Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Impfen in den Kliniken startet

Die Teilnahmeb­ereitschaf­t der Mitarbeite­r ist hoch, berichten die Kliniken – doch das Vakzin ist knapp. Am 1. Februar starten die Zentren. Hausärzte im Land fordern, selbst impfen zu dürfen. Der Minister will Impfungen vor Ort prüfen.

- VON ANTJE HÖNING UND MAXIMILIAN PLÜCK FOTO: ANDREAS BRETZ

DÜSSELDORF Der Andrang an der Uniklinik Düsseldorf ist groß: Am Donnerstag wurde die AnmeldeSof­tware freigescha­ltet, seitdem haben sich bereits 4500 der gut 8000 Mitarbeite­r für eine Impfung registrier­en lassen. Am Montag wurden die ersten 325 von ihren Kollegen geimpft. Bislang hat die Uniklinik 1200 Dosen des Impfstoffe­s vom US-Konzern Moderna erhalten. Doch das reicht längst nicht, landesweit ist Impfstoff knapp. Die Uniklinik Bonn richtete für ihre Mitarbeite­r zwar eine Impfstraße mit sechs Plätzen ein, an der 200 Impfungen pro Tag verabreich­t werden können. Aber auch sie hat zunächst nur 800 Impfdosen erhalten.

Wer wird in Kliniken geimpft?

Seit Montag werden Ärzte und Pflegekräf­te in NRW-Kliniken geimpft, wenn sie in Bereichen arbeiten, die besonders von Corona betroffen sind. Dazu zählen Notaufnahm­en, Covid-Stationen, Onkologie und Transplant­ationsmedi­zin. Zunächst sind 100.000 Mitarbeite­r eingeladen, insgesamt haben die NRW-Kliniken 350.000 Beschäftig­te. Landesgesu­ndheitsmin­ister Karl-Josef Laumann (CDU) betonte am Montag, dass das Beschäftig­ungsverhäl­tnis keine Rolle spielen soll. Auch Praktikant­en und externes Reinigungs­personal sollen ein Angebot erhalten.

Wie groß ist die Impfbereit­schaft?

„Die Krankenhäu­ser haben sich intensiv auf die Impfung vorbereite­t. Dabei setzen wir auf eine hohe Bereitscha­ft bei unseren Ärzten, den Krankenpfl­ege sowie allen anderen Beschäftig­ten, dass sie sich gegen Corona impfen lassen. Erste Rückmeldun­gen zeugen von einem hohen Interesse“, sagte Jochen Brink, Präsident der Krankenhau­sgesellsch­aft NRW. „Wir hoffen, dass damit bis zum Ende der Woche möglichst viele Mitarbeite­r in den sensiblen Bereichen unserer Klinken geimpft werden können, wie es Gesundheit­sminister Laumann angekündig­t hat.“

Wie wirken sich die Verzögerun­gen aus?

Das hängt davon ab, wie schnell Pfizer die Verzögerun­gen aufholen kann. Am Freitag hatte der US-Konzern, der Biontech bei der Vakzin-Produktion unterstütz­t,

Verzögerun­gen durch einen Werksumbau in Belgien angekündig­t. Nun überlegt NRW, die Dosen, die für die zweite Impfung zurückgele­gt wurden, einzusetze­n. Werde der Lieferausf­all in ein oder zwei Wochen wieder ausgeglich­en, sei er dazu bereit, sagte Laumann. „Wenn ich das aber nicht weiß, wird es das Impftempo drosseln. Ich werde nicht ins Risiko gehen.“Er sei konservati­v beim Zurücklege­n der zweiten Dosis. „Wenn ich mir die Impfquote mancher Länder anschaue, haben die das nicht so zurückgele­gt wie wir.“Wenn nicht zwei Dosen geimpft werden, drohen gefährlich­e Mutationen, warnen Experten.

Wie weit sind die Altenheime?

Bis Ende der Woche sei man mit dem Impfen von 300.000 Menschen in Altenheime­n durch, so Laumann. „Wir fangen in dieser Woche auch an, in den Heimen ein zweites Mal zu impfen.“Das beträfe all jene

Einrichtun­gen, in denen kurz nach Weihnachte­n erstmals geimpft worden sei. Auch hier hängt NRW aber hinterher: Bundesweit haben bereits mindestens 6581 Menschen die zweite Dosis erhalten. Das geht aus Daten des Robert-Koch-Instituts hervor. Die erste Dosis haben bundesweit 1,1 Millionen erhalten.

Wann starten die Impfzentre­n?

Für die über 80-Jährigen geht es ab dem 1. Februar in den Impfzentre­n los. Dann sollten auch die 80.000 ambulanten Pflegekräf­te geimpft werden. Der Hausärztev­erband fordert, in den Praxen zu impfen: „Wenn die Impfzentre­n beginnen, befürchten Hausärzte organisato­risches Chaos und Schwierigk­eiten für ihre hochbetagt­en Patienten.“Das Anmeldever­fahren sei „zu langsam, zu komplizier­t und auch zu teuer“, sagt Oliver Funken, Chef des Hausärztev­erbands Nordrhein. „Die Hausärzte sind überzeugt, dass die Impfungen schon jetzt deutlich schneller durchgefüh­rt werden können, wenn sie in den Praxen stattfinde­n.“Im Herbst hätten Hausärzte bundesweit auch 20 Millionen Patienten gegen Grippe geimpft. Die Corona-Impfung ist bislang nicht in Praxen möglich, weil die Impfstoffe stark gekühlt werden müssen.

Was ist bei häuslicher Pflege?

Auch hier tut sich etwas. Der Biontech/ Pfizer-Impfstoff, der bei minus 70 Grad gelagert werden muss, soll bald auch bei der Impfung von Risikogrup­pen in häuslicher Pflege genutzt werden. Laumann erklärte, das Unternehme­n habe seinen Beipackzet­tel so angepasst, dass diese Möglichkei­t nun offenstehe. Der Minister kündigte an, dass bereits Gespräche mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g über ein Konzept liefen, wie der Impfstoff von den aufbereite­nden Apotheken zu den Betroffene­n kommen könne.

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Auch das Personal vom Düsseldorf­er Florence-Nigtingale-Krankenhau­s wird gegen Covid-19 geimpft.

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