Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Frage nach dem Warum
Fortuna Düsseldorfs Traum vom direkten Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga ist durch die 0:3-Niederlage gegen Zweitliga-Spitzenreiter VfL Bochum endgültig geplatzt. Nun muss diese verkorkste Saison schonungslos aufgearbeitet werden.
Nach der bitteren 0:3-Pleite gegen den VfL Bochum sind auch die letzten Optimisten, die noch mit dem Traum vom direkten Wiederaufstieg hausieren gegangen sind, auf den Boden der Tatsachen geholt worden. In der Partie gegen den Tabellenführer der Zweiten Liga sind schonungslos die Defizite aufgedeckt worden. Fortuna hat nun genug Zeit, Fehleranalyse zu betreiben. Damit man es in der kommenden Zweitliga-Saison besser machen kann.
Die entscheidende Frage, die sich die Verantwortlichen stellen müssen, wird sein, was denn jetzt eigentlich der Hauptgrund für die enttäuschende Saison ist. Dass Fortuna es kann, hat sie ja schließlich bereits bewiesen. Warum aber schaffen es die Rheinländer nicht, Konstanz in ihre Leistungen zu bringen? Man landet da naturgemäß schnell beim Trainer. Natürlich ist Uwe Rösler dafür verantwortlich, die Spieler Woche für Woche bestmöglich auf den Gegner einzustellen. Und er muss sich auch die Frage gefallen lassen, ob er es vermocht hat, einzelne Akteure besser zu machen.
Man kann leicht der Versuchung erliegen, ein abschließendes Urteil in die eine oder andere Richtung zu fällen. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Fest steht: Zu wenige Spieler konnten ausreichend Konstanz aufs Feld bringen, um höhere Ziele ernsthaft zu realisieren. Es gibt keinen Akteur, der auf positive Weise komplett herausragt. Besonders in der nun entscheidenden Saisonphase wirken einige mental nicht frisch genug.
Dazu kommen etliche individuelle Fehler. Im Spiel gegen Bochum wäre es jedenfalls lohnenswert gewesen, darauf hinzuweisen, dass man tunlichst Simon Zoller im Auge haben sollte. Und dass man gegen den pfeilschnellen Gerrit Holtmann nicht ins Sprintduell gehen darf. Rösler wird seinen Spielern das sogar sehr sicher mitgeteilt haben. Am Ende fehlte es aber am wichtigsten: der richtigen Adaption auf dem
Spielfeld.
Und so wird die Trainerfrage ganz sicher ein Hauptbestandteil einer Analyse sein, deren Ausgang noch komplett offen scheint. Zumindest was den Moment angeht. Denn der Trainer kann natürlich nichts dafür, dass seine Profis frei aus fünf Metern das Tor nicht treffen. Da müssen sich Führungsspieler wie Rouwen Hennings an die eigene Nase fassen. „Uns hat einfach die Effizienz gefehlt, wie schon zuletzt in Sandhausen“, sagte Rösler. „In solchen Spielen müssen wir es einfach schaffen, in Führung zu gehen.“
Woran mangelt es also? Ganz sicher an der nötigen Effizienz. An dieser fehlt es aber nicht erst seit gestern. In diesem Punkt diente Bochum am Montagabend als Musterbeispiel. Vielleicht fehlte auf Seiten
Fortunas auch die letzte Gier, endlich dieses so wichtige Tor zu erzielen. Dazu häuften sich im Laufe der Partie die Konzentrationsfehler.
Möglicherweise scheitert es bei so manchem Profi auch schon an der klaffenden Lücke zwischen Selbsteinschätzung und Realität. Dawid Kownacki etwa sieht sich definitiv nicht in der Zweiten Liga. Für den Aufstieg jedoch hätte es mehr Tore von ihm bedurft. Die kann er allerdings nicht liefern. Matthias Zimmermann spielt laut eigener Aussage die beste Saison seiner bisherigen Laufbahn. Gegen Bochums Holtmann hat er seine Grenzen aufgezeigt bekommen.
Es sind einige Attribute, die Fortuna fehlen, sich das Prädikat „Spitzenmannschaft“zu verdienen. Die Frage aller Fragen lautet also: Ist die Mannschaft einfach qualitativ nicht gut genug oder hat der Trainer nicht das Leistungsmaximum aus ihr herausholen können? Oder von beidem etwas? Darüber kann viel philosophiert werden. Am Ende müssen die Düsseldorfer Entscheidungsträger um Klaus Allofs und Uwe Klein diese Frage beantworten. Und dann eine Entscheidung für die Zukunft fällen. Die Zeit der Träumereien ist vorbei.
GIANNI COSTA