Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Neue Bürowelt mit Hotelservice
In einem Hochhaus neben dem Trivago-Firmensitz im Hafen sind 57.000 Quadratmeter Bürofläche zu vermieten.
HAFEN Am Fuß des Hafenbeckens zwischen Spedition- und Kesselstraße neigt sich eine jahrelange Baustelle allmählich ihrem Ende entgegen. Seit 2,5 Jahren sitzt bereits Trivago in einem der beiden schneeweißen Gebäude, das in seiner Form an eine liegende Sechs erinnert. Daneben ist mittlerweile ein 65 Meter hoher Turm emporgewachsen, mit den gleichen weißen Brüstungsbändern versehen, das von oben an ein Nierentischchen erinnert. Die durchgeschwungenen Gebäudefassaden ohne Geraden des Architekten-Büros SOP aus Düsseldorf heben sich von den ansonsten kantigen Gebäuden im Medienhafen ab. Das passt zur prominenten Lage am Wasser am Fuß des Hafenbeckens. Und auch das Innenleben der Trivago-Zentrale sollte etwas besonderes sein, mit leuchtend blauer Joggingbahn auf dem Dach und elf Kochstationen in der Kantine.
Trivago hatte sich ursprünglich offen gehalten, Flächen im Turm von Eigentümer Immofinanz dazu zu mieten. Doch das Unternehmen entwickelte sich nicht wie erhofft, weniger als 900 Mitarbeiter sind noch von 1500 übrig. Die Folge: Trivago schrumpft auch räumlich. Das Unternehmen gibt im sechs Etagen hohen Gebäude Flächen ab – das komplette Erdgeschoss, die erste, zweite und halbe dritte Etage, wie Immofinanz auf Anfrage mitteilt. Dort und im benachbarten Turm entsteht bis Herbst eine neue Bürowelt. Myhive heißt das Konzept von Immofinanz, das Mietern viel Flexibilität und Service bieten soll. Ein bisschen Hotelkomfort trifft Büro. Zum ersten Mal gibt es das bald in Deutschland. Bisherige Standorte sind zum Beispiel Wien und Prag.
Die Dimensionen des Projekts in Düsseldorf sind enorm: 57.000 Quadratmeter hat die Immofinanz in beiden Gebäuden zu vermieten. Der Trend zum Homeoffice wird die Aufgabe nicht leichter machen. Andererseits passe das flexible Konzept gerade zu den neuen Wünschen von Unternehmen, sagt Daniela Michel-Hendemann, die für die Vermietung zuständig ist.
So müssen keine langfristigen Mietverträge abgeschlossen werden. Sogar tageweise lässt es sich mit freier Platzwahl im Coworkingspace auf der ersten Etage des Turms einbuchen. Wer dort mehrere feste Schreibtische sucht, kann sie monatlich mieten. Und auch ein kleines eigenes Unternehmens-Büro mit Einrichtung lässt sich beziehen. Konferenz-Räume, Küche oder WC werden dann mit anderen Mietern geteilt.
Weiter oben im Turm lassen sich zudem ganze oder halbe Etagen mit eigenen Konferenzräumen und monatlichen Laufzeiten mieten, für Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern geeignet. Die Einrichtung kann mitgebracht werden oder aber von Myhive bezogen werden. Die Preise liegen je nach Höhe bei 21 bis 28,50 Euro pro Quadratmeter, die Größe der Fläche beginnt bei 540 und reicht bis 1300 Quadratmeter pro Etage.
Neben der Flexibilität bei Bürogröße, Möblierung und Laufzeit bietet Myhive weitreichende Serviceleistungen an, die per App buchbar sind. So stehen Duschen,
Sporträume oder größere Konferenzräume zur Verfügung. Über den Empfang im Erdgeschoss werden weitere Dienstleitungen angeboten, vom Schuster übr Reinigung bis Blumenbestellung.
Und noch einen Unterschied zur gewohnten Büroarbeit vieler Unternehmen betont Daniela Michel-Hendemann. Ein Community-Manager soll sich darum kümmern, die Menschen und Firmen zu vernetzen. Das soll zum Beispiel über unterschiedliche Events geschehen, vom Sport bis zum Vortrag bis zum Afterwork-Treff.
Auch für die Öffentlichkeit soll übrigens ein kleiner Bereich im Erdgeschoss des Turms zugänglich sein: das Bistro. Snacks und Getränke sollen hier angeboten werden, ein Betreiber wird noch gesucht.
Die Vermarktung des Objekts hat nun mitten in der Pandemie Anfang des Jahres begonnen. Trotz widriger Umstände gebe es schon eine Reihe von Anfragen von möglichen neuen Mietern, die auch schon besichtigt hätten, sagt Michel-Hendemann. Verträge seien allerdings noch nicht geschlossen worden. Etwas Zeit ist auch noch. Im Oktober soll die neue Bürowelt bezugsfertig sein.