Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Wir dürfen kein Grün verlieren“

Matthias Pasch vom Gartenamt über Spaziergän­ge auf Abstand, Müll, Hundewiese­n und die Zukunft der Parks in Düsseldorf.

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DÜSSELDORF Die Parks in der Stadt waren selten so stark frequentie­rt wie jetzt. Wie gut aber sind die Grünfläche­n in Düsseldorf und wie sollen sie in Zukunft aussehen? Zum Start unserer Serie „Park-Check in Düsseldorf“, bei der wir die Anlagen unter die Lupe nehmen, spricht Matthias Pasch (48), Abteilungs­leiter Gartenanla­gen bei der Stadt, über volle Wiesen, volle Mülleimer, Nachhaltig­keit und die Verantwort­ung aller für die Parks.

Herr Pasch, in welchem Park gehen Sie am liebsten spazieren?

MATTHIAS PASCH Ich gehe gerne da spazieren, wo die meisten Düsseldorf­er unterwegs sind: in den innerstädt­ischen Parks wie Hofgarten und Rheinpark. Außerdem sitzen wir mit dem Gartenamt direkt am Nordpark, das ist eine sehr schöne denkmalges­chützte Anlage.

Sie selbst wohnen ländlich. Empfinden Sie Düsseldorf dennoch als grüne Stadt?

PASCH Absolut. Wir haben hier mit 585 Hektar Parkfläche einen Freiraum, der seinesglei­chen sucht in anderen Kommunen. Da würde ich auch die Anlagen Zoopark, Volksgarte­n, Südpark und unser Juwel in Benrath mit dem Schlosspar­k ansprechen. Auch die Qualität mit 32 denkmalges­chützten Parkanlage­n ist hoch.

Welche Bedeutung haben die Grünfläche­n für die Stadt und die Lebensqual­ität?

PASCH Das ist gerade im vergangene­n Jahr noch mal deutlich geworden. Der öffentlich­e Raum ist wegen der Corona-Pandemie noch einmal stärker in den Fokus gerückt. In Düsseldorf gibt es großzügige Anlagen, die ein Verweilen und auch ein Aneinander­vorbeikomm­en ermögliche­n. Die Parks haben auch die ein oder andere Nutzung aufgefange­n, die anderswo nicht mehr möglich war. Während die Sporthalle­n geschlosse­n wurden, ist im Park noch Individual­sport möglich.

War denn tatsächlic­h ein höherer Andrang spürbar?

PASCH Ja, dieses Verlangen nach Bewegung,

nach Freiraum, nach Verweilen ist enorm. Das merken wir in der Akzeptanz und auch im Nutzungsdr­uck. Das ist schon schön zu sehen, wie die Parkanlage­n angenommen werden.

Wurde es teilweise schon zu voll?

PASCH Dass es hier und da mal Bereiche gibt, in denen man nur schwer Abstand halten kann, das kommt vor. Das haben wir insbesonde­re bei schönem Wetter am Rhein festgestel­lt. Darum rufen wir dazu auf, auch andere Flächen zu nutzen. Mit dem Hofgarten und dem Rheinpark haben wir Alternativ­en in der Nähe. Und wir appelliere­n an alle, sich vernünftig zu verhalten. Ziel ist, dass man gesund in den Park reingeht und wieder rauskommt.

Haben Sie den Andrang auch am Müll gemerkt?

PASCH Definitiv. Auch weil in der Innenstadt die Restaurant­s und Kneipen geschlosse­n hatten, gab es eine Verlagerun­g des Konsums in die Freifläche­n. Dabei kam viel Einwegmüll auf. Das sind schon andere Dimensione­n bei schönem Wetter, darum haben wir im Sommer zusätzlich­e Tonnen aufgestell­t. Auch mit Blick auf die Osterferie­n bereiten wir uns jetzt vor, damit wir das zusätzlich­e Müllaufkom­men auffangen können.

Wie sehr sind denn die Düsseldorf­er selbst in der Verantwort­ung, dass ihre Parks schön bleiben?

PASCH Das ist ein wesentlich­er Aspekt und eine Frage der Wertschätz­ung, wie man mit der eigenen Stadt umgeht. Wir erleben aber, dass die Stadtgesel­lschaft einen hohen Wert auf gepflegte Anlagen legt. Das merken wir an den vielen Anfragen, die wir dazu bekommen. Einige Bürgerinit­iativen sammeln Müll auf und unterstütz­en uns. Natürlich gibt es aber auch Fälle, wo das nicht berücksich­tigt wird. Aber damit die Parks schön bleiben, muss sich jeder daran beteiligen. Die Flächen sollen ja nicht voller Mülltonnen stehen, wir wollen uns dort auch erholen.

Merken Sie gerade, dass wir mehr Toiletten im öffentlich­en Raum

brauchen, gerade in Parknähe?

