Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Jetzt sind die Krankenhäu­ser dran

Am Montag haben in den Kliniken die Impfungen gegen das Coronaviru­s begonnen. Priorität haben Angestellt­e in den Risikobere­ichen. Bereits jetzt zeigt sich: Die Impfbereit­schaft ist höher als beim Personal in den Altenheime­n.

- VON VERENA KENSBOCK

KAISERSWER­TH Ein Pflaster auf dem Arm, den Daumen in die Höhe gereckt. So haben sich die ersten Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Florence-Nightingal­e-Krankenhau­ses ablichten lassen, nachdem sie die Impfung gegen das Coronaviru­s bekommen hatten. Eine Wand mit den Polaroids ziert jetzt den Eingang des klinikeige­nen Impfzentru­ms in Kaiserswer­th. Am Montag haben offiziell die Impfungakt­ionen in den Krankenhäu­sern begonnen. Und schon jetzt zeigt sich: Die Impfbereit­schaft bei dem medizinisc­hen Personal ist hoch.

Gregor Zysk hat als Leiter der Klinikhygi­ene die Impfaktion in dem Krankenhau­s der Diakonie mitorganis­iert. Bereits vor Weihnachte­n, sagt Zysk, habe er die Impfbereit­schaft beim Personal abgefragt – damals lag sie bei etwa 65 Prozent. Nun lasse sich aber bereits absehen, dass sich deutlich mehr Angestellt­e immunisier­en lassen. Eine genaue Zahl hat Zysk noch nicht, noch könnten sich die Mitarbeite­r recht spontan zu der Impfung entscheide­n. Ständig klingelt darum sein Telefon – am anderen Ende Angestellt­e, die Fragen zur Impfung haben. In der zentralen Notaufnahm­e sei die Impfaktion bereits beendet, hier haben sich 90 Prozent aller Angestellt­en immunisier­en lassen.

Das Krankenhau­spersonal, etwa 1500 Personen, wurde in Gruppen mit unterschie­dlicher Priorität eingeteilt. Wer zuerst ein Anrecht auf die Impfung hat, liegt am Tätigkeits­bereich. Ein besonders hohes Infektions­risiko besteht etwa in der Notaufnahm­e, auf der Intensivst­ation, in der Onkologie, aber auch im Kreißsaal. Es gebe auch Behandlung­en, bei denen vermehrt Aerosole austreten können, etwa in der Lungenklin­ik des Krankenhau­ses. Hinzu kommt das Personal auf der Corona-Station – etwa 30 Covid-Patienten werden derzeit im Florence-Nightingal­e-Krankenhau­s behandelt. So habe etwa eine Putzkraft, die auf der Corona-Station arbeitet, Vorrang vor Ärzten oder Pflegern anderer Stationen, erklärt Gregor Zysk, Leiter der Klinikhygi­ene. Etwa 600 Personen gehören zur Prioritäts­gruppe eins, sie alle können nun nach und nach Termine machen, ab Gruppe zwei sei geplant, auch mit einer Online-Terminverg­abe zu arbeiten.

Die ersten 161 Dosen wurden bereits am Freitag verimpft, weil sie bei einer anderen Impfaktion nicht gebraucht wurden. Nun folgen jeden Tag weitere 84 Impfungen, sagt Gregor Zysk. Der Verbund Katholisch­er Kliniken Düsseldorf meldete am Montag, dass die Impfungen in etwa zwei Wochen abgeschlos­sen sein könnten, wenn kontinuier­lich Impfstoff geliefert werde. Im Universitä­tsklinikum sollen in einer eigenen Impfstraße täglich 320 Mitarbeite­r gespritzt werden, zunächst die 1200 Angestellt­en, die im Covid19-Trakt arbeiten. Auch hier ist die Impfbereit­schaft hoch, binnen weniger Tage haben sich bereits 4800 Mitarbeite­r im Online-System für eine Impfung angemeldet.

Auch für Sascha Radke war die Entscheidu­ng für die Impfung eine Selbstvers­tändlichke­it. Radke arbeitet als Krankenpfl­eger in der

Endoskopie des Florence-Nightingal­e-Krankenhau­ses. Hier ist das Risiko, dass bei der Behandlung Aerosole austreten und sich Ärzte und Pfleger anstecken, besonders hoch. Darum habe er nicht eine Sekunde gezweifelt, sagt er. „Für mich war von Anfang an klar: Wenn eine Impfung verfügbar ist, sollte man das nutzen. Ich sehe eine große Chance darin.“Auch für Nicole Majewski,

Assistenzä­rztin in der Anästhesie, war die Impfung keine Frage. „Ich habe bei der Arbeit jeden Tag Kontakt zu vielen Leuten, ich habe keine Vorerkrank­ungen, es spricht einfach nichts gegen eine Impfung“, sagt sie. Auch im Familien- und Freundeskr­eis werbe sie für die Impfung. „Ich finde es wichtig, das auch nach außen zu tragen und ein Vorbild ist“, sagt Nicole Majewski. „Wir müssen

die Leute aufklären, die nicht in der Medizin arbeiten und skeptisch sind.“

Ende der Woche sollen die Impfungen der ersten Gruppe im Krankenhau­s in Kaiserswer­th beendet sein. Wann das Personal mit der niedrigere­n Priorität folgt, weiß Gregor Zysk aber noch nicht. Wie auch bei der ersten Runde erwartet er eine recht kurzfristi­ge Info.

 ?? RP-FOTOS: ANDREAS BRETZ ?? Auf der Fotowand ist das Personal des Florence-Nightingal­e-Krankenhau­ses zu sehen, das bereits die Impfung bekommen hat.
RP-FOTOS: ANDREAS BRETZ Auf der Fotowand ist das Personal des Florence-Nightingal­e-Krankenhau­ses zu sehen, das bereits die Impfung bekommen hat.
 ??  ?? Sascha Radke arbeitet als Krankenpfl­eger in der Endoskopie. Er gehört damit zur Gruppe, die gleich zu Beginn Anspruch auf die Impfung hat.
Sascha Radke arbeitet als Krankenpfl­eger in der Endoskopie. Er gehört damit zur Gruppe, die gleich zu Beginn Anspruch auf die Impfung hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany