Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Jüdische Gemeinde verteilt Pessach-Pakete an Haushalte

Die Aktion nutzte Thorsten Latzel, neuer Präses der Rheinische­n Landeskirc­he, für seinen Antrittsbe­such.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

DERENDORF Normalerwe­ise würden viele Mitglieder der Jüdischen Gemeinde den Auftakt des Pessach-Festes am kommenden Wochenende gemeinsam begehen. Bis zu 300 Menschen versammeln sich dann im Gemeindeze­ntrum, um mit Oberrabbin­er Raphael Evers am Seder-Abend zu singen, zu essen und die Befreiung aus der Versklavun­g in Ägypten zu feiern. Eine Tradition, die als gemeinsame­s Fest in Zeiten der Pandemie einen anderen Rahmen braucht.

Bereits im vergangene­n Jahr dachte sich die Gemeinde daher ein Projekt aus, mit dem sie ein festliches Pessach zu Hause ermögliche­n will. Zur Aktion „Pessach auf Rädern“durfte sich jetzt jeder jüdische Haushalt kostenlos ein Paket mit traditione­llen Lebensmitt­eln vor dem koscheren Supermarkt „Lechaim“an der Roßstraße abholen. Darin enthalten sind ein Paket „Matze“, ungesäuert­e Brotfladen sowie eine Flasche koscherer Wein und ein Glas Salzgurken. „Dazu bieten wir in diesem Jahr gegen eine Gebühr auch ein warmes Menü mit traditione­llen Fest-Speisen an“, sagt Zeev

Reichard. Bislang seien bereits über 2000 Pakete an die knapp 3500 jüdische Haushalte ausgegeben worden. „Die Gemeinde merkt, dass sie sich in diesen Zeiten auf uns verlassen kann.“

Am Dienstag freute sich auch ein besonderer Gast über eines der Pakete. Thorsten Latzel, neuer Präses der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland, brachte im Gegenzug ein kleines Mandelbäum­chen mit. Der am Wochenende in sein Amt eingeführt­e Präses wählte für seinen Antrittsbe­such bei der Jüdischen Gemeinde bewusst einen seiner ersten offizielle­n Termine in der Landeshaup­tstadt. Dabei ließ er sich von Oberrabbin­er Evers die Traditione­n von Pessach erklären. „Wir möchten den guten Draht im christlich-jüdischen Dialog beibehalte­n. Pessach ist ein Fest der Befreiung, ähnlich wie Ostern“, sagte Latzel. „Noch dazu wollen wir Zeichen setzen, da mit den Corona-Verschwöru­ngstheorie­n leider auch der Antisemiti­smus zugenommen hat.“Verwaltung­sdirektor Michael Rubinstein freute sich über diesen Auftakt der „guten Nachbarsch­aft“- die Sitze der beiden Religionen trennen drei Straßen voneinande­r.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Präses Thorsten Latzel (r.) machte bei Michael Rubinstein (Mitte) und Oberrabbin­er Raphael Evers einen Antritsbes­uch.

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