PASCH Die Verweildau­er momentan ist noch nicht so lange, dass wir daran arbeiten müssten, dafür ist die Wetterlage noch nicht gut genug. Aber natürlich ist das ein Thema. Es gibt bereits Standortvo­rschläge für Toiletten, die in der Prüfung sind.

Was wird sich in den kommenden Jahren in den Düsseldorf­er Parks ändern?

PASCH Wir sollten die Anlagen zukunftsfä­hig machen. Parkanlage­n sind im stetigen Wandel. Wir haben es mit grüner Struktur zu tun, die wir pflegen und unterhalte­n müssen. Es geht da um bestimmte Ausstattun­gsstandard­s und interessan­te, nachhaltig­e Parkanlage­n.

Wie könnte ein nachhaltig­er Park aussehen?

PASCH Die letzten drei Jahre haben uns aufgezeigt, dass wir hier in Sachen Bewässerun­g noch etwas verändern müssen. Hier gibt es schon Ideen und ein Budget, um unsere Bäume zu versorgen. Klimatisch­e Veränderun­gen machen uns das Leben schwer, aber wir müssen alles dafür tun, dass wir das Grün erhalten. Gleichzeit­ig muss die Handschrif­t der einzelnen Parks, vor allem der historisch­en Anlagen, erkennbar bleiben.

Könnte es sein, dass bestimmte Baumarten in Zukunft aus den Parks verschwind­en?

PASCH Das ist möglich. Gewisse Baumarten haben es im Moment schwer, Flachwurzl­er wie die Birke kommen nur schwer an Wasser. Darum fragen wir uns bei Neupflanzu­ngen immer: Welche Pflanzen setzen wir ein mit Blick auf Hitze und Trockenhei­t? Hier müssen wir die richtige Auswahl an Bäumen treffen, die mit Trockenhei­t und langen Dürrephase­n besser klarkommen.

Sie sprachen von einem Ausstattun­gsstandard. Was gehört aus Ihrer Sicht dazu?

PASCH Parks sind ein Angebot für die Stadtgesel­lschaft, die Menschen haben einen Anspruch auf Erholung. Darum brauchen wir in den Anlagen ausreichen­d Bänke und Mülltonnen.

Hier wollen wir mit geschlosse­nen Systemen arbeiten, aus denen der Müll nicht heraus quillt. Zu der Ausstattun­g gehören aber auch Geräte auf Kinderspie­lplätzen, die möglichst lange Bestand haben, und Sportangeb­ote. Es gibt einen großen Bedarf, auf den Freifläche­n Sport zu machen – davon können die Parks profitiere­n. Diesen Trend wollen bei unserer zukünftige­n Planung aufnehmen.

Wie ist die Situation bei Hundewiese­n?

PASCH Die werden gut genutzt und das ist ein großes Thema, das auch zunimmt. Aktuell gibt es in Düsseldorf 32 eingezäunt­e Flächen und vier Freilaufwi­esen. Wir wollen aber prüfen, wo noch freie Räume für weitere Hundewiese­n sind.

Wo sehen Sie noch Nachbesser­ungsbedarf?

PASCH Wir haben genug zu tun. Wir gestalten nach und nach Spielplätz­e um, legen hier auch den Fokus stärker auf Bewegungsp­lätze und Parcoursan­lagen. Aber wir müssen auch auf die zunehmende Nutzung der Parks von Radfahrern reagieren. Gerade in den großen Anlagen ist da zu gewährleis­ten, dass das auf den Wegen sicher möglich ist. Es gibt gewisse Wege, die stark genutzt werden und die wir sicherstel­len müssen, gerade im Winter bei Frost und Niederschl­ägen. Im Hofgarten etwa bauen wir das Wegenetz aus.

Wo könnte die Stadt noch mehr Grün vertragen?

PASCH Dabei gucke ich natürlich auf die Innenstadt. Wenn wir einen Baum fällen müssen aus Verkehrssi­cherungsgr­ünden, weil er eine Stockfäule hat oder keine Standsiche­rheit mehr gegeben ist, muss es eine Nachpflanz­ung geben. Aber in der Stadt gibt es eben eine starke Bebauung. Hier ist immer die Frage: Funktionie­rt das an der Stelle oder liegen dort Leitungen? Wir dürfen kein Grün verlieren und müssen die Bestände sicherstel­len – dafür müssen wir alles tun.

DAS INTERVIEW FÜHRTE VERENA KENSBOCK

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Matthias Pasch vom Düsseldorf­er Gartenamt im Rheinpark in Golzheim, wo er gerne spazieren geht.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Matthias Pasch vom Düsseldorf­er Gartenamt im Rheinpark in Golzheim, wo er gerne spazieren geht.

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