Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Das gilt ab nächstem Montag
Der Einzelhandel wird in großen Teilen wieder geschlossen. Gründonnerstag ist alles zu. Am Karsamstag dürfen nur Supermärkte öffnen. Friseure dürfen weiter Kunden empfangen. Die Gastronomie bleibt ohne Perspektive.
DÜSSELDORF Bis tief in die Nacht haben Kanzlerin und Ministerpräsidenten über den Corona-Plan gestritten. Die Wirtschaft ist erzürnt über die Ergebnisse. Es herrsche bei den Firmen „pures Entsetzen“, sagte der nordrhein-westfälische Unternehmerpräsident Arndt Kirchhoff. Er warnte davor, mit Ruhetagen vor Ostern die Wirtschaft lahmzulegen. Auch für Verbraucher ändert sich einiges. Die Details müssen noch in der Corona-Schutzverordnung von NRW geregelt werden.
Einzelhandel Es gelten nahezu unverändert die Regeln wie vor der Lockerung am 8. März: Supermärkte, Discounter, Drogerien, Blumenläden und andere Anbieter von lebensnotwendigen oder verderblichen Waren bleiben geöffnet – außer am Gründonnerstag und am Karsamstag. Am Karsamstag dürfen nur Supermärkte verkaufen, was Befürchtungen über riesige Warteschlagen am Mittwoch und am Samstag weckt. Der Nicht-Lebensmittel-Einzelhandel bleibt ansonsten geschlossen. Damit entfällt auch das Einkaufen nach vorheriger Terminabsprache (Click & Meet) und mit begrenzter Kundenanzahl (ein Kunde pro 40 Quadratmeter). „Bund und Länder agieren nur noch im Tunnelmodus“, kritisiert Stefan Genth, Chef des Handelsverbands HDE.
Bäcker und Metzger Bäckereien und Fleischereien müssen am Gründonnerstag wie der gesamte Handel schließen, dürfen als Lebensmittelversorger aber Karsamstag öffnen. Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Nordrhein-Westfalen, kann darüber nur den Kopf schütteln: „Was bringt ein strenger Lockdown am Gründonnerstag, wenn die Menschen dann alle gleichzeitig am Ostersamstag ihre Lebensmitteleinkäufe erledigen und es zu Warteschlangen kommt? Wir brauchen klare, verlässliche Regeln, aber keine abrupten Strategiewechsel im Wochenrhythmus.“
Gastronomie Wer darauf hoffte, an Ostern im Außenbereich eines Restaurants essen gehen zu können, wird ein weiteres Mal vertröstet – wie die Gastronomen. „Nach den gestrigen Beschlüssen wachsen im Gastgewerbe Verzweiflung und Zukunftsängste“, erklärt Guido Zöllick, Präsident des Hotelund Gaststättenverbandes (Dehoga). In der Branche droht Tausenden Unternehmen die
Pleite, sie fordert mehr Unterstützung durch den Staat: „Es geht um Entschädigungen, nicht mehr nur um Hilfen“, erklärt Bernd Niemeier, Präsident des Dehoga NRW.
Friseure Die Friseure gehen davon aus, dass sie – außer Ostern – unter Corona-Auflagen weiter öffnen dürfen. „Friseure bleiben grundsätzlich geöffnet, nur ein harter Lockdown über Ostern vom 1. bis 5. April betrifft auch das Friseurhandwerk“, teilte der Zentralverband des Friseurhandwerks mit. Es gelte die jeweilige Landesverordnung, etwa zur Frage von Testvorgaben. „Ein harter Lockdown über Ostern ist sicherlich angesichts des dynamischen Infektionsgeschehens sinnvoll. Damit fallen allerdings erneut zwei wichtige Tage des Ostergeschäfts für unsere Betriebe weg“, sagte Verbandspräsident Harald Esser. Dennoch sei man „über den erfolgreichen Re-Start natürlich sehr glücklich“.
Übriges Handwerk Noch unklar ist aus, was etwa aus Kosmetikern und Reinigungen wird. „Die Beschlüsse von Montag erzeugen blanke Verunsicherung und viele Fragezeichen in der gesamten Wirtschaft, nicht nur bei Friseuren und Kosmetikern. Es ist nicht klar, wen die Notbremse jetzt eigentlich genau betrifft“, kritisierte NRW-Handwerkspräsident Ehlert. „Nach einem Jahr Pandemie kann ein pauschaler Lockdown nicht die einzige Antwort der Politik sein. Das Handwerk will arbeiten und keine weiteren bürokratischen Krisenhilfen.“
Autohäuser Auch sie bleiben im Lockdown. „Der zentrale Vertriebskanal der volkswirtschaftlich bedeutenden Automobilbranche bleibt dicht, und das schon seit Mitte Dezember 2020“, sagt Jürgen Karpinski, Präsident des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Viele Existenzen ständen auf dem Spiel, dabei seien Autohäuser sicher. „Große Verkaufsräume, geringe Kundenfrequenz, Schutzauflagen: Autohäuser sind laut Robert-Koch-Institut fast so sicher wie Aufenthalte im Freien“, so Karpinski.
Konjunktur Die Industrie klagt über die Test- und Impfkampagne. Industriepräsident Siegfried Russwurm mahnt: „Die Sorge in der Breite der Wirtschaft vor irreparablen Schäden wächst. Die kurzfristige Einführung von Ruhetagen wie am Gründonnerstag und Karsamstag darf nicht zur dauerhaften Krisenstrategie werden.“Die
Konjunkturforscher bleiben hingegen gelassen: „Ein verschärfter Lockdown über die Osterfeiertage ist aus wirtschaftlicher Perspektive verkraftbar, da in dieser Zeit ohnehin viele Geschäfte geschlossen sind“, sagt Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung. „Nichts wäre schlimmer für die vom Lockdown betroffenen Betriebe, als bis zum Sommer dieses Hin und Her bei den Lockerungen zu erleben.“Gerade im Handel und bei den Dienstleistungen verschärfe sich die Lage aber stetig. „Wenn eine solche Ruhephase über Ostern für eine schnellere Rückkehr zur Normalität sorgt, hilft das allen Beteiligten.“Das RWI erwartet für Deutschland in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent, für NRW von 3,5 Prozent.
Museen/Galerien Wer eine personalisierte Eintrittskarte gekauft hat, durfte bisher in