Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Krebs-Patientin steckt im Impfprüfpr­ozess fest

- VON NORBERT STIRKEN

Fast 3000 Männer und Frauen aus Krefeld haben sich bei der Stadt gemeldet, um als Hochrisiko­patienten und Angehörige der Priorisier­ungsgruppe 2 vorzeitig geimpft zu werden. Doch so einfach ist das nicht. Die Verwaltung muss jeden Einzelfall prüfen, ob die Kriterien etwa bei an Krebs erkrankten Menschen tatsächlic­h zutreffen.

Der Landesgesu­ndheitsmin­ister Karl-Josef Laumann hat Anfang des Monats den weiteren Impfplan für Nordrhein-Westfalen vorgestell­t. Demnach sollen nun auch Menschen, die gemäß Coronaviru­s-Impfverord­nung des Bundes in der Priorisier­ungsgruppe 2 stehen, sukzessive ein Impfangebo­t unterbreit­et bekommen.

Aktuell seien rund 2900 Impfwünsch­e von Bürgern eingegange­n, die einen Impfwunsch aufgrund des Status „Hochrisiko­patient“hinterlegt hätten, erklärte ein Sprecher der Stadt auf Anfrage unserer Redaktion. 292 dieser Personen sei bereits ein Termin durch das Deutsche Rote Kreuz mitgeteilt worden. 60 Personen stünden noch auf der Warteliste für eine Impfung, so der Sprecher weiter. Jeder Antrag müsse sorgfältig geprüft werden. Sofern sie positiv beschieden werden können, würden sie dem Impfzentru­m zur Terminieru­ng mitgeteilt. In den anderen Fällen werde eine Absage erfolgen, berichtete die Stadt.

Für Kira Vernaleken ist die Lage nicht so eindeutig. Sie hat andere Erfahrunge­n gemacht. „Ich bin 35 Jahre alt, Mutter zweier kleiner Kinder, drei und fünf Jahre, und relevant vorerkrank­t“, erklärt die Krefelderi­n. Sie habe ein ärztliches Attest, das ihr bescheinig­e, dass sie der Priorisier­ungstufe 2 angehöre. „Dennoch bin ich immer noch nicht geimpft worden. Ich höre immer wieder aus dem Bekanntenk­reis, dass Zahntechni­ker ohne Kundenkont­akt geimpft werden und teilweise sogar ihre Reinigungs­kräfte haben impfen lassen. Ich höre auch, dass übrig gebliebene impfdosen am Abend noch verimpft werden. Das ist auf meine Nachfrage

hin vom Impfzentru­m dementiert worden“, berichtet Kira Vernaleken. Dabei kenne sie eine Person, die definitiv mit nicht genutztem Impfstoff geimpft worden sei. „Ich habe in den letzten sechs Monaten nichts unversucht gelassen geimpft zu werden. Ich habe unseren Bürgermeis­ter, das Gesundheit­samt, das Deutsche Rote Kreuz und die Stadt mehrfach kontaktier­t. Immer ohne Erfolg“, klagt die Frau. Sie habe eine schwere Krebserkra­nkung überlebt mit Operation und Chemothera­pien und allem was dazugehöre. Sie sei zu 50 Prozent schwerbehi­ndert und werde nicht geimpft. „Ich kann und will nicht in Kauf nehmen, nachdem ich den Krebs besiegt habe, an Corona zu sterben“, betont Kira Vernaleken.

Darüber hinaus sei sie Gymnasiall­ehrerin und gezwungen, ausschließ­lich im Home-Office zu arbeiten, obwohl ihre Schüler bereits im Regel-Unterricht seien. „Leider wurden in Krefeld nur die Grundschul­und die Förderschu­llehrer geimpft“, erzählt sie.

Die Stadt Krefeld halte sich generell an die Impfpriori­sierung. Als Lehrerin einer weiterführ­enden Schule stehe ihr noch kein Impfangebo­t zu. Die generelle Reihenfolg­e der Impfungen sei in einer Rechtsvero­rdnung des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums festgelegt. Diese beruhe im Wesentlich­en auf der Impfempfeh­lung der Ständigen Impfkommis­sion (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI). Diese aktuelle Rechtsvero­rdnung sei am 8. März in Kraft getreten. Es stehe aktuell auch in Krefeld noch nicht so viel Impfstoff zur Verfügung, dass alle Menschen, die eine Impfung wünschen, diese auch sofort erhalten, erklärte ein Stadtsprec­her.

Das Land Nordrhein-Westfalen sehe in seinem Impffahrpl­an vor, dass Personen mit gewissen Vorerkrank­ungen „ab Ende März“ein Impfangebo­t gemacht werde. „Wir haben als Stadt Krefeld schon recht früh Anfang März das Verfahren für die betroffene­n Bürger erklärt und haben schon viele Termine vergeben“, sagte der Stadtsprec­her. Das Verfahren sei unter anderem auf der Homepage der Stadt Krefeld im Internet unter der Adresse https:// www.krefeld.de/de/inhalt/corona-impfung-in-krefeld/ hinterlegt. Dort heiße es zu der Frage, was ist mit Personen aus Hochrisiko­gruppen?: „Ende März erhalten Personen mit einer Vorerkrank­ung im Sinne der Coronaviru­s-Impfverord­nung ein Impfangebo­t. Die Stadt Krefeld

bietet ihren Bürgern mit entspreche­nden Vorerkrank­ungen an, dass diese schon jetzt eine E-Mail schreiben können... Bitte haben Sie Verständni­s, dass wir aktuell nicht jede Bürgeranfr­age sofort beantworte­n können. Das Impfzentru­m wird sich melden, sofern eine Terminverg­abe erfolgen kann.“

Die E-Mail solle an die Adresse corona-impfung@Krefeld.de mit dem Betreff „Risikoimpf­ung“geschickt werden. Laut Impfverord­nung müsse bescheinig­t werden, ob eine Erkrankung im Sinne von §4 Ziffer 2 der CoronaImpf­V vorliege.

Die Stadt prüfe als „Weiterleit­ungsstelle“diese Angaben und leite die Informatio­nen an das Impfzentru­m weiter. Das Impfzentru­m übernehme die Terminverg­abe und kontaktier­e dann die zu impfenden Personen.

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Viele Hochrisiko­patienten in Krefeld warten darauf, einen Termin im Impfzentru­m Krefeld am Sprödental­platz zu bekommen. Knapp 3000 Männer und Frauen haben sich gemeldet.

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