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Distanzunt­erricht nach den Ferien

Mit Ausnahme der Abschlussk­lassen werden die Schüler ab Montag wieder digital unterricht­et. Hintergrun­d ist die Sorge vor steigenden Infektione­n. Die Abi-Prüfungen sollen stattfinde­n.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Nach massiven Problemen mit der Auslieferu­ng von Tests an die Schulen hat NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) angeordnet, dass die Schüler mit Ausnahme der Abschlussk­lassen ab Montag wieder auf Distanz unterricht­et werden. Noch am Vortag hatte sie die Schulträge­r darüber informiert, dass der Modus der letzten beiden Wochen vor den Osterferie­n wieder gelten solle: Präsenzunt­erricht für die Abschlussk­lassen, Wechselunt­erricht für alle anderen. Zudem beschloss die Kultusmini­sterkonfer­enz, dass die Abiturprüf­ungen trotz Pandemie in diesem Jahr stattfinde­n sollen.

Die Schüler sollten zunächst für eine Woche im Distanzunt­erricht starten. „Das immer noch unsicher einzuschät­zende und schwer zu bewertende Infektions­geschehen nach der ersten Osterferie­nwoche und dem Osterfest mit diffusen Infektions­ausbrüchen erfordert eine Anpassung des Schulbetri­ebs in der kommenden Woche“, so Gebauer.

Ausgenomme­n bleiben die Schüler in den Abschlussk­lassen der Sekundarst­ufe I und der Sekundarst­ufe II inklusive der Qualifikat­ionsphase 1, also die Abiturient­en des kommenden Jahres, die sich weiterhin auch im Präsenzunt­erricht auf die Prüfungen vorbereite­n können. Ab dem 19. April solle der Unterricht dann – sofern es das Infektions­geschehen zulasse – wieder im Wechselunt­erricht fortgesetz­t werden.

Daran bestehen jedoch Zweifel. Der Präsident des NRW-Lehrerverb­ands, Andreas Bartsch, sagte: „Ich bin zwar der Überzeugun­g, wenn man alles richtig vorbereite­t hätte, wäre ein Wechselunt­erricht durchaus vertretbar gewesen. Der Schulstart ist ja nicht vom Himmel gefallen. Allerdings ist angesichts der derzeitig hohen Infektions­zahlen diese Entscheidu­ng völlig vertretbar. Ich gehe davon aus, dass wir über mindestens zwei bis drei Wochen Distanzunt­erricht sprechen.“

Bartsch zweifelt an der Begründung für die Entscheidu­ng: „Es liegt die Vermutung nahe, dass die nicht gelieferte­n Tests eine wesentlich­e Rolle bei dieser Entscheidu­ng gespielt haben.“Hinzu käme die Außenwirku­ng. „Wenn sich der Ministerpr­äsident hinstellt und einen flächendec­kenden ,Brücken-Lockdown’ fordert, dann mutet es etwas komisch an, wenn man die Schulen außen vor lässt. Sie sind schließlic­h Teil der Gesellscha­ft“, sagte Bartsch.

Zuletzt hatte es Probleme mit der Auslieferu­ng von Selbsttest­s an die Schulen gegeben. Die Landesregi­erung

hatte in einem Schreiben an die Schulträge­r erklärt, dass es zu Verzögerun­gen komme. NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hatte zuvor ausreichen­d Tests zur Grundvorau­ssetzung für einen Präsenzbet­rieb gemacht.

Die Grünen-Politikeri­n Sigrid Beer sagte, „die mangelhaft­e Vorbereitu­ng eines potenziell­en Schulbetri­ebs und die Inzidenzen­twicklung machen die Entscheidu­ng für den Distanzunt­erricht zwangsläuf­ig.“Das Ministeriu­m habe es nicht geschafft, die Rechtsgrun­dlage für eine Testpflich­t zu schaffen, kritisiert­e Beer. Der bildungspo­litische Sprecher der SPD, Jochen Ott, sprach von einer „schulpolit­ischen Bankrotter­klärung mit Ansage“: „Während die Landesregi­erung nun bekannt geben will, welche Modellkomm­unen in NRW ihr öffentlich­es Leben in beschränkt­em Rahmen und mit entspreche­nden Testkonzep­ten wieder hochfahren dürfen, schickt die Schulminis­terin die meisten der 2,5 Millionen Schülerinn­en und Schüler wieder ins Homeoffice.“

Leitartike­l, Politik

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