Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Bayer trennt sich von Bosz und holt Wolf
Der 39-jährige Trainer wechselt vorerst bis zum Saisonende als Leihgabe des DFB nach Leverkusen.
LEVERKUSEN Am Dienstag, um 10.07 Uhr, machte Bayer Leverkusen die Trennung von Cheftrainer Peter Bosz offiziell. Elf Niederlagen aus den vergangenen 18 Pflichtspielen mit dem jüngsten 0:3 bei Hertha BSC als Tiefpunkt des Negativlaufs waren zu viel – die Verantwortlichen des Werksklubs zogen die Notbremse. Wer Nachfolger wird, ist bereits geklärt: Vorerst bis zum Saisonende übernimmt Hannes Wolf. Der 39-Jährige kommt als Leihgabe vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), bei dem er zuletzt für die U18-Nationalmannschaft verantwortlich war.
Bei der Vorstellung des neuen Coachs machte Sportgeschäftsführer Rudi Völler noch einmal deutlich, wie schwer ihm die vorzeitige Trennung von Bosz (Vertrag bis 2022) gefallen sei. Der 57-jährige Niederländer habe der Werkself die Spielkultur mitgegeben, die sich die Verantwortlichen unter dem BayerKreuz
immer vorgestellt hätten. Die nicht enden wollende Abwärtsspirale und die Sorge, aus den internationalen Rängen zu fallen, habe die Rheinländer nun aber zum Handeln gezwungen.
„Es ist eine Niederlage für uns alle“, sagte der Weltmeister von 1990. Noch vor wenigen Wochen hatte sich Völler demonstrativ hinter Bosz gestellt. „Die Treueschwüre waren ehrlich gemeint“, sagte der 60-Jährige, betonte aber zugleich, dass nicht jedes seiner Worte auf die Goldwaage gelegt werden dürfe. Zuletzt sei das Team immer wieder in dieselben Muster verfallen: „Ballbesitz, Ballbesitz, Ballbesitz – und beim ersten Torschuss des Gegners waren wir im Rückstand und hatten kaum noch ein Rezept.“
Im Januar 2019 hatte Bosz die Nachfolge des jetzigen Augsburg-Trainers Heiko Herrlich angetreten und den Werksklub gleich im ersten Halbjahr zurück in die Champions League geführt. In der vergangenen Spielzeit patzte seine Mannschaft jedoch im Liga-Endspurt und musste sich mit der Qualifikation für die Europa League begnügen. Im Endspiel um den DFB-Pokal war Bayer im vergangenen Sommer ohne Chance gegen Bayern München.
Nach dem Wechsel an der Seitenlinie sieht Sportdirektor Simon Rolfes nun die Spieler in der Pflicht, das im ersten Saisondrittel gezeigte Potenzial wieder abzurufen – „individuell
aber auch als Mannschaft.“Mit dem ehemaligen Coach des VfB Stuttgart und des Hamburger SV habe Bayer nun vorerst bis Saisonende einen Trainer verpflichtet, der „viel Energie mitbringt, ein sehr positiver Typ und ein absoluter Fußball-Fachmann ist.“
Der neue unter dem Bayer-Kreuz zeigte sich bei seiner Vorstellung indes hellauf begeistert von seiner neuen Aufgabe – und auch ein wenig überrascht. „Wenn du so eine Anfrage bekommst, bist du natürlich direkt Feuer und Flamme“, sagte der gebürtige Bochumer. Er sieht den Schlussspurt in der Liga mit acht Partien als „800-Meter-Lauf, den wir mit ganzer Energie angehen wollen.“
Dabei helfen soll ein alter Bekanter in Leverkusen: Peter Hermann. Der 69-Jährige war als Spieler und Trainer fast drei Jahrzehnte beim Werksklub aktiv. Zuletzt arbeitete er nach Stationen in Düsseldorf und München wie Wolf beim DFB-Nachwuchs.