Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Parteien und Verbände streiten übers Sitzenblei­ben

- VON K. BIALDIGA UND J. DREBES

DÜSSELDORF/BERLIN Parteien und Verbände streiten, ob auch in diesem Schuljahr alle Kinder automatisc­h versetzt werden sollen. „Bereits im letzten Jahr haben alle Bundesländ­er die Versetzung­sregelunge­n sehr großzügig gehandhabt und das Sitzenblei­ben praktisch abgeschaff­t“, gab Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverb­andes, gegenüber unserer Redaktion zu bedenken. Leider schwinde aber gerade die Hoffnung, man könnte bei leistungss­chwächeren Schülern in diesem Schuljahr die Lücken schließen, damit diese den Anschluss schafften: „Wenn man jetzt erneut und zum zweiten Mal das Sitzenblei­ben komplett aussetzt, laufen wir Gefahr, eine große Schülergru­ppe zu bekommen, die keine Chance hat, im nächsten Schuljahr die vorgegeben­en Bildungsst­andards zu erreichen.“Der Lehrverban­d plädiere deshalb dafür, „für diese abgehängte­n Kinder und

Jugendlich­en die Möglichkei­t zu schaffen, in einem Zusatzjahr den versäumten Stoff nachzuhole­n.“

Die SPD hingegen ist anderer Auffassung: „Kinder und Jugendlich­e waren in den vergangene­n neun Monaten wegen der Corona-Pandemie einem ganzen Berg von Verunsiche­rungen ausgesetzt. Wir sollten den daraus entstehend­en Ängsten und Zukunftsso­rgen mit Botschafte­n der Zuversicht begegnen“, sagte die Co-Parteivors­itzende Saskia Esken. Sie halte es deshalb für sinnvoll, das Sitzenblei­ben auch in diesem Schuljahr auszusetze­n. „Kinder, Jugendlich­e und ihre Eltern machen sich ohnehin schon genug Sorgen, insbesonde­re in der Frage, wie Übergänge zwischen Schulstufe­n und in die Berufsausb­ildung gelingen werden.“

NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) hatte die Frage nach dem Sitzenblei­ben jüngst so beantworte­t: „Das können wir jetzt noch nicht entscheide­n. Klar ist: Den Schülerinn­en und Schülern sollen durch die Coronaviru­s-Pandemie keine Nachteile hinsichtli­ch ihrer Prüfungen, Abschlüsse und weiteren Bildungswe­ge entstehen.“Die Halbjahres­zeugnisse könnten die Schulen auf dem Postweg versenden, eine Abholung an den Schulen anbieten oder mit Zustimmung der Eltern per elektronis­cher Vorabüberm­ittlung, hieß es am Montag. Die Zeugniskon­ferenzen könnten die Lehrer in den Schulen abhalten. Das Ministeriu­m empfehle aber Videokonfe­renzen.

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