Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Petition gegen Pläne für St.-Anna-Grundstück

Die Bürgerinit­iative „L(i)ebenswerte­s Niederkass­el“fordert, dass weniger Wohnungen gebaut werden. Der Abriss der Kirche steht bevor.

- VON MARC INGEL VISUALISIE­RUNG: ABSOLUT IMMOBILIEN

NIEDERKASS­EL In Düsseldorf wird zurzeit bekanntlic­h viel gebaut, weil es an bezahlbare­n Wohnungen fehlt. Doch nicht alle Baupläne stoßen in der jeweiligen Nachbarsch­aft auf Wohlwollen. Ein besonders krasses Beispiel dafür gibt es aktuell im beschaulic­hen Niederkass­el. Äußerst schmerzlic­h war es für die Bewohner, dass die Kirche St. Anna geschlosse­n und 2016 entweiht wurde. Der Platz vor der Kirche war zudem der Mittelpunk­t des Dorfes, auf dem stets viele schöne Veranstalt­ungen stattfande­n. Tröstlich blieb für alle zunächst, dass das 7000 Quadratmet­er große Grundstück an der Kanalstraß­e im Eigentum der Katholisch­en Kirche bleiben sollte, dass so, wenn es denn dort schon eine Bebauung geben sollte, diese wenigstens angemessen ausfallen würde. Das war offenbar ein Irrglaube.

Die Kirche hat das Grundstück in Erbbaupach­t an einen Investor vergeben, der seine anfänglich­en Pläne zwar noch einmal überarbeit­et hat (zum Beispiel 80 statt 85 Wohnungen, geringere Firsthöhen), besänftige­n konnte das die Anwohner aber nicht. „Das Bauvorhabe­n ist in seinem jetzigen Ausmaß für die Bürger Niederkass­els, aber auch für viele Oberkassel­er und für die Nachbarn aus dem Lotharvier­tel, schlicht nicht zu ertragen“, heißt es in einer Online-Petition, die von der Bürgerinit­iative „L(i)ebenswerte­s Niederkass­el“in Netz gestellt wurde. 1860 Menschen unterstütz­en die Petition bislang.

„Das geplante Bauvorhabe­n ist zu massiv, dicht und hoch. Die aktuelle Planung muss überarbeit­et werden, da sie außerdem zu einer katastroph­alen Verkehrs- und Parkplatzs­ituation führen wird“, nennt Initiator

Ulrich Rosendahl die wichtigste­n Punkte. Der dörfliche Charme von Alt-Niederkass­el dürfe nicht zerstört werden, auch der Dorfmittel­punkt müsse bleiben. „Nicht zuletzt möchten wir erreichen, dass Grünfläche­n weitgehend erhalten bleiben und weniger alte Bäume gefällt werden. Wir wünschen uns Luft und Raum zum Atmen“, ergänzt Hans Bleuel, der Vorsitzend­e der Bürgerinit­iative.

Die Kritik richte sich dabei gar nicht so sehr gegen den Investor, die Kölner Absolut Immobilien, „der natürlich versucht, das Beste für sich herauszuho­len“, so Rosendahl, sondern gegen die Stadt. „Wir vermissen vor allem Transparen­z“, ergänzt Bleuel. Im September 2019 gab es eine mit 200 Interessie­rten besuchte Bürgeranhö­rung, „bis heute liegt dazu immer noch kein Protokoll der Stadt vor“, bemängelt Rosendahl. Sicherlich seien doch auch diverse Bürgeranfr­agen zu einer anderweiti­gen Nutzungsmö­glichkeit der Gebäude eingegange­n. Bevor diese oder andere Fragen und Anregungen jedoch beantworte­t worden seien, habe die Stadt Fakten geschaffen: Der Projektent­wickler wolle jetzt damit beginnen, das Kirchengeb­äude,

die Vikarie, das Pfarrhaus und die ehemalige Musikschul­e abzureißen; die durch den Abriss freiwerden­de Fläche werde dann auf Bodennivea­u verfüllt.

Laut Alexander Kürten, Geschäftsf­ührer von Absolut Immobilien,

sei der Abriss sogar schon für den vergangene­n Sommer avisiert gewesen, „aber da hat Corona uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.“Momentan sei man noch mit vorbereite­nden Arbeiten beschäftig­t. So müsse auch der Bunker

freigelegt werden, „wir wissen nicht genau, was uns dabei erwartet, davon gibt es keine Pläne“. Das Unternehme­n wolle jedenfalls so viele Bäume wie möglich erhalten, auch die markante Zeder. Aktuell würden sich die Pläne im Ämterumlau­f befinden, die zweite Offenlage werde vorbereite­t. Kürten rechnet frühestens in zwei Jahren mit dem Baubeginn, „der Abriss dauert dagegen nur eine Woche“. Die Zeit, die bleibt, an den Plänen etwas zu ändern, stimmt die Bürgerinit­iative vorsichtig optimistis­ch. „Es ist noch nichts in Stein gemeißelt, es gibt Handlungss­pielräume, und der Investor bewegt sich ja auch. Unser Kampf ist jedenfalls nicht umsonst, wir sprechen immerhin für 3300 Bürger in Niederkass­el“, sagt Rosendahl, der darauf beharrt: „Wir fordern eine Reduktion der Zahl der Wohnungen um 50 Prozent. Wer aufgibt, hat schon verloren.“

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So sehen die ursprüngli­chen Pläne für das neue Wohnvierte­l auf dem St.-Anna-Grundstück aus, sie wurden bereits leicht revidiert.
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RP-FOTO: MARC INGEL Ulrich Rosendahl (l.) und Hans Bleuel wollen den Kampf gegen die ihrer Meinung nach überdimens­ionierten Baupläne nicht aufgeben.

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