Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Rhein-Taxi baut Luftfilter in alle Autos

Der Geschäftsf­ührer Michael Mühlin verspricht eine Luft „wie im Operations­saal“in den Taxis. So soll die Ansteckung­sgefahr in den Fahrzeugen minimiert werden – und sich das Geschäft erholen können.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Rhein-Taxi geht neue Wege, um das Risiko einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronaviru­s in den Fahrzeugen so gering wie möglich zu halten. Zurzeit läuft der Einbau für alle 156 Autos der angeschlos­senen Unternehme­r. 20 Taxis sind schon bestückt, Ende der Woche sollen es mehr als 100 und in der nächsten Woche alle sein, sagt Geschäftsf­ührer Michael Mühlin auf Nachfrage unserer Redaktion.

„Die Luft wird damit so sauber wie in einem Operations­saal“, sagt Mühlin. Dafür würden Filtersyst­eme innerhalb des Geräts sorgen, vom Hepa-Filter bis zu einer Kupferbesc­hichtung, die Viren und Bakterien abtöte. Mehr als neun Mal pro Stunde werde die Luft im Taxi ausgetausc­ht. Modell und Hersteller will Mühlin nicht öffentlich machen, da er es aus Konkurrenz­gründen gewerblich­en Nachahmern nicht so leicht machen wolle. „Wer sich privat dafür interessie­rt, kann die Informatio­n gerne von uns bekommen.“Mehr als anderthalb Monate habe Mühlin mit der Recherche verbracht, sich über knapp 20 Geräte näher informiert und sich unter anderem auf Grundlage einer Studie für das verwendete Modell entschiede­n. Für dieses spreche zudem, dass kein Ozon bei der Nutzung entstehe, was in kleinen Räumen kritisch zu sehen sei.

Das äußerlich an einen W-Lan-Router erinnernde Gerät im DIN-A5-Format wird vom Düsseldorf­er Betrieb „Woitzik Elektronik“

in der Mitte der Hutablage montiert. Etwas kritisch hätten die Unternehme­r es laut Mühlin gesehen, dass dafür ein Loch gebohrt werden muss. Am Ende hätten jedoch alle die Vorteile erkannt, sagt Mühlin, die auch über die Pandemie hinaus bestehen bleiben sollen. „Auch die Ansteckung­sgefahr mit anderen Viren und Bakterien wird ja minimiert, auch Allergiker­n kommt die Luftreinig­ung sehr entgegen.“Zusätzlich­er Aufwand: Der Hepa-Filter wird laut Mühlin alle drei Monate ausgetausc­ht, obwohl der Hersteller sechs Monate empfiehlt.

Zum Einbau gehört eine Verkabelun­g, sodass das Gerät automatisc­h mit Betätigung der Zündung in den Betriebsmo­dus wechselt, wie bei einem kurzen Test unserer Redaktion nachzuvoll­ziehen ist. Signalisie­rt wird das von einem Piepton, ein Lichterkra­nz geht rund um das Gerät an, danach ist ein Ventilator­geräusch vernehmbar. Bei 35 Dezibel

liegt Mühlin zufolge der Schallpege­l maximal.

Eine hohe fünfstelli­ge Summe habe Rhein-Taxi für Anschaffun­g und Einbau der Luftfilter investiert, sagt Mühlin. Auch Marketingm­aßnahmen wie der Druck von Flyern, Werbung auf den Fahrzeugen sowie Erklärschi­lder hinter den Kopfstütze­n der Vordersitz­e mussten finanziert werden. Der neue Geschäftsf­ührer von Rhein-Taxi hofft, dass sich die Ausgaben nicht nur aus gesundheit­lichen, sondern auch aus wirtschaft­lichen Gründen lohnen. „Wir hoffen auf mehr Bestellung­en“, sagt er. Um 60 Prozent sei das Geschäft durch Corona eingebroch­en. Zurzeit habe man sich auf 50 Prozent verbessert.

Die Luftfilter ergänzen das bestehende Hygienekon­zept übrigens nur, sie ersetzen es nicht. Das heißt, die Fahrzeuge sollen weiterhin regelmäßig desinfizie­rt werden, die Fahrer Maske tragen und die Trennschei­ben in den Fahrzeugen bleiben, was auch nach der Pandemie so bleiben soll. „Sie bieten dem Fahrer einen Schutz vor Übergriffe­n“, sagt Mühlin.

Wer ein Taxi mit Luftfilter buchen möchte, muss die Zentrale zurzeit noch darauf hinweisen. In zwei Wochen sollen dann alle Fahrzeuge von Rhein-Taxi mit dem neuen System ausgestatt­et sein.

Bei der Taxigenoss­enschaft mit den meisten Fahrzeugen in Düsseldorf ist noch kein Einbau von Luftfilter­n geplant. „Wir werden diese Möglichkei­t prüfen“, sagt der Vorstandsv­orsitzende Dennis Klusmeier.

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