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Kurs aufs Kanzleramt

Konsequent­er Klimaschut­z, Rekordinve­stitionen, mehr Sozialstaa­t, weniger Rüstung: Die Grünen haben ihr Programm für die Bundestags­wahl vorgestell­t.

- VON JAN DREBES

BERLIN Im September wollen die Grünen die Sensation schaffen und die neue Kanzlerin oder den neuen Kanzler stellen. Ob das Annalena Baerbock oder Robert Habeck sein soll, wollen die Parteichef­s bis Pfingsten entscheide­n. Für das Wahlprogra­mm gibt es jetzt einen ersten Entwurf, im Juni sollen die Delegierte­n das Programm beschließe­n. Schwerpunk­t ist der Klimaschut­z. Doch ein Schlüsselv­orhaben steht auf wackeligen Beinen. Ein Überblick:

Klimaschut­z Die Grünen räumen dem Schutz von Klima und Umwelt Priorität ein. Einigen Zielwerten ordnen sie dafür viele andere Maßnahmen unter. So sei es notwendig, „auf den 1,5-Grad-Pfad zu kommen“, schreiben sie. Dafür soll der CO2-Ausstoß um 70 Prozent bis 2030 verringert werden. Der CO2Preis soll deutlich früher angehoben werden, er soll 2023 bereits bei 60 Euro liegen. Über ein „Energiegel­d“soll ein sozialer Ausgleich geschaffen werden. Vor allem Geringverd­iener und Familien würden ent-, Menschen mit hohem Einkommen belastet. Um das Klima zu schützen, soll vegetarisc­he und vegane Ernährung gefördert werden.

Investitio­nen und Steuern Die Grünen wollen ein umfangreic­hes Investitio­nsprogramm von 50 Milliarden Euro pro Jahr in diesem Jahrzehnt auflegen. Dazu sieht der Entwurf des Wahlprogra­mms eine Änderung der Schuldenbr­emse vor. Weil es dafür aber eine Zwei-Drittel-Mehrheit in Bundestag und Bundesrat braucht, ist dieses Kernprojek­t alles andere als sicher. Für zusätzlich­e Einnahmen wollen die Grünen Menschen mit hohen Einkommen und Vermögen stärker besteuern.

Renten und Soziales Das Rentennive­au wollen die Grünen bei 48 Prozent sichern. Sie fordern eine Bürgervers­icherung für die Gesundheit­sversorgun­g. Beiträge sollen alle zahlen, auch Beamte, Unternehme­r

und Abgeordnet­e. Hartz IV soll durch eine Garantiesi­cherung ohne Sanktionen ersetzt werden. Zudem soll es eine Kindergrun­dsicherung geben. Der Mindestloh­n soll sofort auf zwölf Euro steigen. Es soll ein Recht auf Homeoffice geben. Aus der Vollzeit soll eine Wahlarbeit­szeit zwischen 30 und 40 Stunden pro Woche werden.

Wohnen und Bauen Die Grünen wollen den Erwerb von Wohneigent­um fördern und dafür unter anderem die Maklerprov­isionen bei zwei Prozent deckeln. Nach der Kritik an Äußerungen von Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter zu Nachteilen von Einfamilie­nhäusern kommt dieser Begriff im Entwurf des Wahlprogra­mms nicht vor. Sie wollen die Mietpreisb­remse nachschärf­en. Reguläre Mieterhöhu­ngen sollen auf 2,5 Prozent im Jahr innerhalb des Mietspiege­ls begrenzt werden.

Mobilität Ab 2030 sollen nur noch emissionsf­reie Autos neu zugelassen werden dürfen. Der Kauf emissionsf­reier Autos soll über ein Bonus-Malus-System in der Kfz-Steuer gefördert werden. Die Grünen fordern ein Tempolimit von 130 auf Autobahnen, Kurzstreck­enflüge sollen bis 2030 durch einen massiven Bahn-Ausbau überflüssi­g werden.

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FOTO: DPA Die Grünen-Chefs Annalena Baerbock und Robert Habeck

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