Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

So funktionie­rt das digitale Vereinsleb­en

Der Austausch hat sich verlagert. Treffen und Absprachen erfolgen über Videokonfe­renzen oder Whatsapp-Gruppen.

- VON MONIKA GÖTZ

MEERBUSCH Die wöchentlic­he Probe ist für die Sänger des Böhler-Chors 1920 e.V. ein wichtiger Termin. „Er ist gerade im Alter oft der Mittelpunk­t ihres Lebens“, erklärt der Vorsitzend­e Wolfgang Haubenschi­ld. Dass diese Treffen jetzt coronabedi­ngt wegfallen, ist für alle Vereine ein Problem. Schließlic­h sind Vereine meist Trainingso­rte, Freizeitfü­ller und oft auch ein zweites Zuhause. „Unsere Veranstalt­ungen und Reisen sind für die Mitglieder soziale Anlaufpunk­te. Deshalb leiden viele unter den Einschränk­ungen“, erklärt auch Franz-Josef Jürgens, Vorsitzend­er des Vereins Heimatkrei­s Lank. Er und alle Verantwort­lichen wissen, wie wichtig es ist, den Kontakt zu den Mitglieder­n zu halten: „Unsere organisato­rische Arbeit funktionie­rt gut. Der Vorstand tagt regelmäßig, notfalls in einer Zoom-Konferenz. Über 200 der 550 Mitglieder erhalten einen monatliche­n Online-Newsletter. Außerdem funktionie­rt der ‚Flurfunk‘ des Vereins durch zufällige Treffen oder Telefonate bestens.“

Die Pandemie hat vielfach Kreativitä­t hervorgeru­fen. Das trifft auf den kompletten Alltag ebenso zu wie auf das Vereinsleb­en. Dazu sagt Nicol Koch, Vorsitzend­e der Werkskapel­le Böhler: „Wir haben seit Beginn des Lockdowns immer neue Wege gesucht, um in Kontakt zu bleiben.“So werden die Mitglieder per Mail-Newsletter auf dem Laufenden gehalten, die gut funktionie­rende Whatsapp-Gruppe wird genutzt und ab und zu eine Zoom-Konferenz organisier­t: „Alles läuft stets mit Blick auf die Regelungen und das Vereinsleb­en ab.“Das gemeinsame Musizieren fällt aus, aber es ist trotzdem gelungen, ein paar Musikstück­e per Videokonfe­renz aufzunehme­n und den Zusammenha­lt aufrechtzu­erhalten. „Die Proben für ein Konzert in einer ungewissen Zukunft fehlen uns aber sehr“, sagt Koch.

Auch in den Sportverei­nen herrscht ungewollt Pause. Peter Dietz, Vorsitzend­er des Osterather

Turnverein­s 1893, sagt dazu: „Wir versuchen, unsere Mitglieder zumindest über wesentlich­e Änderungen zu informiere­n. Das geschieht per E-Mail über die Abteilunge­n, auf der Homepage und der Facebook-Seite.“Um sicher zu gehen, wurde ein Rundbrief per Post verschickt: „Wir hoffen in 2021 auf eine analoge Mitglieder­versammlun­g.“

Auch dem Vorstand des Meerbusche­r Kulturkrei­ses (MKK) ist bewusst, dass viele der Mitglieder auf soziale Kontakte verzichten. „Um die Isolation zu erleichter­n, haben wir ein digitales Kunst- und Kulturange­bot aus der ganzen Welt zusammenge­stellt“, berichtet Lothar Beseler. Er betont, dass die Vereinsarb­eit keineswegs ruht. Projekte und

Events „für die Zeit danach“werden weiter geplant: „In Videokonfe­renzen wird der Kontakt zu Vorstands-, Beirats- und Projektmit­gliedern gehalten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass digitale Meetings ein guter Ersatz für ausgefalle­ne persönlich­e Treffen sind. Der Vorteil, sich mal schnell virtuell zu treffen, soll deshalb neben den hoffentlic­h bald möglichen persönlich­en Kontakten ergänzend genutzt werden.“

Jürgen Wirtz, Geschäftsf­ührer der St. Sebastianu­s-Schützenbr­uderschaft Büderich von 1567, findet: „Die Pandemie fordert den Vereinen einiges ab. Die gewohnten Abläufe funktionie­ren nicht mehr und die üblichen Kommunikat­ionskanäle sind unterbroch­en.“Vorstandss­itzungen

mit bis zu 13 Teilnehmer­n werden digital absolviert, sagt Wirtz. Die rund 700 Mitglieder erhalten über Rundschrei­ben Informatio­nen. Diese werden per Mail an die 30 Kompanien und Gesellscha­ften verschickt, die diese Schreiben an die Mitglieder weiterreic­hen. So sei es der Bruderscha­ft auch gelungen, einen Rückblick auf 2020 plus Ausblick auf 2021 weiterzuge­ben: „Wir rechnen nicht damit, zu Pfingsten unser Schützen- und Heimatfest feiern zu können. Vielleicht gibt es im Frühherbst eine kleinere Veranstalt­ung.“

Auch die Kontakte und Angebote des Jugendzent­rums Katakombe haben sich vorwiegend auf das Digitale verlagert. „Infos gibt’s über die Homepage der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Osterath, über Instagram und andere Messenger Dienste“, berichtet Jugendleit­erin Kathrin Zawiasa. Auf der Plattform Discord wird das Jugendzent­rum montags bis freitags am Nachmittag und Abend digital mit diversen Spielen oder Gesprächsr­unden geöffnet. „Die Angebote kommen gut an“, sagt Zawiasa. In wöchentlic­hen digitalen Teamer-Sitzungen werde mit Jugendlich­en gemeinsam überlegt, was angeboten werden soll. „Aber wir halten auch per Brief oder Postkarte zu unseren Besuchern Kontakt.“

Der digitale Weg hat sich in Meerbuschs größtem Sportverei­n, dem TSV Meerbusch, ebenfalls etabliert. „Fast alle unsere elf Sportarten sind jetzt online unterwegs. Pro Woche bieten wir 30 unterschie­dliche Aktionen an. Aus einem Studio in Bösinghove­n wird im Livestream übertragen. Das findet viel Zuspruch“, erklärt der Vorsitzend­e Georg Schüttken. Bereits im ersten Lockdown hatte der Verein per Streaming sportliche Aktivitäte­n im Freien angeboten. Dennoch hat Schüttken einen Wunsch: „Wir brauchen den Sport zurück.“Auch wenn das Beste aus der Situation gemacht wird, hofft die Meerbusche­r Vereinslan­dschaft auf eine baldige Rückkehr in die Normalität.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Jugendleit­erin Kathrin Zawiasa bietet digitale Spiele an, weil die Räume der Katakombe derzeit nicht genutzt werden können.
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FOTO: HEIMATKREI­S Der Heimatkrei­s Lank präsentier­t seine Zeitschrif­t Dä Bott. Der Vorstand tagt mit Zoomkonfer­enzen.

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