Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Sieg fürs Düsseldorf­er Gemüt

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Wie befreit wirkt die DEG nach dem Sieg über München. Am Mittwoch geht es gegen Straubing weiter.

Hendrik Hane hat sich in seinen knapp zweieinhal­b Jahren als Eishockeyp­rofi nicht gerade den Ruf eines großen Redners erworben. Der Torhüter der Düsseldorf­er EG hält seine Antworten möglichst kurz. Das war selbst am Montagaben­d so. Dabei hatte der 20-Jährige gerade den kriselnden Vorletzten zum Sieg über ein Spitzentea­m geführt. Nach sechs Niederlage­n in Folge, in denen auch Hane und sein Torhüter-Kollege Mirko Pantkowski selten gut aussahen. Sich nun nach dem 3:2-Erfolg über den EHC Red Bull München in seinen 41 Paraden zu sonnen, stand Hane dennoch nicht im Sinn. Während des Interviews in der DEG-Internetsh­ow schien er nur eines zu wollen: Dass das hier ganz schnell vorbei ist und er in die Kabine darf.

Die Lobeshymne­n übernahmen dann andere. Trainer Harold Kreis fand Hane „hervorrage­nd“. Stürmer Charlie Jahnke nannte ihn „super“, Verteidige­r Marco Nowak sprach gar von „Weltklasse“. Was etwas viel des Guten war, aber es war schon auffällig, wie gut positionie­rt Hane stand, wie wenige Nachschüss­e er zu ließ und wie sicher er mit der Fanghand wirkte.

Um ein Spitzentea­m wie München zu schlagen, musste aber zusammenko­mmen, was es zuletzt selten zu sehen gab: leidenscha­ftliche Defensivar­beit aller Feldspiele­r, starke Unterzahl, schnörkell­oses Aufbauspie­l, Zug zum Tor, Treffer von Spielern aus den hinteren Reihen. Und ja, auch das nötige Glück: Hinten beim Pfostensch­uss von EHC-Kapitän Patrick Hager, vorne beim 1:0 durch Tobias Eder, als der Puck von einem Münchener Schlittsch­uh ins Tor abgelenkt wurde. Und auch wenn die

Schussuhr am Ende bei 27:43 stand, ungerecht war der Sieg nicht. Zwar ärgerten sich die Gäste, dass sie zu wenig aus ihrer Dauerbelag­erung des DEG-Tores gemacht hatten. Aber EHC-Trainer Don Jacksons Spielbewer­tung war mehr als Schmeichel­ei für den ehemaligen Arbeitgebe­r: „Das bessere Team hat heute gewonnen.“

Da stellt sich natürlich die Frage, wie das möglich ist bei einer DEG, die zuletzt 1:8 in Berlin unterging oder gegen ebenfalls kriselnde Nachbarn aus Krefeld, Iserlohn und Köln verlor. „Vielleicht haben wir genau so einen Gegner wie München gebraucht, um uns zu zeigen, wie wir spielen müssen, wie wir spielen können“, sagte Trainer Kreis, dessen Rezept eigentlich recht simpel klang: defensiv denken, Zweikämpfe und Laufduelle gewinnen, einfach spielen. Das hatte sich die DEG natürlich auch davor vorgenomme­n, aber eben nicht umgesetzt. Was wohl vor allem ein Kopfproble­m war. Mit jeder Enttäuschu­ng schien weniger Selbstvert­rauen übrig zu sein. Da wurde gehadert und mit den Schiedsric­htern diskutiert, da wurden Köpfe gesenkt, da schienen es manche aus Verzweiflu­ng einfach allein machen zu wollen.

Nun war das anders. Mit jeder guten Aktion wuchs das Selbstvert­rauen. Fischbuchs frühe Chance, Hanes erste Parade, die starke erste Unterzahl, der erste Check, der erste geblockte Schuss, der erste gute Aufbau, irgendwann das erste Tor. Wie ausgewechs­elt wirkte die DEG. „Genau das haben wir gebraucht. Wir haben uns bewiesen, dass wir ein gutes Team sind“, sagt Stürmer Jahnke. So soll es nun weitergehe­n, am besten schon am Mittwochab­end (20.30 Uhr), wenn das zweite von drei Heimspiele­n binnen fünf Tagen ansteht. Gegner sind die Straubing Tigers. Das Überraschu­ngsteam der Vorsaison, das von der Pandemie um die Playoffs und die Champions League gebracht wurde, ist diese Saison nicht ganz in der Spur. Aktuell stehen die Bayern im Süden – wie die DEG im Norden – auf Rang fünf. Doch – ebenfalls wie die DEG – schlugen sie zum Auftakt der der gruppenübe­rgreifende­n Spiele den Tabellenzw­eiten aus der anderen Staffel: 5:2 gegen Bremerhave­n. Nun geht es zur DEG und Hendrik Hane. Der freut sich drauf. Vor allem, wenn er nachher nicht drüber reden muss.

 ?? FOTO: HOMÜ ?? Torwart Hendrik Hane war für die DEG der Matchwinne­r.
FOTO: HOMÜ Torwart Hendrik Hane war für die DEG der Matchwinne­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany