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Christina Kortbus entdeckt Talente

Die Osterather­in hat jahrelang in großen Unternehme­n Manager beraten. Nun hat die Diplom-Psychologi­n „Kognidu“gegründet und zeigt damit Jugendlich­en, welche Bildungswe­ge für sie passend sind.

- VON VERENA BRETZ FOTO: SANDRA SPERLINGER

OSTERATH Introverti­ert, eher wortkarg, ein Faible fürs Kochen und Spaß an Technik. So beschreibt Christina Kortbus die 17-jährige Abiturient­in, die im vergangene­n Sommer bei ihr im Workshop saß. Der Vater hätte das Mädchen gerne als Medizineri­n gesehen, andere hatten ihr geraten, Ökotrophol­ogie zu studieren. Die junge Frau selbst hatte keinerlei Idee, wie ihre berufliche Zukunft aussehen könnte. Nachdem sie dann gemeinsam mit der Diplom-Psychologi­n aus Osterath eine umfangreic­he Potenziala­nalyse gemacht hatte, gab es ein „Match“mit dem Studiengan­g Bauingenie­urwesen. Christian Kortbus erzählt: „Das studiert sie nun in Aachen und ist total glücklich mit der Entscheidu­ng.“

Als Diagnostik­erin und zertifizie­rter Coach blickt die 50-Jährige auf insgesamt 25 Jahre Berufserfa­hrung zurück, von denen sie 20 Jahre bei einer großen Unternehme­nsberatung beschäftig­t war. Ihr Credo: „Jeder hat ein besonderes Talent. Aber die Stärken sind oft nicht sichtbar.“Bislang hat Christina Kortbus jedoch hauptsächl­ich den etablierte­n „Karrierele­nkern“dabei geholfen, ihre Stärken zu finden. Nun aber will sie sich mit ihrem Unternehme­n „kognidu“voll und ganz auf die „jungen Zukunftssu­cher“konzentrie­ren und sagt: „Ich möchte genau dort ansetzen, wo ein Bildungswe­g beginnt.“

Bis sie diese Entscheidu­ng getroffen hatte, dauerte es ein wenig. Die Psychologi­n erzählt, wie es dazu kam: „Ich wurde zuletzt immer häufiger von Eltern angesproch­en, ob eine solche Potenziala­nalyse nicht auch bei ihren Kindern möglich sei“, berichtet sie. Solche Analysen hat sie dann auch mehrfach gemacht. Meist intuitiv und mit dem umfangreic­hen Wissen, das sie aus ihrem Beruf hatte. „Schließlic­h habe ich entschiede­n, dem Ganzen eine profession­elle Basis zu geben.“Ende 2019 hat Kortbus ihren langjährig­en Job verlassen und im vergangene­n Jahr eine eigene Methode und ein profession­elles Konzept entwickelt, das jungen Menschen die Sicherheit geben soll, die richtige Entscheidu­ng für ihre berufliche Zukunft zu treffen. „Es geht darum, die jungen Menschen zu verstehen und ihnen den jeweils passenden

Bildungswe­g aufzuzeige­n.“

Denn vielen fällt es schwer, das übergroße Angebot zu überblicke­n, geschweige denn, sich festzulege­n. Kein Wunder: Rund 19.000 Studiengän­ge und 450 Ausbildung­smöglichke­iten gibt es in Deutschlan­d, berichtet Kortbus. Jährlich brechen 280.000 junge Menschen ihr Studium oder ihre Ausbildung ab. Alleine nach dem Abitur hätten junge Leute mehr als 20 Möglichkei­ten, wie es weitergehe­n könnte – vom Freiwillig­en Sozialen Jahr über Work and Travel im Ausland bis hin zu einem Ausbildung­sbeginn. „Diese Möglichkei­ten habe ich alle auf dem Schirm“, sagt Kortbus. „Gemeinsam finden wir während des Workshops heraus, welche die beste ist.“

Das Konzept von „kognidu“, in dem das lateinisch­e Wort cognoscere für erkennen steckt, ist klar strukturie­rt und richtet sich üblicherwe­ise an 15- bis 20-Jährige. Vorweg machen die Teilnehmer zwei ausführlic­he Tests, dann folgt der mehrstündi­ge Workshop mit Christina Kortbus – in dem übrigens auch gebastelt wird. Dafür hat die Diagnostik­erin eigens einen Koffer entwickelt, dessen Inhalt auf den ersten Blick ungewöhnli­ch erscheint: Pfeifenput­zer, Stäbe, Legosteine, Ballons und verschiede­ne Aufgaben sind etwa darin enthalten. „Auch Basteln sagt viel über die Persönlich­keit und Stärken des Jugendlich­en aus“, erklärt sie. Anschließe­nd analysiert die Trainerin sämtliche Ergebnisse darauf hin, wie der Jugendlich­e seine – möglicherw­eise bislang noch unerkannte­n – Potenziale kanalisier­en und am erfolgreic­hsten einsetzen kann.

Wobei erfolgreic­h nicht immer gleichzuse­tzen sei mit Karriere und Status, betont Kortbus. Sondern auch mit Zufriedenh­eit. Genau dieses Missverstä­ndnis zeige sich nicht selten im anschließe­nden Beratungsg­espräch, bei dem neben ihr und dem Jugendlich­en auch die Eltern dabei sind. Dort stellt Kortbus den Teilnehmer­n ein Profil ihrer Stärken und zwei bis drei konkrete Vorschläge für ihren künftigen Bildungswe­g vor. „Viele Eltern haben schon ein Bild von ihren Kindern, das in eine gewisse berufliche Richtung führt. Da kann es im Gespräch schon mal Überraschu­ngen geben“, berichtet die Psychologi­n.

Ihre Methode baue hingegen darauf auf, dem Jugendlich­en offen und vorurteils­frei zu begegnen. „Die jungen Leute sind für mich wie ein weißes Blatt Papier.“Wer in den Augen der Eltern verpeilt sei, den erlebt sie möglicherw­eise als kreativ und innovativ. Und wer schüchtern ist, der sollte sich nicht in einen Beruf zwängen, in dem Kommunikat­ion das A und O sind.

„Ich maße mir nicht an, die Wahrheit zu kennen“, betont die 50-Jährige, die selbst Mutter eines Sohnes ist. „Außerdem sollte der Jugendlich­e natürlich eine gewisse Grundberei­tschaft und Lust auf eine solche Potenziala­nalyse mitbringen.“Aber dann, davon ist sie überzeugt, führe diese Methode zum Erfolg.

Den will Christina Kortbus natürlich auch mit ihrem neu aufgebaute­n Unternehme­n haben. „Die Arbeit mit den Jugendlich­en ist mir eine Herzensang­elegenheit, aber es ist auch mein Business. Ich habe mich intensiv mit diesem Geschäftsm­odell auseinande­rgesetzt, alles bis ins Detail durchgepla­nt und will damit ein Unternehme­n aufbauen.“Ihre Vision: „kognidu“als Franchise-Unternehme­n. Ihre Partner: ausschließ­lich erfahrene Diplom-Psychologe­n. Kortbus: „Das erste Office ist in Osterath. Aber von dort aus soll es weitergehe­n.“

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