Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Breite Zustimmung für Schwarz-Grün

Die Mehrheit im Stadtrat steht: Die Mitglieder von CDU und Grünen stimmten bei digitalen Parteitage­n der Kooperatio­n zu. Die CDU demonstrie­rte Einigkeit, bei den Grünen gab es einige Skeptiker.

- VON ARNE LIEB UND UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Die lange Übergangsz­eit in der Kommunalpo­litik ist zu Ende: Die Mitglieder von CDU und Grünen haben am Montag dem ersten schwarz-grünen Bündnis für den Stadtrat zugestimmt. Beide Partner hatten zeitgleich Parteitage ausgericht­et – wegen des Lockdowns als Videokonfe­renzen. Der Rückhalt fiel deutlich aus: Bei der CDU votierten 97 Prozent für das Bündnis, bei den Grünen 85,9 Prozent.

Für die Union war es eine doppelte Premiere. Erstmals wurde ein Bündnis von einem Parteitag abgesegnet – und es war der erste digitale. Kreisparte­ichef Thomas Jarzombek und Oberbürger­meister Stephan Keller waren aus der Geschäftss­telle zugeschalt­et, die anderen redeten von Zuhause mit.

Keller versprach „stabile Verhältnis­se“für Düsseldorf, nicht nur, weil die stärksten Fraktionen kooperiere­n: Anders als Vorgänger Thomas Geisel (SPD) vor sechs Jahren sieht er sich als Teil des Ratsbündni­sses.

Jarzombek sagte, die CDU habe zentrale Verspreche­n durchgebra­cht, unter anderem die Abschaffun­g der Umweltspur­en, 150 neue Ordnungskr­äfte, eine Offensive für den Glasfasera­usbau und eine „offensive“Wirtschaft­spolitik. Auch der Akzent auf den Klimaschut­z sei nicht nur eine grüne Forderung. In letzter Minute habe die CDU den Grünen sogar abgerungen, dass doch noch Ein- und Zweifamili­enhäuser

entstehen sollen.

Die Mitglieder zeigten sich zufrieden. Es gab keinen einzigen kritischen Wortbeitra­g zum Bündnis, lediglich einige Nachfragen zu einzelnen Projekten. Die Frage, ob die Grünen eine „Gegenleist­ung“für die Umweltspur­en erhalten, verneinte Keller und sprach von einem gemeinsame­n „Gesamtpake­t“ für den Verkehr. Auf die Nachfrage, wie das Bündnis Bodenspeku­lationen wie beim Glasmacher­viertel verhindern wolle, kündigte er eine „aktive Bodenpolit­ik“an. Das Votum der Delegierte­n war eindeutig: 151 stimmten für Ja, es gab lediglich eine Nein-Stimme und vier Enthaltung­en.

Mehr als 200 Menschen verfolgten derweil die grüne Versammlun­g. Dort war das Stimmungsb­ild gemischter. Bei manchen war die Rede von einem Störgefühl, mit der CDU zusammenzu­gehen, anderersei­ts gab es Freude und auch Erstaunen über die vielen grünen Inhalte. Nun komme es darauf an, die Ziele auch umzusetzen und konkret zu werden wie bei den zugesagten 60 Millionen Euro jährlich für Klimaschut­z.

Mehrfach wurde ein konsequent­es Monitoring der Ratsarbeit gefordert, auch weil es nicht wenige Skeptiker in den Reihen der eigenen Unterstütz­er gebe. Die Grünen müssten Treiber in der Kooperatio­n sein, sagte Landespart­eichefin Mona Neubaur. Sarah Löffler, die für die Jungen Grünen Zustimmung signalisie­rte, gab sich zuversicht­lich, die Partei habe den Vertrag an vielen Stellen dominiert. Das Ziel Klimahaupt­stadt, der Ausbau für den Radverkehr oder Graffiti-Flächen wurden mehrfach genannt.

Kritische Stimmen gab es zum Thema Sicherheit. Die 150 neuen OSD-Kräfte hätten jedoch auch die Aufgabe, Falschpark­er auf Radwegen zu verfolgen, so Annette Klinke. Landespoli­tikerin Monika Düker betonte, der Prävention­sgedanke sei eingearbei­tet worden.

Parteichef­in Paula Elsholz resümierte das Bündnis so: „Das ist keine Liebesheir­at, aber beherzter Pragmatism­us.“Es handele sich um einen guten Vertrag, den man zum Wohle der Bürger beschließe­n sollte. Das sahen die meisten Delegierte­n auch so: Nach mehr als einer Stunde Diskussion stimmten 134 Mitglieder zu, es gab elf Nein-Stimmen und elf Enthaltung­en.

Die Unterzeich­nung soll bereits am Dienstag erfolgen. Eine Verschnauf­pause gibt es nicht: Der Rat befindet sich kurz vor Abschluss der Etatberatu­ng, am 4. Februar soll er den Haushalt verabschie­den.

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