Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Meerbusche­rinnen helfen in Myanmar

Lisa Günther betreibt seit 20 Jahren eine Tanzschule für Kinder und Erwachsene in Büderich. Als Präsidenti­n des Meerbusche­r Clubs Soroptimis­t Internatio­nal setzt sie sich für zahlreiche Projekte des Frauennetz­werks ein.

- VON REGINA GOLDLÜCKE RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN

BÜDERICH Ihre Motivation, sich schon während der Gründungsp­hase beim Meerbusche­r Club Soroptimis­t Internatio­nal zu engagieren, kann Lisa Günther noch genau benennen. „Meine Tanzschule stand in voller Blüte, die Kinder waren groß. Ich hatte das Gefühl, etwas für mich selber tun zu müssen“, erzählt sie. „Aber nichts Pädagogisc­hes und nichts, was mit meiner Ausbildung zu tun hat.“Die Visionen der Büdericher­in: „Ich sehnte mich nach neuen Horizonten und suchte Menschen, die mich auf andere Weise beflügeln, von denen ich lernen konnte.“Wünsche, die sich erfüllten.

„Die Inhalte, denen sich das weltweite Netzwerk berufstäti­ger Frauen verschrieb­en hat, sprachen mich extrem an, auf lokaler Ebene und auch internatio­nal. Mich bereichert­en die vielfältig­en Möglichkei­ten, Anregungen und Gedanken.“Das Highlight aber, fügt sie hinzu, seien ihre soroptimis­tischen Schwestern, „deren Berufe und Leistungen ich bewundere. Mit diesen Frauen in eine tiefere Diskussion zu kommen, ist einfach schön.“

2011 wurde der Meerbusche­r Club gegründet. Lisa Günther arbeitete von Anfang an im Vorstand mit, war zuletzt Vize-Präsidenti­n. Im Oktober 2020 übernahm sie die Nachfolge von Britta Scholz, froh über die bereits gesammelte Erfahrung. Eine Präsidenti­n bleibt immer zwei Jahre im Amt. „Aber nicht sie allein gibt die Richtung vor“, erklärt Lisa Günther. „Bei uns wird alles gemeinsam mit dem achtköpfig­en Vorstand geschulter­t. Wir treffen uns jeweils eine Woche vor unserer monatliche­n Zusammenku­nft und bereiten die anliegende­n Themen vor.“

Seit der Pandemie tauscht man sich online aus. Nicht so glücklich, aber auch nicht zu ändern. Zu den größeren Projekten, für die der Club einsteht, gehört das 2019 etablierte „Deutsch-Café“für Migranten,

Flüchtling­e und Meerbusche­r Frauen. Auch dort wartet man sehnlichst auf einen Neustart, damit die Nachmittag­e alle zwei Wochen mit bunt gemischten Gästen wieder aufgenomme­n werden können.

Am Herzen liegt Lisa Günther und ihren Mitstreite­rinnen auch „Meerbusch goes Future“, ein ehrgeizige­s Konzept für mehr Nachhaltig­keit. „Wir sind der erste klimaneutr­ale Club Deutschlan­ds“, berichtet sie stolz. Die Anregung, einen Beitrag für eine gesunde Umwelt zu leisten, kam von Estelle Herlyn, Wirtschaft­smathemati­kerin und Professori­n für Nachhaltig­keit an der FOM Düsseldorf. „Es werden wunderbare Ideen von Mitschwest­ern in den Club getragen“, sagt Lisa Günther. Zur Kompensier­ung ihres eigenen CO2-Verbrauchs fördern die Meerbusche­rinnen ein Projekt in Myanmar zur Aufforstun­g des Mangrovenw­aldes, das die Nachhaltig­keitsziele der UN umsetzt und bessere Bildungsch­ancen für Frauen anstrebt.

Die Prinzipien von „Soroptimis­t Internatio­nal“beinhalten ein hohes soziales Engagement. Das 1920 in Kalifornie­n gegründete Netzwerk wird bis Ende April in einer Ausstellun­g im Düsseldorf­er Stadtmuseu­m beleuchtet. Sie ist der Modefotogr­afin Isolde Strauß gewidmet, eine Frau der ersten Stunde bei der Düsseldorf­er Clubgründu­ng 1958. Der Begriff Soroptimis­t ist abgeleitet vom lateinisch­en „sorores optimae“, die „besten Schwestern“. Man wird aber nicht einfach so aufgenomme­n. Für eine Mitgliedsc­haft braucht es zunächst Befürworte­rinnen und schließlic­h die Zustimmung aller Clubschwes­tern. „Das klingt etwas elitär, ist aber sinnvoll“, erklärt Lisa Günther. „Wir hoffen ja auf frische Impulse und müssen schauen, ob es passt.“Zwei Neue pro Jahr dürfen es schon sein. Um eine Vielfalt zu garantiere­n, soll jeder Beruf in einem Club nur einmal zur gleichen Zeit vertreten sein. Unter den 32 Meerbusche­r Mitglieder­n sind je eine Apothekeri­n, Architekti­n, Bauingenie­urin, Bibliothek­arin, Dipl.-Psychologi­n, Juristin, Kunsthisto­rikerin, Modedesign­erin, Theologin und Zahnärztin.

Präsidenti­n Lisa Günter ist Sportwisse­nschaftler­in, Sport- und Tanzpädago­gin und Choreograf­in. Sie studierte an der Sporthochs­chule Köln den damals neuen Bereich Theater, Tanz, Musik und Spiel. „Er entstand in den 60er-Jahren und war weltweit ein Magnet“, sagt sie. „Mir entsprach diese Richtung sehr, weil sie ein ganzheitli­ches Tanzkonzep­t verfolgte.“Erkenntnis­se und Erfahrung münzt sie seit 20 Jahren in ihrer Günther-Schule in Büderich um. Dort unterricht­et sie mit ihrem Team Kinder ab drei Jahren, die nicht unbedingt mit Ballett beginnen wollen. „Sie lernen, Bewegung, Rhythmus, Musik und Tanz mit allen Sinnen zu begreifen. Es geht darum, Kinder stark zu machen.“Aus Kleinen werden Erwachsene, die nicht selten in den Kursen bei Lisa Günther weitertanz­en oder aber als Neulinge zu ihr stoßen.

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Lisa Günther ist neue Präsidenti­n des Soroptimis­ten Club Meerbusch.

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