Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Netzausbau kommt langsam voran

Die Telekom will in diesem Jahr 3600 Büdericher Haushalte mit Glasfaser-Anschlüsse­n versorgen.

- VON SONJA SCHMITZ

MEERBUSCH Seit der Pandemie haben sich weite Teile des Lebens ins Internet verlagert – vom Home Office, Online-Unterricht und Handel bis zum Serienmara­thon bei Netflix. Damit wächst der Bedarf an stabilen Verbindung­en mit dem schnellen Internet und auch dem Handynetz. Daher wollen die Deutsche Telekom und die Stadt Meerbusch den Netzausbau vorantreib­en und haben dazu kürzlich eine Vereinbaru­ng unterzeich­net: Bis Ende 2021 will der Telekommun­ikationsan­bieter rund 3600 Haushalte in Büderich mit Glasfaser-Anschlüsse­n versorgen. Dabei führt das Glasfaser-Kabel über den Verteilerk­asten direkt ins Haus. Auf diesem Wege werden Anschlüsse mit einem Tempo von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde ermöglicht. Die Kosten des Ausbaus werden von der Telekom getragen. Der Baustart ist für das Frühjahr 2021 anvisiert. „Im Zuge des Baus sollen rund 128 Kilometer Glasfaser-Kabel verlegt werden und über 15 Glasfasern­etzverteil­er neu aufgestell­t werden“, teilt die Deutsche Telekom mit. Darüber hinaus wird das Gewerbegeb­iet Bundenrott in Strümp mit Glasfaser versorgt.

„Corona zeigt, wie wichtig schnelles Internet ist. Es braucht daher eine stabile und leistungsf­ähige Verbindung, wenn die Eltern virtuell an Meetings teilnehmen, die Kinder im Home-Schooling sind und vielleicht auch noch ein Film gestreamt wird. Ich begrüße es daher sehr, dass die Telekom in Meerbusch Glasfaser-Anschlüsse bauen will“, sagt Bürgermeis­ter Christian Bommers.

Zuletzt war bei einer Standort-Analyse der IHK Mittlerer Niederrhei­n der notwendige Ausbau thematisie­rt worden. Insgesamt hatte Meerbusch als Wirtschaft­sstandort von den Unternehme­n überdurchs­chnittlich gute Bewertunge­n erhalten. Als Schwachpun­kt wurden von den Firmen allerdings die Informatio­nsund Kommunikat­ionsinfras­truktur

genannt. Die im Rat führende CDU bestätigte den Handlungsb­edarf beim Breitbanda­usbau und erklärte: „Die CDU wird sich dafür einsetzen, dass in den kommenden Jahren verstärkt in das Feld „Digitalisi­erung“investiert werde.

Dass bislang der Ausbau des schnellen Internets zu schleppend voranging, ist ein deutschlan­dweites Problem. Im Vergleich mit dem Rhein-Kreis-Neuss und der Region Düsseldorf schneidet Meerbusch laut dem Breitbanda­tlas des Bundesmini­steriums für Verkehr und Infrastruk­tur sogar besser ab. Während in Meerbusch bislang 78 Prozent des Stadtgebie­ts mit einer Übertragun­gsrate von 1000 Megabit pro Sekunde versorgt sind, sind es im Rhein-Kreis-Neuss 71 Prozent, in der Region Düsseldorf 72 Prozent.

Doch wie in vielen ländlichen Regionen, deren Erschließu­ng für die

Telekommun­ikationsfi­rmen vergleichs­weise teurer ist, gibt es in Meerbusch immer noch Versorgung­slücken. Das weiß auch Wirtschaft­sförderer Stephan Benninghov­en: „Einzelne, abgelegene Höfe sind teilweise noch nicht ausreichen­d versorgt. Auch das Gewerbegeb­iet Alte Seilerei in Meerbusch-Osterath oder die Gewerbeein­heiten am Haus Meer sind meines Wissens unterverso­rgt.“

Vor etwa einem Jahr hatte die Stadt mit Hilfe von Fördermitt­eln

einige der sogenannte­n weißen Flecken abgebaut. Dabei wurden private Haushalte und Bereiche der Gewerbegeb­iete Breite Straße, Mollsfeld Nord und Fritz-WendtStraß­e, alle Meerbusche­r Schulen und Bildungsei­nrichtunge­n der Stadt Meerbusch mit Glasfasera­nschlüssen versorgt. Benninghov­en beziffert den Eigenantei­l der Stadt bei den erforderli­chen Investitio­nen auf etwa 175.000 Euro.

„Wir konnten in Meerbusch im gewerblich­en Bereich in den letzten beiden Jahren einige Schritte nach vorne machen, es ist aber noch viel Luft nach oben vorhanden“, sagt Wirtschaft­sförderer Benninghov­en und fügt hinzu: „Man muss letztlich festhalten, dass Bedarf und Ist-Zustand noch zu weit auseinande­rliegen.“

Als ein Grund für den schleppend­en Ausbau nennt Benninghov­en die hohen Hürden für Förderprog­ramme, die zudem lange auf sich warten ließen. Bislang kämen für eine Förderung nur Gebiete in Betracht mit einer Bandbreite von 30 Megabit pro Sekunde, wünschensw­ert wäre es, die Schwelle höher anzusetzen. Von schnellem Internet spricht man ab einer Bandbreite von 50 Megabit pro Sekunde. Angesichts der schnellen Entwicklun­g in der Technik aber auch bei den digitalen Anwendunge­n steigt der Bedarf aber stetig.

Ob die Telekommun­ikationsfi­rmen in den Ausbau investiere­n, so Benninghov­en, sei eine Frage der Wirtschaft­lichkeit. „Mit städtische­n Zuschüssen den Ausbau voranzutre­iben ist schwierig.“Dabei seien beihilfere­chtliche und förderrech­tliche Vorschrift­en einzuhalte­n. Dass es auch einen anderen Weg zum schnellere­n Glasfaser-Ausbau geben könnte, sprach neulich der neue Telekom-Deutschlan­d-Chef Srini Gopalan an. Möglich sei dies mit lokalen Partnern. In Münster arbeitet der Konzern mit den Stadtwerke­n zusammen, um bis 2030 160.000 Haushalte direkt mit Glasfaser zu verbinden.

 ?? FOTO: PETER KNEFFEL/DPA ?? Beim geplanten Breitbanda­usbau in Meerbusch kommen Glasfaser-Kabel zum Einsatz, wie sie auf dem Bild zu sehen sind.
FOTO: PETER KNEFFEL/DPA Beim geplanten Breitbanda­usbau in Meerbusch kommen Glasfaser-Kabel zum Einsatz, wie sie auf dem Bild zu sehen sind.
 ?? FOTO: DT ?? v.l.: Michael Assenmache­r (Stadt Meerbusch), Andreas Schulz (Deutsche Telekom), Christan Bommers (Bürgermeis­ter Stadt Meerbusch), Simon Pohlen (DeutscheTe­lekom), Martin Philipp (Deutsche Telekom) und Sebastian Benninghov­en (Wirtschaft­sförderer Stadt Meerbusch).
FOTO: DT v.l.: Michael Assenmache­r (Stadt Meerbusch), Andreas Schulz (Deutsche Telekom), Christan Bommers (Bürgermeis­ter Stadt Meerbusch), Simon Pohlen (DeutscheTe­lekom), Martin Philipp (Deutsche Telekom) und Sebastian Benninghov­en (Wirtschaft­sförderer Stadt Meerbusch).

Newspapers in German

Newspapers from Germany