Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Volle Innenstadt nach dem Lockdown
Am ersten Wochenende nach der Geschäftsöffnung zog es viele Menschen in die Stadt. Trotzdem sind nicht alle Händler zufrieden.
DÜSSELDORF Das Bild einer vollen Geschäftsstraße ist in den vergangenen Monaten selten geworden, und auch manch ein Händler muss sich erst wieder an Kundschaft in seinem Laden gewöhnen. Claus Franzen vom gleichnamigen Lifestyle-Geschäft an der Königsallee freut sich jedoch. „Es ist schön, endlich wieder Leben in der Bude zu haben“, sagt er.
Click and Meet heißt das Geschäftsmodell, das das Einkaufen in den Läden seit Montag wieder möglich macht: Eine bestimmte Anzahl von Kunden darf mit Voranmeldung ins Geschäft, wenn gerade Kapazitäten frei sind, ist die Anmeldung oft auch spontan vor Ort möglich. „Das ist organisatorisch natürlich ein bisschen schwierig, trotzdem sind wir froh über jeden Kunden“, sagt Franzen. Er sehne trotzdem den Tag herbei, an dem der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Das dürfte auch vielen Kunden so gehen – am Samstagnachmittag musste ein Mitarbeiter den vor dem Laden Wartenden mitteilen, dass bis Feierabend der Eintritt nur noch mit vorheriger Anmeldung möglich sei.
Einige hundert Meter weiter bildeten sich an der Schadowstraße trotz des stürmischen Wetters lange Schlangen, vor allem vor den Filialen großer Ketten wie Peek & Cloppenburg, New Yorker und H&M. Auch vor dem Sportgeschäft Decathlon und dem Apple-Store mussten die Menschen teils längere Zeit warten.
Weniger los hingegen war in den meisten kleineren Geschäften in der Altstadt, etwa entlang der Schadowstraße und Königsallee. „Anfang der Woche hatten wir eine richtige Welle an Kundschaft“, berichtet eine Verkäuferin im Vorwerk-Laden an der Flinger Straße. Dafür sei extra das Personal aufgestockt worden. „Inzwischen hat sich ein gewisser Alltag eingestellt, aber man merkt schon, dass die Laufkundschaft und die Touristen fehlen“, sagt sie.
Unter dem Fernbleiben der auswärtigen Besucher leidet auch Sven Sittel. Er betreibt das Jecke Lädchen am Marktplatz, verkauft dort Souvenirs und Karnevalsartikel. Obwohl er unter Einhaltung der Auflagen dürfte, hat Sittel sein Geschäft bislang noch nicht wieder geöffnet. „Es lohnt sich einfach nicht, der Souvenirverkauf ist noch immer tot“, sagt er. Reisende aus dem In- und Ausland kämen weiterhin so gut wie gar nicht nach Düsseldorf, auch die Messegäste fehlten. „Ich sehe in absehbarer Zeit kein Geschäft für mich“, sagt Sittel frustriert.
Und auch andere Händler sind nicht zufrieden mit dem ersten Wochenende nach dem Lockdown. Vielen von ihnen fehlt das ungezwungene Shopping, das ziellose Bummeln, um an die gewohnten Verkaufszahlen anzuknüpfen. Manche äußern die Vermutung, dass die Pflicht zur Voranmeldung jene abschreckt, die nicht auf der Suche nach einem bestimmten Produkt sind und nicht sicher etwas kaufen wollen. In Schuhläden zum Beispiel sind die Zahlen aktuell teils wenig zufriedenstellend, gekauft werden vor allem Kinderschuhe
– das ist nach der längeren Pause nötig, wenn die kleinen Füße gewachsen sind.
Gut zu tun hatten am Wochenende die Verkäufer auf dem Carlsplatz. Unter der Überdachung wurde es zeitweise recht eng, und die meisten Händler wirkten zufrieden – zumindest die, die keine Gastronomie in den engen Gassen des Marktes anbieten. „Uns fehlt der Kontakt mit den Gästen, die hier vor Ort einen Wein trinken wollen“, sagt Niels Bachmeier von Concept Riesling. Der Abverkauf der Flaschen gleiche das nicht aus. „Und wir wissen nicht, wie es weiter geht. Eine Idee ist ja, in einem Zelt vor den Gastronomiebetrieben Schnelltests zur Voraussetzung zu machen. Hier auf dem Carlsplatz ist das natürlich nicht zu leisten“, sagt Bachmeier.
Am Rande des Platzes stehen mehrere Gruppen mit Heißgetränken in den Händen vor einem Café, ansonsten scheinen an diesem Wochenende die meisten Menschen ein festes Ziel zu haben. Sie gehen zu ihren gebuchten Terminen, kaufen ein, und gehen wieder nach Hause.
Entsprechend leer waren auch sämtliche Straßen, in denen es nicht viele Geschäfte gibt, sowie das Rheinufer. Der stürmische Wind dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben, dass es am vorerst letzten Wochenende des Verweilverbots kaum Verstöße gegen dasselbe gab. Ob und wie sich die Situation in der Stadt ändert, wenn das Wetter besser wird, bleibt abzuwarten.
Bericht So geht es dem Handel in den Stadtteilen Seite C6