Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
„Stunk“des Theaters am Schlachthof als Stream
Die freie Bühne an der Blücherstraße wird zum Drehort für das „Stunk“-Ensemble: Dort werden fünf Sendungen aufgenommen.
NEUSS „Kamera 1 läuft“, „Ton läuft“: Fast leise kommen die Ansagen von Kameramann Fabian Schulz und Tontechniker Jan Kunz rüber. Aber sie wirken. Mucksmäuschenstill verharren die wenigen im Raum verteilten Menschen auf ihren Plätzen. Erst recht, als Schulz etwas entnervt ruft: „Bitte auch nicht herumlaufen, der Boden knarrt!“Stoisch wiederholt Jens Spörckmann seine Ansage: „Liebe Närrinnen und Narrhalesen...“, schickt am Ende einen fragenden Blick Richtung Regiassistentin Pia Schwierz und ist erst zufrieden, als sie nickt und sagt: „Sehr schön!“
Es braucht mindestens drei Takes (und den Tipp von Schulz an Spörckmann: „Wenn du dich verhaspelst, gehe einen Satz zurück und mach’ weiter, wir schneiden das raus“), bis die Aufnahme im Kasten ist. Derweil steht der zweite Moderator am Rand und wirft lieber noch mal einen Blick ins Textbuch.
Stadtarchivar Alfred Sülheim (Spörckmann) und Ex-Hausmeister Jupp Schwaderath (Prang) moderieren die rund 30-minütige Sendung für den „HomeStUNKing“-Stream, der zwischen dem 11. Februar (Altweiber) und 15. Februar (Rosenmontag) ausgestrahlt werden soll. Fünf Abende mit fünf Themen und coronabedingt immer nur mit einem Zweier-Moderatorenteam sollen den Zuschauern der Sitzungen des Theaters am Schlachthof in der Neusser Wetthalle und im Düsseldorfer Capitol-Theater die „Stunk“-lose Zeit erträglich machen.
Der „alleroberhärteste Karneval seit Menschengedenken“wird sie erwarten, verkündet Sülheim von seinem Tisch aus – nämlich keinen. Und so ist er angemessen erstaunt, als unter dem Tisch jemand hervorkrabbelt, den er wohl als letzten erwarten würde: Jupp Schwarderath (Dennis Prang), jener „Facility Manager“, der von Neuss aus nach Burkina Faso gegangen ist, um dort eine Hausmeister-Schule aufzumachen und nun aus lauter Sehnsucht nach dem „typisch rheinischen Karneval“zurückkommt. Aber den gibt es ja dank Corona in 2021 nicht, also ziehen die beiden nach bester Kabarettisten-Manier über Karneval an sich und vor allem die Nachbarstädte
Neuss und Düsseldorf her, dass es nur so kracht...
Denn an diesem Tag geht es um den „Lokaldown“, wie Sülheim-Spörckmann ihn nennt, um das Thema Neuss-Düsseldorf, das vom bewährtem Autorenteam
Martin Maier-Bode, Sabine Wiegand und Jens Neutag mit dem Titel „#lokal jeck“geschrieben wurde. „Dieser Variante“, so kündigt TaS-Sprecher und „Stunk“-Ensemblemitglied Dennis Prang an, „haben wir uns noch nie gewidmet.“
Bislang seien die Texte für die Auftritte in Neuss und in Düsseldorf getrennt geschrieben und gespielt worden, meint er, nun aber kommt alles in einen Topf. Nur die Musik fehlt ein bisschen. „Ja“, sagt auch Prang seufzend, „aber das hat vor allem rechtliche Gründe.“Denn im Gegensatz zu den „Stunk“-Aufführungen seien die Songs im Stream länger zu sehen: „Nur die Toten Hosen und ein eigener Song werden in ganzer Länge gespielt“, sagt er, „die meisten anderen nur in Teilen.“
Als eine Art „Late-Night-Show mit Sidekick“charakterisiert Prang die Sendungen, die das komplette achtköpfige Stunk-Ensemble (plus Franka von Werden) innerhalb einer Woche aufgenommen hat. Unter Corona-Bedingungen natürlich, mit Tests und in immer denselben Settings. Was zum Beispiel heißt, dass Heinz Allein (Harry Heib) oder auch Piffel & Poffel ( Jens Kipper und Dennis Prang) aus der Kneipe namens „Schluckspecht“in Glehn senden. „Zwei Drittel des Abends kommen gewissermaßen live“, erzählt Prang und meint damit die Sprüche der Moderatoren, ein Drittel werde aus Stunk-Sitzungen der vergangenen 15 Jahre zusammengeschnitten.
Die Fix-Kosten für die Produktion des Streams hat das TaS im Übrigen schon zusammen. Der Link gehört nämlich zum „Stunk“-Paket, von denen rund 900 Stück verkauft wurden. „Aber wir starten einen neuen Verkauf“, sagt Prang – und tröstet damit alle, die an „Stunk“-Entzugserscheinungen leiden.