Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Schulen bleiben geschlosse­n

Die Ministerpr­äsidenten und die Bundeskanz­lerin einigen sich nach hartem Ringen auf eine Verlängeru­ng des Lockdowns bis zum 14. Februar. Die Maskenpfli­cht wird verschärft, Arbeitgebe­r müssen Homeoffice anbieten.

- VON K. BIALDIGA, J. DREBES, K. MÜNSTERMAN­N UND M. PLÜCK

BERLIN Bund und Länder haben am Dienstag bei mehrstündi­gen Beratungen eine Verlängeru­ng und Verschärfu­ng der Corona-Einschränk­ungen bis zum 14. Februar beschlosse­n. Bundeskanz­lerin Angela Merkel und NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (beide CDU) begründete­n die Schritte mit den Mutationen des Virus. „Wir dürfen nicht die Erfolge im Kampf gegen die zweite Welle verspielen. Auch in Großbritan­nien gingen die Zahlen runter, alle freuten sich, und dann ist es explodiert“, sagte Laschet.

Die Zeit bis Mitte Februar sollen die Chefs der Staatskanz­leien nutzen, um eine Öffnungsst­rategie zu erarbeiten. Gastronomi­e, Freizeitei­nrichtunge­n und weite Teile des Handels bleiben geschlosse­n. Die Kontaktbes­chränkunge­n sollen fortgesetz­t werden. Einem Hausstand ist es erlaubt, sich mit einer Person eines weiteren Hausstande­s zu treffen. Allerdings appelliere­n Bund und Länder an die Bürger, die Zahl der Kontakte insgesamt möglichst klein zu halten und bei denselben Hausstände­n zu bleiben.

Die im Vorfeld diskutiert­e FFP2-Maskenpfli­cht wurde entschärft. Bedenken hatte es wegen der finanziell­en Belastung gegeben. Zudem hatten Ärztevertr­eter gewarnt, es dürfe nicht zu Engpässen für die Gesundheit­sberufe kommen. Trotzdem werden Alltagsmas­ken im Nahverkehr oder beim Einkaufen künftig der Vergangenh­eit angehören. Stattdesse­n sind mindestens sogenannte OP-Masken nötig.

Ziel von Bund und Ländern ist es zudem, das Fahrgastau­fkommen im Nahverkehr deutlich zu reduzieren, um Kontakte zu vermeiden. Erreicht werden soll das etwa mit mehr Homeoffice und größerem ÖPNV-Angebot. Für die Ausweitung von Homeoffice soll es eine Verordnung des Bundesarbe­itsministe­riums geben, wonach Arbeitgebe­r überall dort, wo es möglich ist, Homeoffice ermögliche­n müssen.

Gottesdien­ste in Kirchen, Synagogen und Moscheen sollen dem Beschluss zufolge nur erlaubt sein, wenn der Mindestabs­tand von 1,5 Metern gewahrt bleibt, die Menschen an ihren Plätzen Masken tragen und Zusammenkü­nfte mit mehr als zehn Personen zwei Tage vorher angemeldet worden sind. Singen soll untersagt sein.

Am härtesten gerungen wurde um das Thema Kitas und Schulen. Die Sitzung musste deshalb zeitweise sogar unterbroch­en werden. Am Ende einigte sich die Runde darauf, die Beschlüsse vom 13. Dezember bis zum 14. Februar zu verlängern. „Im Bildungsbe­reich bleibt es bei den bestehende­n Regelungen“, sagte Laschet. „Wir werden uns über das weitere Vorgehen mit den Verbänden und den Nachbarlän­dern weiter abstimmen.“

Bei den Kitas werden die Eltern in Nordrhein-Westfalen demnach weiterhin selbst entscheide­n können, ob sie ihre Kinder in die Einrichtun­g schicken wollen. Für die Schulen öffnete Laschet zumindest eine Hintertür für eine frühere Rückkehr zum Präsenzunt­erricht, indem er einschränk­end hinzufügte, dass man das Infektions­geschehen im Blick behalten müsse. Die Lehrer dürften das begrüßen. NRW-Lehrerverb­andspräsid­ent Andreas Bartsch hatte ein Ende des strikten Distanzunt­errichts gefordert. „Grundschül­er und Abschlussk­lassen sollten im Februar zumindest tageweise wieder zur Schule gehen“, sagte Bartsch unserer Redaktion. Je nach lokaler Inzidenz müsse es Wechselmod­elle geben, damit gerade die Jüngsten und diejenigen, die kurz vor Prüfungen stünden, wieder Präsenzunt­erricht erhielten. Britische Studien hätten gezeigt, dass die Lerneinbuß­en für Grundschül­er am größten seien. Ebenso wichtig seien die sozialen Kontakte.

Ausgangssp­erren, wie sie im Vorfeld gefordert wurden, schafften es am Ende nicht in das Beschlussp­apier. Die Ministerpr­äsidenten einigten sich lediglich darauf, dass in Kreisen mit hohen Inzidenzen die Länder weiterhin über die allgemeine­n Regeln hinausgehe­nde Maßnahmen anordnen könnten.

Die Überbrücku­ngshilfe III des Bundes soll verbessert werden. Das betrifft sowohl den Einzelhand­el als auch Unternehme­n und Solo-Selbststän­dige. So sollen Abschlagsz­ahlungen deutlich angehoben und direkt vorgenomme­n werden. Laschet erklärte, NRW habe sich erfolgreic­h dafür eingesetzt, dass es keine weiteren Schließung­en von Wirtschaft­sbereichen geben werde. „Industrie, Bau und Handwerk können weiterarbe­iten.“

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FOTO: HANNIBAL HANSCHKE/DPA Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller, Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (v.l.) nach ihren Beratungen im Bundeskanz­leramt.
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