Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Drei Milliarden Euro Hilfen übrig

Aus dem NRW-Rettungssc­hirm wurden 2020 nur 8,3 Milliarden Euro verbraucht.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Aus dem 25 Milliarden Euro schweren Rettungssc­hirm des Landes sind im vergangene­n Jahr nur 8,3 Milliarden Euro verbraucht worden und damit knapp drei Milliarden Euro weniger, als das Land an Krediten aufgenomme­n hatte. Das geht aus einer Vorlage für den Haushaltsa­usschuss des Landtags hervor. Mehr als ein Drittel der aufgenomme­nen Schulden nutzte das Land demnach dafür, um wegbrechen­de Steuereinn­ahmen im Haushalt auszugleic­hen. Allerdings fielen diese nach Angaben des Finanzmini­steriums deutlich niedriger aus als noch im Spätsommer angenommen. Gegenüber der Steuerschä­tzung im September haben sich die Steuermind­ereinnahme­n demnach noch einmal um zwei Milliarden reduziert.

Die verblieben­en 5,3 Milliarden Euro der aufgenomme­nen Kredite wurden für direkte Hilfsmaßna­hmen ausgegeben. Die meisten Mittel flossen dabei an die Kommunen. Diese bekamen die weggebroch­enen Gewerbeste­uereinnahm­en vom Finanzmini­ster in Höhe von 1,34 Milliarden Euro erstattet. Auf Platz zwei folgten mit 1,3 Milliarden Euro Ausgaben im Bereich des Gesundheit­sministeri­ums. Größere Posten waren etwa Investitio­nen in Krankenhäu­ser und Pflegeschu­len (750 Millionen), die Beschaffun­g von Schutzmate­rialien (386 Millionen), die Prämie für Altenpfleg­er (99 Millionen) und die

Unterstütz­ung der Gesundheit­sämter bei der Kontaktnac­hverfolgun­g Infizierte­r (25 Millionen).

Das Sonderprog­ramm für die Universitä­tskliniken in Höhe von einer Milliarde Euro sorgt dafür, dass das Wissenscha­ftsministe­rium auf dem dritten Platz landet und damit noch vor dem Wirtschaft­sministeri­um mit insgesamt 700 Millionen Euro, die zu 95 Prozent in die Soforthilf­e für Soloselbst­ständige und Kleinunter­nehmer flossen.

Dank der Negativzin­sen entpuppt sich die Kreditaufn­ahme für die Hilfsmaßna­hmen sogar als lukratives Geschäft für das Land. Nach Angaben der Landesregi­erung sei eine durchschni­ttliche Negativver­zinsung von minus 0,12 Prozent vereinbart worden. Bei der aufgenomme­nen Summe entspräche das Einnahmen von 13,5 Millionen Euro.

Spannend sind insbesonde­re die Prognosen für das Haushaltsj­ahr 2021, weil sich daraus bereits politische Schwerpunk­tsetzungen ablesen lassen. Unterm Strich werden sich die Corona-Hilfsmitte­l des Landes demnach mehr als halbieren. Vorgesehen sind Maßnahmen in Höhe von insgesamt 2,4 Milliarden Euro. Dabei sorgen Hilfspaket­e für Kinobetrei­ber und Film- und Fernsehind­ustrie etwa dafür, dass sich die von der Staatskanz­lei verantwort­eten Hilfsausga­ben mehr als versiebenf­achen: Diese kommen auf Hilfen von 36 Millionen Euro. Auch Profisport­vereine in den unteren Ligen erhalten nach den vorläufige­n Plänen Zuschüsse in Höhe von 5,4 Millionen Euro.

Absolut betrachtet werden im Haushaltsj­ahr 2021 die größten Hilfssumme­n über das NRW-Wirtschaft­sministeri­um abgewickel­t. Die Prognose sieht hier Ausgaben in Höhe von gut einer Milliarde Euro vor. Erneut sind es vor allem die Überbrücku­ngshilfen für die Kleinunter­nehmer, die den Bärenantei­l ausmachen.

Die Hilfsprogr­amme des Gesundheit­sministeri­ums schnurren hingegen deutlich auf 469 Millionen Euro zusammen. Schutzklei­dung ist offenbar ausreichen­d angeschaff­t, und die Investitio­nsprogramm­e wurden bereits im Vorjahr finanziert. Vor allem das Kommunalmi­nisterium wird mehr Geld bereitstel­len – 45 Millionen fürs Brauchtum, 30 Millionen für die Städtebauf­örderung und der Stärkungsp­akt für die Kommunen sorgen dafür, dass sich die Mittel aus dem Hause von Ministerin Ina Scharrenba­ch (CDU) um das 23-Fache steigen.

 ?? FOTO: DPA ?? Eine Milliarde Euro standen für die Universitä­tskliniken bereit – das Foto entstand in Essen.
FOTO: DPA Eine Milliarde Euro standen für die Universitä­tskliniken bereit – das Foto entstand in Essen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany