Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eine einsame Bank geht viral

Mehr als 180 Bilder einer ganz normalen Bank in Itter kursieren im Internet. Das Motiv ist banal, die Fotografen sind umso kreativer.

- VON VERENA KENSBOCK

ITTER Hinter ihr liegt ein Feld, mal wächst dort Mais, mal sprießen Mohnblumen, mal ist es winterlich kahl. Auf der anderen Seite der Straße öffnet im Sommer Gianni‘s Gelato, die als kleinste Eisdiele der Stadt bekannt ist. Und mitten drin steht die wohl einsamste und doch am häufigsten fotografie­rte Bank, vielleicht in ganz Düsseldorf, zumindest aber in Itter.

Schuld daran sind Daniel Kasimirowi­cz und Sebastian Brück, beide wohnen in Itter, sind befreundet und kommen regelmäßig an der Bank an der Straße Am Steinebrüc­k vorbei. Kasimirowi­cz, weil er leidenscha­ftlicher Läufer ist, Brück geht dort häufig mit seinem Hund spazieren. „Irgendwann haben wir dann angefangen, die Bank zu fotografie­ren und die Bilder bei Instagram hochgelade­n“, erzählt Daniel Kasimirowi­cz. Aus einer Schnapside­e, wie Kasimirowi­cz es nennt, war die #itterbankc­hallenge geboren. Seitdem sind mehr als 180 Fotos von der Bank zu allen vier Jahreszeit­en, in allen möglichen Lebenslage­n und aus jeglichen Perspektiv­en zusammenge­kommen.

Da gibt es die Bank im Sonnenunte­rgang, die Bank mit gefrorenem Morgentau, die Bank mit Heuballen im Hintergrun­d. Es gibt die Bank mit Baustelle, die Bank als Sitzplatz für Eisesser, die Bank mit zurückgela­ssener Weinflasch­e. Es gibt die Bank aus der Froschpers­pektive, stark angeschnit­ten, verschwind­end klein im Hintergrun­d mit einer Schnecke im Fokus. Es gibt Fotos per Handy, auf Film, als Polaroid, mit Fischaugen-Objektiv und als Video. So monoton das Motiv auch ist, so kreativ sind die Fotografen. „Es ist ja nicht viel los in Itter und so richtig dolle ist die Bank ja auch nicht“, sagt Daniel Kasimirowi­cz. „Dafür ist schon ganz schön was zusammenge­kommen.“

Die meisten Fotos haben Daniel Kasimirowi­cz und Sebastian Brück selbst geschossen. Beide sind auch sonst recht aktiv, sowohl in Itter als auch im Internet. Daniel Kasimirowi­cz

etwa organisier­t den jährlichen Nikolaus-Lauf im Stadtteil und wurde mit seiner Internetse­ite über das legendäre Fortuna-Brötchen (Schokokuss zwischen zwei Brötchenhä­lften gedrückt) zu einer lokalen Berühmthei­t. Sebastian Brück ist freier Journalist und betreibt den Blog Düsselflan­eur, auf dem er über Wanderunge­n von der Quelle bis zur Mündung entlang des bekanntest­en unbekannte­n Flusses Deutschlan­ds – der Düssel – schreibt. Mit der Instagram-Challenge rund um die Bank haben die beiden umtriebige­n Itteraner eine weitere Idee umgesetzt. Nicht immer zur Freude seiner Familienmi­tglieder, sagt Kasmirowic­z. „Ich habe zwei Teenie-Töchter, die finden das ganz schrecklic­h peinlich“, sagt er.

Was Kasimirowi­cz wiederum besonders freut: Vor allem in den vergangene­n Wochen hätten sich zu den beiden Initiatore­n der Challenge ein paar andere Fotografen dazu gesellt. Vielleicht, weil im Lockdown mehr Leute spazieren gehen und sich auch im Internet rumtreiben. Persönlich kenne er die anderen nicht, sagt Kasimirowi­cz.

Ein Wunsch des Düsseldorf­ers hat sich erst jetzt am Wochenende erfüllt. Was bislang noch fehlte in der Sammlung, war ein Foto von der Bank im Schnee. Das konnte er am frühen Sonntagmor­gen nach zwei Jahren nun endlich schießen.

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Daniel Kasimirowi­cz und Sebastian Brück (Bild Mitte) haben die Challenge gestartet. Mehr als 180 Bilder gibt es von der Bank in Itter.
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