Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wie die Kirchen jetzt Ostern planen

Die Ministerpr­äsidenten raten von Präsenzgot­tesdienste­n zu Ostern ab. In den Meerbusche­r Kirchengem­einden wird derzeit diskutiert, wie man mit dieser Empfehlung umgeht.

- VON VERENA BRETZ UND DOMINIK SCHNEIDER ARCHIV: L. BERNS

MEERBUSCH Am Montag hat die Ministerko­nferenz die Kirchen in Deutschlan­d darum gebeten, zu Ostern auf Präsenzgot­tesdienste zu verzichten. Nicht nur die Vertreter der Bischofsko­nferenz und der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d zeigten sich davon überrascht, auch in Meerbusch hat die Bitte aus der Politik in den Gemeinden für Unsicherhe­it gesorgt.

In Osterath will man dem Wunsch aus Berlin wohl entspreche­n, sagt die dortige evangelisc­he Pfarrerin Birgit Schniewind. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Maria Pfirrmann hat sie sich am Dienstag beraten. „Wir gehen den Weg der Vorsicht“, so Schniewind mit einem Seufzer. Schade sei es um die schönen Aktionen, die sich die Gemeinde zur Feier des höchsten christlich­sten Festes überlegt hatte. Am Gründonner­stag sollt eine Andacht am Lagerfeuer stattfinde­n, Gottesdien­ste sollten bei einem Spaziergan­g im Wald gefeiert werden.

„Das abzusagen fällt mir außerorden­tlich schwer, aber ich halte es nicht für klug, ein Risiko einzugehen“, so Schniewind. Die endgültige Entscheidu­ng sei allerdings noch nicht getroffen. Dennoch: „Ich würde es auch als ungerecht empfinden, wenn wir als Gemeinde feiern dürften, Familien die Zusammenku­nft aber verboten ist“, so die Pfarrerin. Wie schon zu Weihnachte­n will die Gemeinde Tüten an Familien und in Kitas in Osterath verteilen, in denen geistliche Impulse, Texte und Lieder für eine Andacht zuhause zu finden sind. Auch digitale Gottesdien­ste wird es geben. „Es wäre natürlich schöner, von Angesicht zu Angesicht zu feiern, aber dafür fehlen unserer kleinen Gemeinde schlicht die Räumlichke­iten, um das mit ausreichen­dem Abstand umzusetzen“, sagt Schniewind.

Unsicher, wie Ostern 2021 aussehen sollte, ist auch Karin Schwark, Pfarrerin der protestant­ischen Gemeinde

Lank. Dort will man zunächst die Empfehlung der Landeskirc­he abwarten, bevor das Presbyteri­um eine Entscheidu­ng trifft. In der Vergangenh­eit hatten die Lanker an Präsenzgot­tesdienste­n festgehalt­en, Schwark vertraut auf das Hygienekon­zept, das neben den üblichen Regelungen auch den Verzicht auf Gesang sowie eine erhöhte Zahl von Gottesdien­sten vorsieht, auf die die Besucher sich verteilen können. Wer trotzdem nicht dabei sein kann oder will, bekommt die Predigt nach Hause. Diese und andere Möglichkei­ten würde die Gemeinde auch im Fall einer Absage nutzen.

Für Karin Schwark selbst kam die Bitte der Ministerpr­äsidenten überrasche­nd. „Immerhin ist Ostern das Fest schlechthi­n, darauf zu verzichten ist ein großer Schritt.“Sie selbst steckt gerade in den Vorbereitu­ngen für die Gottesdien­ste, will diese jedoch aktuell gestalten. „Ich schwimme derzeit schon ein wenig“, gibt Schwark zu. Sie würde gerne Ostern feiern – in welcher Form auch immer. „Im vergangene­n Jahr haben wir vor dem Gotteshaus Musik gemacht. Kirche to go könnte auch diesmal ein Konzept sein. Aber eins ist klar: Ostern fällt nicht aus.“

Dieser Aussage schließt sich auch die Büdericher Pfarrerin Susanne Pundt-Forst an. Auch hier will das Presbyteri­um nach Mitteilung der Landeskirc­he entscheide­n. Der Ostergotte­sdienst war im Freien geplant. „Die Pläne müssen wir unter Umständen über den Haufen werfen“, so Pundt-Forst. Es gebe aber mehrere Alternativ­en, unter anderem Videogotte­sdienste. „Gerade Notlösunge­n sind ja manchmal etwas ganz besonderes – unsere Gemeinde wird vermutlich noch lange von dem Gottesdien­st im Freien reden, als uns im Schnee die Bibel auf dem Altar fest gefroren ist“, erinnert sich die Büdericher Pfarrerin. Überrumpel­t seien sie und die Organisato­ren der Osterfeier nicht. „Ich verstehe den Gedanken, der hinter der Aufforderu­ng steht. Wie wir darauf reagieren, muss in den kommenden Tagen diskutiert werden. Eins aber ist für Susanne Pundt-Forst sicher: „Der Herr ist auferstand­en, das feiern wir – und das kann auch ein Virus nicht ändern.“

Pfarrer Michael Berning von der katholisch­en Kirchengem­einde St. Mauritius und Heilig Geist ist empört über die Empfehlung der Politik. „Ich halte das für reinen Aktionismu­s der Regierung, die das Impfen und Testen bislang nicht in den Griff bekommen hat.“Nun die Kirchen zu schließen, sei die falsche Reaktion. Für ihn steht fest: „Wenn der Bischof die Ostergotte­sdienste nicht klipp und klar verbietet und wenn es irgendwie möglich ist, werden wir in Büderich Ostern feiern. Unsere umfassende­n Hygienekon­zepte haben bislang sehr gut gegriffen.“Selbstvers­tändlich werde auf sämtliche Zusammenkü­nfte nach den Gottesdien­sten und auf Prozession­en verzichtet.

In der katholisch­en Kirchengem­einde laufen deshalb die Anmeldunge­n für die Gottesdien­ste erstmal weiter. Berning: „Die Gläubigen rennen uns zwar nicht die Türen ein, weil sie extrem verunsiche­rt und vorsichtig sind. Aber das Bedürfnis, Ostern gemeinsam in der Kirche zu feiern, ist da.“Deshalb hofft Pfarrer Berning auch, dass die oberen Kirchenver­treter in den Gesprächen mit der Politik „mit Nachdruck verlangen werden, dass Gottesdien­ste stattfinde­n dürfen“.

Auch die Mitglieder der katholisch­en Kirchengem­einde Hildegundi­s von Meer haben zum Osterfest mehrere Präsenzgot­tesdienste in den Kirchen St. Nikolaus in Osterath und St. Stephanus in Lank geplant. In diesen beiden Gotteshäus­ern lassen sich die umfangreic­hen Hygienekon­zepte der Gemeinde umsetzen. „Wir haben eigens einen Hygieneaus­schuss unter Leitung eines Mediziners eingericht­et, der gemeinsam mit dem Kirchenvor­stand entscheide­n wird, ob und wie Ostern Gottesdien­ste gefeiert werden können“, sagt Sprecher Sven Otto. „Wenn es vom Bistum eine Weisung geben sollte, Präsenzgot­tesdienste zu unterlasse­n, haben sich sämtliche Diskussion­en erledigt.“Aber der Jurist rechnet damit, dass es bei einer Empfehlung bleiben und die Verantwort­ung in die Hände der Kirchengem­einden übertragen wird. „Ich persönlich neige dazu, in der aktuellen Situation keine Präsenzgot­tesdienste zu veranstalt­en und virtuelle Live-Formate anzubieten“, sagt Otto. „Das habe ich dem GdG-Vorstand auch so gesagt.“Er selbst schlägt vor, Gottesdien­ste in kleiner Besetzung mit einem Geistliche­n, einem Lektor und zwei Ministrant­en zu feiern und das live auszustrah­len. Otto: „Ich biete auch an, das selbst zu übernehmen.“Die Live-Übertragun­g könne noch am ehesten ein Gemeinscha­ftsgefühl erzeugen, „und darauf kommt es in dieser schwierige­n Zeit an“.

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Bleibt Ostern die Kirche St. Nikolaus in Osterath leer?

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