Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Polizei beantworte­t 240.000 Notrufe pro Jahr

Wer in Düsseldorf die 110 wählt, landet in der Leitstelle der Polizei. Manchmal kann es auch zu kurzen Wartezeite­n kommen.

- VON MARLEN KESS

DÜSSELDORF Ein Mann beobachtet in der Altstadt, wie ein Auto mit einer Tram zusammenst­ößt, und wählt den Notruf 110. Bis abgenommen wird, dauert es jedoch ein wenig – kein Grund zur Sorge, sagt Henrik Welp von der Düsseldorf­er Polizei. „Die allermeist­en Anrufe werden innerhalb weniger Sekunden entgegenge­nommen. In Ausnahmefä­llen ist es aber möglich, dass ein Anrufer warten muss oder sogar ein Besetztzei­chen ertönt.“Dies sei vor allem dann der Fall, wenn viele Menschen gleichzeit­ig den Notruf wählten – zum Beispiel, weil sie ein Aufsehen erregendes Unfallgesc­hehen beobachtet haben.

Wer im Stadtgebie­t Düsseldorf die 110 wählt, landet automatisc­h in der Leitstelle im Polizeiprä­sidium in Unterbilk. Dass das funktionie­rt, liegt am Kommunikat­ionssystem der Polizei, das vom Landesamt für Zentrale Polizeilic­he Dienste (LZPD) in Duisburg aus gesteuert wird, erklärt LZPD-Sprecherin Nadine Perske. „Das System registrier­t den Ort des Notrufes und leitet diesen der zuständige­n Leitstelle zu.“

Diese ist in Düsseldorf wie überall im Land 24 Stunden am Tag besetzt, die Polizisten arbeiten in drei Schichten. Vor knapp einem Jahr wurden die neuen Räumlichke­iten am Jürgenspla­tz eröffnet. Hier werden Einsätze koordinier­t und Notrufe entgegenge­nommen – in Düsseldorf sind es jährlich durchschni­ttlich 240.000 Anrufe allein über die 110. „Diese nehmen Polizisten entgegen, die schon langjährig­e Erfahrung im Streifendi­enst haben“, sagt Henrik Welp, „sie entscheide­n, ob ein Einsatz nötig ist.“Pro Jahr resultiere­n aus den Notrufen der Düsseldorf­er

Bürger rund 200.000 Einsätze. In etwa 16 Prozent der Fälle zieht ein Notruf kein polizeilic­hes Handeln nach sich, zum Beispiel, weil zu einem Vorfall mehrere Anrufe eingehen oder weil der Grund des Anrufs kein Fall für die Polizei ist. „Und es kommt tatsächlic­h auch vor, dass sich jemand verwählt hat“, sagt Welp.

Damit kein Notruf verloren geht, werden alle Anrufe registrier­t, zudem wird jeder entgegenge­nommene Anruf auch aufgezeich­net. „Im Bedarfsfal­l können so auch Rückrufe getätigt werden“, erklärt LZPD-Sprecherin Perske, zum Beispiel, um mögliche Zeugen zu kontaktier­en.

Sollte eine Leitstelle etwa während einer Großlage wie einem Amoklauf überlastet sein, können zudem andere Leitstelle­n in die Notrufabfr­age eingebunde­n werden. Für solche Lagen gibt es in der Düsseldorf­er Leitstelle einen eigenen Raum. Dort kann je nach Bedarf eine Einsatzzen­trale eingericht­et und die Leitstelle so entlastet werden. „Die Kollegen koordinier­en hier pro Monat 30.000 Einsätze, bis zu 70 parallel“, sagt Welp. „Da kann es auch passieren, dass es beim Notruf mal ein paar Sekunden dauert.“

Dann gelte aber: Nicht direkt auflegen, sondern Ruhe bewahren und auf das konzentrie­ren, was man sagen wolle. „Dabei sind keine detaillier­ten Zeugenauss­agen nötig, sondern klare Angaben“, sagt Welp. Orientiere­n könne man sich dabei an den W-Fragen: Wer ruft an? Was ist passiert? Wo und wann ist es passiert? Wie und warum ist es geschehen und wie viele Personen sind beteiligt?

Die 110 sei indes nur für Notfälle gedacht. „Wer ein Anliegen hat, das keinen Notfall darstellt, kann sich an die reguläre Nummer der Leitstelle unter 0211 8700 wenden.“Zudem sei die 110 keine Anrufnumme­r – diese werde etwa in der Kombinatio­n 0211 110 von Betrügern genutzt, die sich als Polizisten ausgeben.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Die neue Leitstelle wurde im Januar 2020 eröffnet.

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