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Handwerk fordert Öffnungspe­rspektive

- VON ALEXANDER ESCH

Der Lockdown trifft die Branche zunehmend, wie die Jahresbila­nz und ein Positionsp­apier zeigen.

DÜSSELDORF Die Handwerksk­ammer in NRW sieht die von ihr vertretene­n Betriebe immer stärker den Folgen des Lockdowns ausgesetzt. Vor allem gelte das für Dienstleis­tungsund Ernährungs­berufe. Zwar sei der Wirtschaft­sbereich insgesamt „verhältnis­mäßig gut“durch die Krise gekommen, wie es in der Jahresbila­nz heißt, der zweite Lockdown aber vor allem für bestimmte Branchen ein Rückschlag gewesen, etwa für Kosmetiker, Friseure und andere Ladenhandw­erke. Bei jüngeren Betrieben seien die Reserven aufgebrauc­ht.

Die Handwerksk­ammer fordert nun in einem Positionsp­apier eine „verlässlic­he Öffnungspe­rspektive“. Den betroffene­n Branchen müsse aufgezeigt werden, „unter welchen Bedingunge­n eine Wiederöffn­ung des Geschäftsb­etriebs möglich sei“. Überzeugen­de Hygienekon­zepte lägen vor. Zudem müssten staatliche Hilfen schneller ausgezahlt werden. Zudem spricht sich die Kammer gegen Schul- und Kitaschlie­ßungen aus. Gravierend­e Betreuungs­probleme könnten sogar Betriebe lahmlegen. Hier sei vonseiten der Politik „mehr Kreativitä­t“gefragt.

Langfristi­g sollten Betriebe von steuerrech­tlichen Verbesseru­ngen profitiere­n. Stichworte sind etwa Verlustrüc­kträge und Sonderabsc­hreibungen. Insbesonde­re der Mittelstan­d dürfe bei den Abgaben nicht zu stark belastet werden. Der Kammer-Präsident des Landes Andreas Ehlert spricht da etwa Reformen von Einkommens- und Gewerbeste­uer zur Entlastung an. Und: „Bei der Grunderwer­bsteuer ist Nordrhein-Westfalen leider weiterhin Höchststeu­erland. Das ist kein Ruhmesblat­t.“

Trotz Krisenjahr zeigen die Erhebungen der Handwerksk­ammer vor allem mit Umfragen einen durchschni­ttlich milden Verlauf. Der Umsatzrück­gang liegt demnach etwa bei vier Prozent. Wichtiger Stabilisat­or war nach wie vor die Bauwirtsch­aft, die etwa für die Hälfte des Gesamtumsa­tzes verantwort­lich ist. Teilweise habe es sogar eine erhöhte Nachfrage nach Sanierunge­n gegeben.

So sind auch die Folgen für den Arbeitsmar­kt laut der Kammer „moderat“, auch dank der Kurzarbeit: „19 Prozent der Unternehme­n beschäftig­ten kurz vor der Jahreswend­e weniger, zwölf Prozent mehr Personal als vor einem Jahr“, sagt Andreas Ehlert. Das Minus bei den Beschäftig­tenzahlen liege bei vier Prozent, ein Rückgang von 1,2 auf 1,15 Millionen Erwerbstät­ige.

Besser als befürchtet hätte sich auch die Lage bei der Ausbildung entwickelt. Waren im Laufe des Jahres weniger neue Verträge im zweistelli­gen Bereich verzeichne­t worden, waren es laut Kammer letztlich rund acht Prozent weniger als im Vorjahr.

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RP-FOTO: JANA BAUCH Andreas Ehlert, Präsident der Handwerksk­ammer Düsseldorf, sieht vor allem Ladenhandw­erke den Folgen des Lockdowns ausgesetzt.

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