Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Jüdische Gemeinde verteilt Pessach-Pakete an Haushalte
Die Aktion nutzte Thorsten Latzel, neuer Präses der Rheinischen Landeskirche, für seinen Antrittsbesuch.
DERENDORF Normalerweise würden viele Mitglieder der Jüdischen Gemeinde den Auftakt des Pessach-Festes am kommenden Wochenende gemeinsam begehen. Bis zu 300 Menschen versammeln sich dann im Gemeindezentrum, um mit Oberrabbiner Raphael Evers am Seder-Abend zu singen, zu essen und die Befreiung aus der Versklavung in Ägypten zu feiern. Eine Tradition, die als gemeinsames Fest in Zeiten der Pandemie einen anderen Rahmen braucht.
Bereits im vergangenen Jahr dachte sich die Gemeinde daher ein Projekt aus, mit dem sie ein festliches Pessach zu Hause ermöglichen will. Zur Aktion „Pessach auf Rädern“durfte sich jetzt jeder jüdische Haushalt kostenlos ein Paket mit traditionellen Lebensmitteln vor dem koscheren Supermarkt „Lechaim“an der Roßstraße abholen. Darin enthalten sind ein Paket „Matze“, ungesäuerte Brotfladen sowie eine Flasche koscherer Wein und ein Glas Salzgurken. „Dazu bieten wir in diesem Jahr gegen eine Gebühr auch ein warmes Menü mit traditionellen Fest-Speisen an“, sagt Zeev
Reichard. Bislang seien bereits über 2000 Pakete an die knapp 3500 jüdische Haushalte ausgegeben worden. „Die Gemeinde merkt, dass sie sich in diesen Zeiten auf uns verlassen kann.“
Am Dienstag freute sich auch ein besonderer Gast über eines der Pakete. Thorsten Latzel, neuer Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, brachte im Gegenzug ein kleines Mandelbäumchen mit. Der am Wochenende in sein Amt eingeführte Präses wählte für seinen Antrittsbesuch bei der Jüdischen Gemeinde bewusst einen seiner ersten offiziellen Termine in der Landeshauptstadt. Dabei ließ er sich von Oberrabbiner Evers die Traditionen von Pessach erklären. „Wir möchten den guten Draht im christlich-jüdischen Dialog beibehalten. Pessach ist ein Fest der Befreiung, ähnlich wie Ostern“, sagte Latzel. „Noch dazu wollen wir Zeichen setzen, da mit den Corona-Verschwörungstheorien leider auch der Antisemitismus zugenommen hat.“Verwaltungsdirektor Michael Rubinstein freute sich über diesen Auftakt der „guten Nachbarschaft“- die Sitze der beiden Religionen trennen drei Straßen voneinander.