Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Mit Ausstrahlungskraft zum Erfolg
Souveränität lässt sich mit Stimme und Ausdruck vermitteln. Eine Expertin gibt Tipps, die jedem weiterhelfen.
GASTBEITRAG VON MARIA BECK
Eine neue berufliche Herausforderung, ein neues Umfeld, ein neues Setting im Beruf – zu diesen Anlässen werde ich angefragt. Ich stehe für die Kultur des Theaters, denn dort wird eine neue Rolle so lange geübt, bis sie beherrscht wird. Erst dann geht es auf die Bühne, damit das Publikum sie souverän erlebt.
Ich bin der Meinung, dass zu viele junge Führungskräfte ins kalte Wasser geworfen werden und möglicher Misserfolg zu oft als Schwäche interpretiert wird. Konzentrieren Sie sich auf die Begabungen, die entfaltet werden sollen. Finden Sie heraus, welche neuen Register zu Ihrer neuen Rolle gehören. Jeder Start gelingt erfolgreicher mit guter persönlicher Vorbereitung – und dann macht es Spaß, in einem neuen Setting sicher und souverän zu agieren.
Wie entsteht Glaubwürdigkeit? Das ist eine faszinierende Frage, denn der Gesamteindruck unserer Ausstrahlung und Persönlichkeit ist komplex. Es gibt einige Geheimnisse, die leicht zu lüften sind. Mein erster Tipp gilt der charismatischen Fitness. Ein gutes Körpergefühl wirkt positiv auf das Zusammenspiel von Stimme, Körpersprache und Mimik. Diese elementaren Ausdrucksmittel
werden vorbewusst gesteuert und sind die Urkompetenzen der glaubwürdigen Ausstrahlung.
Bestimmt kennen Sie das: Sie lesen spontan die Gedanken eines anderen von dessen Gesicht ab. Manchmal benötigt man aber ein „Pokerface“– und das will geübt sein. Haltung zu bewahren und sich nichts anmerken zu lassen kann man lernen.
Mein Basistipp für die neue Welt der digitalen Kacheln lautet: Machen Sie es sich leichter, indem Sie eine Sitzposition einnehmen, in der Sie auf Augenhöhe mit der Kamera sind. So löst sich die Nackenmuskulatur, Ihre Lunge bekommt mehr Raum, der Atem fließt leichter. Dadurch können alle am Sprechen beteiligten Muskeln ihren Job machen. Denn der Artikulation kommt in der digitalen Welt eine noch größere Bedeutung zu. Nur wenigen ist bewusst, dass der Blick hinunter auf die Tastatur mit einer leicht gebeugten Haltung einhergeht. Der Körper ist dann in einem konzentrierten, fast wie niedergeschlagenen Modus – ein Aspekt, der dazu führt, dass die Kommunikation am Computer von unserem Gehirn oftmals als anstrengend empfunden wird.
Schicken Sie auch Ihre Augen immer mal wieder in die Ferne. Tun Sie sich selbst etwas Gutes und geben Sie Ihren Gedanken
und Ihrer Stimme den nötigen Entfaltungsspielraum.
Ein weiterer Tipp: Machen Sie das Lampenfieber zu Ihrem Verbündeten. Unsere Kommunikation wird von der tiefen, vorbewussten Intelligenz getragen. Das Lampenfieber ist im ursprünglich körperlichen Sinne ein sehr kluger Impuls, der uns hilft, in einer besonderen, scheinbar bedrohlichen Situation mit allen uns zur Verfügung stehenden Energien auf den Punkt aktionsbereit zu sein.
Wichtig ist auch, dass Sie in jedem Setting die Atmosphäre selbst gestalten. So kann ein „Guten Morgen“entweder frisch und ehrlich oder aber genuschelt und energielos klingen. Der Satz: „Das habe ich so nicht gemeint“kann entweder kleinlaut oder selbstbewusst ausgesprochen werden. Bringen Sie also Ihre Worte zum Klingen, denn Sprechen ist Musik – Modulation und Lebendigkeit können reaktiviert und lebendig eingesetzt werden.
Wenn Sie sich vor jedem Setting mit folgenden Fragen darauf einstimmen, werden Sie davon profitieren. Worum wird es gehen? Mit wem werde ich sprechen, und welchen Erfahrungsschatz hat mein Gegenüber? Wie ist die Energieebene? Befinden wir uns in einem Konflikt? Geht es um territoriale
Ansprüche oder sind wir in einem kreativen und konstruktiven Flow?
Auf den Bühnen der Theater kann man nur mit Echtheit überzeugen – deshalb ist es in der Regel viel wirkungsvoller, eine Haltung von innen heraus auszustrahlen als sie vorzutäuschen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg und Freude bei der Entwicklung des Charakters und Ihrer Ausstrahlung.