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Von der Ladenzeile zum Café-Imperium
Vor 50 Jahren begann in Seattle die Erfolgsgeschichte von Starbucks, der auch Corona wenig anhaben kann.
SEATTLE (dpa) Diese kaffeebraune Erfolgsgeschichte ist beispiellos: Mit knapp 33.000 Filialen ist Starbucks heute die mit Abstand größte Café-Kette der Welt, dabei fing alles ganz klein an. Drei Studienfreunde, die ihre Vorliebe für guten Kaffee verband, eröffneten Ende März 1971 ein kleines Ladenlokal in Seattle. Sie schufen so – ohne es zu ahnen – die Basis für ein Unternehmen, das der US-Geschäftsmann Howard Schultz in der Folge zu einem global agierenden Café-Imperium aufbauen sollte. Fünf Jahrzehnte später ist Starbucks eine der bekanntesten Marken weltweit und in fast jeder Großstadt zu finden.
Allerdings setzt die Corona-Krise dem US-Konzern schwer zu – ausgerechnet zum 50. Jubiläum blickt Starbucks auf eines der schwierigsten Jahre seiner Geschichte zurück: Pandemiebedingte Filialschließungen und Verkaufseinbußen hinterließen tiefe Spuren in der Bilanz. In den letzten drei Monaten des Jahres
2020 brach der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent auf 622 Millionen US-Dollar ein, dabei lief es da schon wieder viel besser als in den beiden Vorquartalen.
Inzwischen hält der aktuelle Starbucks-Chef Kevin Johnson das Schlimmste für überstanden. In den wichtigsten Märkten USA und China dürfte sich das Geschäft bald wieder vollständig erholt haben, sagte Johnson jüngst dem US-Magazin „Fortune“. Er gibt sich kämpferisch: „Wir sind heute widerstandsfähiger und stärker, als wir es vor der Pandemie waren“, so der 60-Jährige, der die Führung 2017 vom langjährigen Konzernchef Schultz übernahm.
Johnson trat damit ein schweres Erbe an und steht nicht erst seit Corona vor großen Herausforderungen. Der Markt für Heißgetränke ist heftig umkämpft. 2018 etwa trat der Softdrink-Gigant Coca-Cola mit der Übernahme der Café-Kette Costa in direkte Konkurrenz zu Starbucks. Ein weiterer großer Wettbewerber ist die deutsche Milliardärsfamilie Reimann mit Ketten wie Peet‘s Coffee,
Stumptown oder Espresso House mit der deutschen Marke Balzac.
Im US-Heimatmarkt setzt Starbucks zudem Billigkonkurrenz wie Dunkin‘ Donuts oder McDonald‘s zu, die nicht nur günstiger ist, sondern auch mehr sogenannte DriveThrus betreibt. In der Pandemie entpuppten sich diese Abholschalter für Autofahrer als großer Trumpf. Doch auch Starbucks forciert DriveThrus und digitale Services schon länger. Johnson knüpfte hier an die Vorarbeit von Vorgänger Schultz an, der schon Jahre vor Corona mit Apps und Lieferdiensten eine „E-Commerce auf Steroiden“genannte Strategie beschlossen hatte.
Schultz war über Jahrzehnte so etwas wie der Star von Starbucks. Als dessen Galionsfigur revolutionierte er mit dem Unternehmen die US-Gastronomie, baute es von einer lokalen Größe zu einer fast weltumspannenden Kette mit milliardenschweren Jahresumsätzen aus. Schultz stieß 1982 zu Starbucks, er heuerte mit 29 Jahren als Marketingdirektor an. Eine Geschäftsreise
nach Mailand öffnete ihm damals die Augen. Beeindruckt von den italienischen Espresso-Bars und der dortigen Caffè-Kultur versuchte er, die damaligen Starbucks-Besitzer in Seattle von einer ähnlichen Idee zu überzeugen – jedoch vergeblich.
Also startete er allein durch – und brachte frischen Wind in die Branche, indem er das Konzept und die Qualität europäischer Cafés mit der auf Effizienz getrimmten Infrastruktur von US-Schnellrestaurants verband, ohne deren Franchise-Konzepte zu übernehmen. Er schaffte es, Starbucks in Amerika zu einer Art Qualitätsstandard zu machen und den Becher Kaffee in einem Land, das beim Heißgetränk bis dahin keine großen Raffinessen und sehr günstige Preise gewohnt war, für vier Dollar und mehr zu verkaufen.
1992 brachte Schultz das Unternehmen an die Börse, damals hatte Starbucks gerade einmal 140 Läden. Heute betreibt die Kette über 30.000 Café-Restaurants, weltweit haben nur McDonald‘s und Subway mehr Filialen.