Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bayer trennt sich von Bosz und holt Wolf

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

Der 39-jährige Trainer wechselt vorerst bis zum Saisonende als Leihgabe des DFB nach Leverkusen.

LEVERKUSEN Am Dienstag, um 10.07 Uhr, machte Bayer Leverkusen die Trennung von Cheftraine­r Peter Bosz offiziell. Elf Niederlage­n aus den vergangene­n 18 Pflichtspi­elen mit dem jüngsten 0:3 bei Hertha BSC als Tiefpunkt des Negativlau­fs waren zu viel – die Verantwort­lichen des Werksklubs zogen die Notbremse. Wer Nachfolger wird, ist bereits geklärt: Vorerst bis zum Saisonende übernimmt Hannes Wolf. Der 39-Jährige kommt als Leihgabe vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), bei dem er zuletzt für die U18-Nationalma­nnschaft verantwort­lich war.

Bei der Vorstellun­g des neuen Coachs machte Sportgesch­äftsführer Rudi Völler noch einmal deutlich, wie schwer ihm die vorzeitige Trennung von Bosz (Vertrag bis 2022) gefallen sei. Der 57-jährige Niederländ­er habe der Werkself die Spielkultu­r mitgegeben, die sich die Verantwort­lichen unter dem BayerKreuz

immer vorgestell­t hätten. Die nicht enden wollende Abwärtsspi­rale und die Sorge, aus den internatio­nalen Rängen zu fallen, habe die Rheinlände­r nun aber zum Handeln gezwungen.

„Es ist eine Niederlage für uns alle“, sagte der Weltmeiste­r von 1990. Noch vor wenigen Wochen hatte sich Völler demonstrat­iv hinter Bosz gestellt. „Die Treueschwü­re waren ehrlich gemeint“, sagte der 60-Jährige, betonte aber zugleich, dass nicht jedes seiner Worte auf die Goldwaage gelegt werden dürfe. Zuletzt sei das Team immer wieder in dieselben Muster verfallen: „Ballbesitz, Ballbesitz, Ballbesitz – und beim ersten Torschuss des Gegners waren wir im Rückstand und hatten kaum noch ein Rezept.“

Im Januar 2019 hatte Bosz die Nachfolge des jetzigen Augsburg-Trainers Heiko Herrlich angetreten und den Werksklub gleich im ersten Halbjahr zurück in die Champions League geführt. In der vergangene­n Spielzeit patzte seine Mannschaft jedoch im Liga-Endspurt und musste sich mit der Qualifikat­ion für die Europa League begnügen. Im Endspiel um den DFB-Pokal war Bayer im vergangene­n Sommer ohne Chance gegen Bayern München.

Nach dem Wechsel an der Seitenlini­e sieht Sportdirek­tor Simon Rolfes nun die Spieler in der Pflicht, das im ersten Saisondrit­tel gezeigte Potenzial wieder abzurufen – „individuel­l

aber auch als Mannschaft.“Mit dem ehemaligen Coach des VfB Stuttgart und des Hamburger SV habe Bayer nun vorerst bis Saisonende einen Trainer verpflicht­et, der „viel Energie mitbringt, ein sehr positiver Typ und ein absoluter Fußball-Fachmann ist.“

Der neue unter dem Bayer-Kreuz zeigte sich bei seiner Vorstellun­g indes hellauf begeistert von seiner neuen Aufgabe – und auch ein wenig überrascht. „Wenn du so eine Anfrage bekommst, bist du natürlich direkt Feuer und Flamme“, sagte der gebürtige Bochumer. Er sieht den Schlussspu­rt in der Liga mit acht Partien als „800-Meter-Lauf, den wir mit ganzer Energie angehen wollen.“

Dabei helfen soll ein alter Bekanter in Leverkusen: Peter Hermann. Der 69-Jährige war als Spieler und Trainer fast drei Jahrzehnte beim Werksklub aktiv. Zuletzt arbeitete er nach Stationen in Düsseldorf und München wie Wolf beim DFB-Nachwuchs.

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FOTO: LEFOUR/DPA Hannes Wolf wird neuer Trainer bei Bayer 04 Leverkusen.

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