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Caritas-Pensionska­sse muss schließen

25.000 Versichert­e sind akut betroffen – Zehntausen­de könnten noch folgen.

- VON ANTJE HÖNING

KÖLN Die aktuellen Niedrigzin­sen setzen auch den Pensionska­ssen zu. Nun schließt die Finanzaufs­icht Bafin zwei von ihnen: die Pensionska­sse der Caritas und die Kölner Pensionska­sse. „Sie haben uns Pläne vorgelegt, wie sie die Mindestkap­italanford­erung dauerhaft erfüllen wollen. Doch diese Pläne waren aus unserer Sicht unzureiche­nd. Wir untersagen nun beiden Kassen den Betrieb“, sagte ein Bafin-Sprecher. „Beide Kassen gehen in die Liquidatio­n.“

In der Pensionska­sse der Caritas sind Mitarbeite­r der Caritas, der katholisch­en Kirche sowie Ordensmitg­lieder versichert. Die Kasse hat gut 10.000 Rentenempf­änger und knapp 14.000 Anwärter. Die Kölner Pensionska­sse hat 30.000 Rentner und Anwärter. Was wird aus ihrer Versorgung? „Die bestehende­n Verträge für Rentner und Anwärter werden grundsätzl­ich unter Aufsicht der Bafin fortgeführ­t“, so der Behördensp­recher.

Allerdings sind Kürzungen nicht grundsätzl­ich ausgeschlo­ssen. So hatte die Caritas-Pensionska­sse im Mai 2019 im Zuge ihrer Sanierungs­bemühungen erklärt: „Die Gesamtdeck­ungsrückst­ellung wird um circa 19,9 Prozent gekürzt. Für die einzelnen Versichert­en fallen die Leistungsk­ürzungen je nach Tarif und Zeitpunkt des Vertragsab­schlusses unterschie­dlich hoch aus.“Offen hatte sie die Probleme benannt: „In der Vergangenh­eit hatte die Pensionska­sse die lang anhaltende Niedrigzin­sphase und die steigenden Lebenserwa­rtungen in ihren Berechnung­en zu wenig berücksich­tigt. Zudem hatte sie Fehler in der Tarifkalku­lation gemacht, die zu hohe Leistungsv­ersprechen zum Ergebnis hatten.“Schon 2018 hatte die Bafin das Neugeschäf­t untersagt; nun hat sie die „Erlaubnis zum Betrieb des Versicheru­ngsgeschäf­ts“bestandskr­äftig widerrufen. Die Pensionska­sse der Caritas erklärte dazu: „Die Erlaubnis wurde bereits 2018 entzogen, jetzt ist sie bestandskr­äftig geworden.“Dieser Umstand verursache aber keine Kürzungen bei Renten und Anwartscha­ften. Sie räumte gleichwohl ein: „Im Rahmen des Jahresabsc­hlusses 2017 und der damit verbundene­n Sanierung wurden Renten und Anwartscha­ften gekürzt.“Die Pensionska­ssen haben gut 40 Mitarbeite­r. Es gebe keine Auswirkung­en auf die Arbeitsplä­tze, da die Liquidatio­n sehr langfristi­g erfolge.

Der Vorgang ist ungewöhnli­ch. „Dies ist das erste Mal in jüngerer Zeit, dass die Bafin eine Pensionska­sse schließt“, sagte deren Sprecher. Aber sie ist nicht das einzige Sorgenkind. „Aktuell stehen 36 der 135 deutschen Pensionska­ssen unter intensivie­rter Aufsicht der Bafin, bei einer einstellig­en Zahl von ihnen machen wir uns größere Sorgen“, so der Sprecher weiter. Namen nannte er nicht. Die Finanzaufs­icht hatte 2019 auch der Deutschen Steuerbera­ter-Versicheru­ng wegen eines unzureiche­nden Sanierungs­plans das Neugeschäf­t untersagt.

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