalt darf nur noch eine Person zu Gast haben.
Für viele Menschen, auch in Meerbusch, bedeutet das einen Eingriff in ihre Arbeit und Freizeitgestaltung. Die Meinungen zu den Maßnahmen gehen dabei deutlich auseinander. Während viele Meerbuscher einverstanden mit den Einschränkungen sind, gibt es auch solche, die sich kritisch äußeren.
Dazu gehört Vanessa Willing. Die Meerbuscherin ist verheiratet und hat zwei Kinder, die die zweite und sechste Klasse besuchen. Zu den Reduzierungen sozialer Kontakte sagt sie: „Seit Wochen schränken wir unsere Kontakte auf ein Minimum ein, meine 92-jährige Oma haben wir im letzten Jahr genau einmal auf Abstand gesehen. Freunde wurden nur selten getroffen, wenn dann die selbe Familie und draußen. Sollte es zur Einschränkung des Bewegungsradius kommen, sollte das kein Problem für uns sein. Selbstständige werden meiner Meinung nach bei unseren Politikern vollkommen ausgeblendet. Wir führen einen Handwerksbetrieb und waren im Frühjahr froh, dass wir weiter arbeiten durften. Notbetreuung stand uns nicht zu, da wir nicht systemrelevant waren. Notgedrungen hat meine Schwester ihr Homeoffice zu uns verlagert, damit die Kinder betreut waren.“
Für Willing ist die Betreuung der Kinder neben der Arbeit das Hauptproblem. Sie hat einige wenig konsequente Lösungen in der Schule erlebt, etwa, mehrere Schulkassen, die im selben Bus zur Sportanlage gefahren wurden oder Lehrer, die in verschiedenen Klassen Vertretung machen, während die Schüler keinen Kontakt haben dürfen.
Da die Schule jetzt ausfällt, steht Familie Wiling vor neuen Problemen:
Die Tante der Kinder kann diesmal leider kein Homeoffice machen und die Familie somit auch nicht bei der Betreuung unterstützen. Die Eltern müssen sich entsprechend kümmern – und da Homeoffice im Handwerk nicht möglich ist, bedeutet das einen Verdienstausfall. Vanessa Wiling: „Wir halten uns trotz aller Probleme, die wir damit haben, an die Vorgaben, und trotzdem gehen die Infektionszahlen nicht runter. Jeden Tag fragt der Kleine, wann er sich denn wieder mit seinen Freunden treffen kann und jedes mal muss ich ihn vertrösten. Seine Antwort: Sch... Corona! Recht hat er, und trotzdem hält er sich an alle Regeln und Vorschriften. Ich bin so stolz auf unsere Kinder.“
Auch Susanne Striboll-Patz aus Büderich übt Kritik an den Maßnahmen zum Infektionsschutz. Vor allem die Kontaktbeschränkung auf eine Person findet sie „unüberlegt“.
Ihre Argumentation: „Die Schulen machen zu, die Eltern müssen arbeiten. Also, man darf die Kinder nicht zur Oma bringen, aber die Oma darf zu den Kindern?“Striboll-Patz bezweifelt ebenfalls, ob sich die Kontakteinschränkungen unter Erwachsenen angemessen kontrollieren lassen – wenn beispielsweise mehrere Personen einen Haushalt gleichzeitig besuchen. Eine komplette Ausgangssperre hätte sie hingegen begrüßt. Sie beklagt die Rücksichtslosigkeit vor allem jüngerer Menschen, die sich nicht an die Vorgaben halten und so andere in Gefahr bringen. Auch die finanziell unterstützten Möglichkeiten, Kinder zu Hause zu betreuen, hält sie für nicht konsequent, da diese vom Arbeitgeber abhängig seien und die Gehaltseinbußen vor allem für Alleinerziehende für Probleme sorgen würden.