Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

So plant Schwarz-Grün die Chefetage

Im Kooperatio­nsvertrag der neuen Ratsmehrhe­it geht es auch um die Vergabe wichtiger Positionen im Rathaus. Dabei soll es nicht nur nach dem Parteibuch gehen, ein fairer Umgang mit Amtsinhabe­rn wird angestrebt.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Eine Kommunalwa­hl bedeutet nicht nur neue Gesichter im Stadtrat und in den Bezirksver­tretungen, sie führt oft auch zum großen Stühlerück­en auf der Chefetage im Rathaus. In Düsseldorf betraf das fast die gesamte Stadtspitz­e: Der hauptamtli­che Oberbürger­meister ist neu (Stephan Keller, CDU), aber auch zwei der drei ehrenamtli­chen Bürgermeis­ter (Clara Gerlach, Grüne, und Josef Hinkel, CDU). Nachdem nun die Basis von Schwarz-Grün die Kooperatio­nsvereinba­rung der neuen Ratsmehrhe­it abgesegnet hat, starten bei den Spitzenbea­mten, die auf acht Jahre vom Stadtparla­ment gewählt werden, die Neubesetzu­ngen. Hier geht es um die Machtverte­ilung im operativen Geschäft, der Steuerung der Stadt.

Auf Seite 90, der letzten Seite der Vereinbaru­ng, wird das Fell des Bären verteilt. Unter der Überschrif­t „Zuschnitt der Dezernate“ist dort festgelegt, wer wo die Chefs aussuchen darf. Dafür wird nicht gleich jemand vor die Tür gesetzt, aber es kann dazu kommen. So hat es nach der Wahl 2014 unter OB Thomas Geisel (SPD) viele Abgänge gegeben, die mit Machtanspr­uch und teils mit fehlender Wertschätz­ung zu tun hatten: Stadtdirek­tor Manfred Abrahams (CDU) wurde in den Stadtwerke­vorstand weggelobt, Stadtplane­r Gregor Bonin (CDU) entschwand Richtung Mönchengla­dbach, Keller selbst wurde Stadtdirek­tor in Köln.

Die neue Ratsmehrhe­it und Keller versuchen nun andere Zeichen zu setzen. So gibt es klare Bekenntnis­se zu Kämmerin Dorothée Schneider und Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche (beide SPD), die fachlich und menschlich parteiüber­greifend anerkannt sind. Schneider steht in dieser Ratsperiod­e zur Wiederwahl an und soll 2023 bestätigt werden. Die CDU erhält das Vorschlags­recht für das Planungsde­zernat. Amtsinhabe­rin Cornelia Zuschke (parteilos) amtiert bis 2024, sie ist dann 63 und wird wohl nicht mit einer Bestätigun­g durch die CDU rechnen können.

Die Christdemo­kraten

haben sich zudem ein neues Super-Dezernat gesichert: Wirtschaft, Digitalisi­erung, Personal und Organisati­on bedeuten Kontakt zu Unternehme­n und Bürgern, aber auch die Steuerung der Stadtverwa­ltung. Die Leitung des Dezernates kann kurzfristi­g besetzt werden, da es neu geschaffen wird. Immer wieder ist der Name Charlotte Beissel (CDU) zu hören. Die promoviert­e Juristin arbeitete im OB-Büro und leitete ab 2015 das Hauptamt, war dort für Personal, Organisati­on und IT zuständig. 2017 übernahm sie das Personalma­nagement der Stadtwerke. Ihre Arbeit erledigt sie bei dem Versorger so gut, dass ihr Insider dort einen Vorstandsp­osten zutrauen, was auch ein sehr attraktive­s Gehalt bedeutet. Keller müsste also Überzeugun­gsarbeit leisten. Der OB will die Stelle allerdings auch ausschreib­en.

Rasch könnte es auch mit der Besetzung des neuen Verkehrsde­zernates laufen. Die Grünen haben sich das Schlüsselr­essort gesichert und mehrere Kandidaten im Auge. Mit ein wenig Glück könnte die Stelle im Juni oder Juli besetzt sein, ist von der Fraktionsf­ührung zu hören. Eine Ausschreib­ung hatte es im Frühjahr unter OB Geisel bereits gegeben, die Grünen sind unter den Bewerbern aber nicht fündig geworden.

Wenn die aktuelle Umweltdeze­rnentin Helga Stulgies (Grüne) im Sommer nächsten Jahres in den Ruhestand tritt, werden dem Verkehrsde­zernat die Bereiche Umwelt und Grün zugeschlag­en. Die anderen Bereiche in Stulgies’ Verantwort­ungsbereic­h, Feuerwehr und Gesundheit, sollen in Kürze an Christian Zaum (CDU) übergeben werden. Der Jurist Zaum hat sich einen Ruf als versierter Beigeordne­ter erworben, mit den neuen Zuständigk­eiten wird er zum „Blaulicht-Dezernente­n“, bei dem die Zuständigk­eiten für die Pandemie-Bekämpfung gebündelt sind.

Klar ist, dass die Grüne Miriam Koch, heute Amtsleiter­in für Migration und Integratio­n, im März 2021 das Kulturdeze­rnat übernehmen soll, wenn Hans-Georg Lohe (CDU) in Rente geht. Für die Integratio­n bleibt sie verantwort­lich. Die FDP war von 1999 bis 2020 in der Stadtregie­rung. Als demokratis­che Partei soll sie weiter im Dezernente­nkollegium vertreten sein. Zur Nachbesetz­ung des zum Land gewechselt­en Gesundheit­sdezernent­en Andreas Meyer-Falcke (FDP) war es im vergangene­n Jahr nicht mehr gekommen, es hatte Unstimmigk­eiten über den Kandidaten gegeben. Nun sollen die Liberalen das neue Dezernat für Sport und Bürgerserv­ice besetzen, was Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus begrüßt. Er spricht von einem fairen Umgang. Für die sportliche­n Großverans­taltungen soll jedoch Stadtdirek­tor Hintzsche, bislang Sportdezer­nent, zuständig bleiben. Er hat sie eingeworbe­n und auf nationaler wie internatio­naler Ebene die Kontakte, zudem ist er Aufsichtsr­atschef der städtische­n Veranstalt­ungstochte­r D.Live.

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