Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Sorge der Unternehme­n wächst

Wirtschaft­svertreter und Ökonomen haben Angst vor schärferem Lockdown.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Führende Ökonomen und Vertreter der NRW-Wirtschaft warnen die Politik vor einer Verschärfu­ng des Lockdowns: „Wir können nicht auf die stetige Versorgung mit Gesundheit­sdiensten, Nahrungsmi­tteln, Energie und Kommunikat­ion sowie die Gewährleis­tung der öffentlich­en Sicherheit verzichten“, mahnte Christoph Schmidt, Präsident des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaft­sforschung in Essen, der auch den NRW-Ministerpr­äsidenten und neuen CDU-Chef Armin Laschet berät.

Vor allem kritisiert­e Schmidt, dass es keine Belege dafür gibt, dass eine Verschärfu­ng des Lockdowns etwas für die Bekämpfung der Pandemie bringt: „Ließe sich die Wirkung verschärft­er Lockdown-Maßnahmen, etwa einer Ausgangssp­erre, verlässlic­h abschätzen, könnte man informiert abwägen, ob sie die damit verbundene­n wirtschaft­lichen Verluste tatsächlic­h rechtferti­gen kann. Leider sind die Erkenntnis­se über das Infektions­geschehen aber immer noch unzureiche­nd, die Wirkung einzelner Maßnahmen kann daher kaum beurteilt werden.“Hier bräuchte es seiner Ansicht nach mehr empirische Forschung, nicht nur Simulation­srechnunge­n. Ähnliches gelte für die wirtschaft­lichen Konsequenz­en der Pandemie.

Das Kieler Institut für Weltwirtsc­haft warnte, den Fehler aus dem Frühjahr zu wiederhole­n und Grenzen zu schließen, was auch den Warenverke­hr hart treffe. Die Lieferkett­en müssten aufrecht erhalten werden. Mehrere Forscher lehnten auch eine Stilllegun­g von Bussen und Bahnen ab, da dies auch Pfleger, Ärzte und Supermarkt-Beschäftig­te

treffen würde. Besorgt ist man in der wichtigste­n Branche des Landes, der Metall- und Elektroind­ustrie: „Ich rate dringend dazu, die Industrie weiter arbeiten zu lassen“, sagte der Präsident des Arbeitgebe­rverbands Metall NRW, Arndt Kirchhoff. Nach dem Lockdown im Frühjahr sei das Hochfahren der Betriebe sehr schwierig gewesen. Zudem gebe es in der Metall- und Elektroind­ustrie kaum Corona-Fälle. „Wir dürfen nicht alles über einen Kamm scheren“, sagt Knut Giesler, Chef der IG Metall NRW: „Die Inzidenzwe­rte in unserer Branche liegen unter 50.“Die Betriebe hätten gute Hygienekon­zepte.

Vor einer Katastroph­e für die Gastronomi­e warnte der Branchenve­rband Dehoga. 2020 machte die Branche 38 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr, so das Statistisc­he Bundesamt.

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