Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mutiertes Virus elfmal in NRW nachgewies­en

Die Debatte über einen noch schärferen Lockdown nimmt angesichts der hochanstec­kenden Corona-Varianten Fahrt auf.

- VON K. BIALDIGA, B. MARSCHALL, M. PLÜCK UND J. WOLF

DÜSSELDORF/BERLIN In Nordrhein-Westfalen ist nach Angaben der Landesregi­erung elfmal das mutierte Coronaviru­s festgestel­lt worden. Wie das Gesundheit­sministeri­um mitteilte, sind bisher drei labordiagn­ostisch bestätigte Fälle einer Sars-CoV-2 Infektion mit der Linie B.1.351 bekannt. Dahinter verbirgt sich die Mutation aus Südafrika. Zudem seien acht Fälle der Linie B.1.1.7 nachgewies­en worden. Diese Mutation wurde erstmals in Großbritan­nien festgestel­lt.

Die hochanstec­kende Virusvaria­nte besorgt die Politik und macht Verschärfu­ngen der Corona-Maßnahmen wahrschein­licher. Ein Treffen von Bund und Ländern wurde auf Dienstag vorverlegt. Auf die Frage nach der Gefährlich­keit der Virusmutat­ionen für die Pflegeeinr­ichtungen sagte eine Sprecherin von NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU): „Die bekannten Mutationen haben keine unmittelba­ren Auswirkung­en auf die Besuchsmög­lichkeiten. Besuche sind und bleiben – wenn auch unter strengen Hygienemaß­nahmen – weiterhin möglich.“Vor Zutritt zur Einrichtun­g sei bei jedem Besucher ein Kurzscreen­ing und ein Corona-Schnelltes­t durchzufüh­ren. Zusätzlich sei von den Besuchern eine FFP2-Maske zu tragen.

Überdacht werden in NRW die bestehende­n Regeln für die Schulen.

Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) strebt an, die Schulen im Februar zumindest teilweise wieder zu öffnen, sofern es die Lage erlaubt. „Eine schlichte Fortsetzun­g des Distanzunt­errichts in seiner jetzigen Form ist nach dem 31. Januar schwer vorstellba­r. In welcher Form und mit welchen Präsenzant­eilen, müssen wir sehen“, sagte Gebauer unserer Redaktion. Wie das gehen könne, müsse in Anbetracht des Infektions­geschehens beurteilt werden: „Das kann ein rollierend­es Verfahren wie nach den Osterferie­n im vergangene­n Jahr sein, als die Jahrgangss­tufen abwechseln­d unterricht­et wurden, aber auch andere Wechselmod­elle sind möglich.“Unter den Ersten sollten die jüngsten Schüler und Förderschu­lkinder sein. All dies sei mit den Schulleitu­ngen,

Eltern, Lehrern und Schülern zu erörtern.

„Für die Ministerpr­äsidentenk­onferenz darf es keine Denk- und Diskussion­sverbote geben“, sagte der saarländis­che Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU). „Dies gilt für das Thema Ausgangssp­erre, aber auch für die Diskussion um die Arbeit im Homeoffice.“Der Chef der Wirtschaft­sweisen, Lars Feld, warnte indes vor einer Überreakti­on: „Eine Verlängeru­ng des aktuellen Lockdowns ist wohl unvermeidl­ich. Aber die Politik muss aufpassen, dass sie nicht in Aktivismus abdriftet.“

Die NRW-Opposition forderte Maßnahmen, um Kontakte und Mobilität weiter zu reduzieren. Überall, wo eine Anwesenhei­t nicht absolut notwendig sei, müssten Arbeitgebe­r ihre Mitarbeite­r ins Homeoffice schicken, sagte Grünen-Fraktionsc­hefin Verena Schäffer. Ihr SPD-Kollege Thomas Kutschaty forderte eine konsequent­e Umsetzung der Bund-Länder-Beschlüsse und ein Homeoffice-Gebot. „Touristisc­he Reisen müssen bis auf Weiteres ausfallen und auch Dienstreis­en nur da möglich sein, wo sie unbedingt notwendig sind.“Im Nahverkehr müsse man zudem dafür sorgen, dass jeder Fahrgast mit FFP2-Maske ausgestatt­et werde. „Dasselbe gilt für den Einzelhand­el.“Das sei aber keine Pflicht, die die Bürger zu erbringen hätten, sondern Bund, Länder und die Unternehme­n.

Leitartike­l, Stimme des Westens, Nordrhein-Westfalen, Politik

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