Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Amazon richtet eigene Buslinie zum Hafen ein
Der Testversuch von Stadt und Rheinbahn mit der Buslinie 831 wird gestoppt. Amazon will nun für den Berufsverkehr eine eigene Buslinie vom Hauptbahnhof Duisburg über Krefeld in den Hafen einrichten. Die Linie 831 fährt dann wieder ausschließlich über die Düsseldorfer Straße durch Gellep-Stratum.
Der Hafen-Bus hat sich als Flop erwiesen. Das ist das Ergebnis einer zweijährigen Testphase der Rheinbahn AG für die Buslinie 831, die einmal in der Stunde statt über die Düsseldorfer Straße in Gellep-Stratum durch den Hafen gefahren ist. In mehr als 70 Prozent aller Fahrten stieg kaum ein Fahrgast zu oder aus. Die Politiker sollen auf Vorschlag das Projekt nun in der Sitzung des Ausschusses für Planen, Bauen, Mobilität und Stadtentwicklung am 14. April zum nächst möglichen Zeitpunkt beenden. Das sei sinnvoll und spare der Stadt zusätzliches Geld, weil wegen der Sanierung der Hafendrehbrücke derzeit sogar Mehrkosten für den Öffentlichen Personennahverkehr im Hafen anfielen, heißt es in der Beratungsvorlage für das Rats-Gremium. Die Linie 831 würde danach wieder ausschließlich durch den Ortsteil Gellep-Stratum fahren.
Allein die Belegschaft des Online-Händlers Amazon hat damit ein Problem. Die Hafen-Busse zu dessen Schichtbeginn und -ende waren nämlich stets gut gefüllt. Der Andrang war bisweilen so groß, dass die Rheinbahn ein zusätzliches Einsatzfahrzeug bereitstellen musste. Die Amazon-Kräfte nutzten hauptsächlich die Haltestelle An der Römerschanze. Um überhaupt einen Sitzplatz zu bekommen, machte sich ein Teil der Belegschaft auf einen gut einen Kilometer langen Fußweg, um an der vorherigen Haltestelle Fahrtrichtung Uerdingen einzusteigen. Das haben Untersuchungen der Rheinbahn ergeben.
Die so genannte ÖPNV-Hafenerschließung über die Buslinie 831 wurde 2018 von der Politik beschlossen und als Probebetrieb eingeführt. Seitdem führt jede dritte Fahrt der Linie von montags bis freitags in der Zeit zwischen fünf und 20 Uhr durch das Hafengebiet und nicht durch Gellep-Stratum. Die Rheinbahn AG hat den Probebetrieb evaluiert.
Die Analyse des verlängerten Testbetriebs hat ergeben, dass die sechs neuen (provisorischen) Haltestellen im Hafen – mit Ausnahme der Haltestelle An der Römerschanze – wenig genutzt wurden. Zu bestimmten Zeiten weise die Haltestelle An der Römerschanze ein sehr hohes Fahrgastaufkommen auf. Zu diesen Zeiten nutzten einige Fahrgäste auch die im Linienverlauf davorliegende Haltestelle Latumer Straße, um sich einen Sitzplatz zu sichern (rund 1,2 Kilometer Fußweg), heißt es in der Ausschussvorlage.
An den Haltestellen in Gellep-Stratum sei in der Summe ein spürbarer Rückgang der Fahrgastzahlen zu verzeichnen. Die Summe der Einsteiger an den Haltestellen Heidbergsweg und Stratum (jeweils in Fahrtrichtung Uerdingen) sei um fast 25 Prozent im Vergleich zu vorher gesunken.
Bei jeder Fahrt durch den Hafen säßen im Mittel zehn Fahrgäste im Bus, deren Ziele nicht im Bereich des Hafens lägen und die daher einen Umweg führen. Mehr als 70 Prozent der Fahrten, die durch den Hafen geführt werden, wiesen in Summe unter zehn Fahrgastbewegungen (Ein- oder Aussteiger) an den sechs Haltestellen im Hafen auf, schreibt die Verwaltung.
Der Rheinbahn AG lägen Beschwerden von Anwohnern aus Gellep-Stratum vor, da die Linie 831 nur noch zweimal stündlich durch den Stadtteil geführt werde. Seitens der Rheinbahn AG seien innerhalb der
Testphase zwei Informationsveranstaltungen mit ortsansässigen Unternehmen durchgeführt worden, um über die Nutzung von Mitarbeitertickets und entsprechende Rabattmodelle zu informieren. „Bis heute gibt es keine nennenswerte Resonanz. Die Erwartungen zur Nutzung der Linie durch die Mitarbeiter der Betriebe im Hafen wurden nicht erfüllt, zudem führt das schlechtere Angebot in Gellep-Stratum zu Fahrgastverlusten“, erklärte die Rheinbahn.
Das Unternehmen Amazon habe bereits privat einen Anbieter beauftragt, seinen Berufsverkehr abzuwickeln
(Busverbindungen zwischen Krefeld Hauptbahnhof, Uerdingen Bahnhof, Duisburg Hauptbahnhof und Amazon-Werk im Hafen). Die Stadtverwaltung habe diesen Schritt begrüßt und die Zustimmung an die Bezirksregierung Düsseldorf erteilt. Eine offizielle Genehmigung der Bezirksregierung Düsseldorf sei bereits ausgesprochen worden, so die Stadt.
Grundsätzlich freue sich die Rheinbahn AG darüber und poche jetzt verstärkt, im großen Einvernehmen mit der Stadtverwaltung, auf die schon 2019 vorgeschlagene Beendigung der Fahrten durch den Hafen.