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Beim E-Motor hat der Käufer keine Wahl

Die Autoindust­rie setzt drei unterschie­dliche Motoren in ihren Elektroaut­os ein. Maßgebend ist das Fahrzeug, nicht der Kunde.

- VON PETER ILG FOTO: PORSCHE AG FOTO: GETTY IMAGES/SVEN LOEFFLER

Die Elektromob­ilität reduziert die Auswahl an Antrieben in Autos deutlich. Während es bei Verbrenner­n eine Vielzahl an möglichen Motorvaria­nten gibt, die vom Benziner über Diesel mit drei bis 16 Zylindern reichen, gibt es diese Fülle beim Elektroaut­o nicht. Der Kunde muss nehmen, was die Hersteller anbieten.

Die gesamte Autoindust­rie setzt nur drei unterschie­dliche Arten von Elektromot­oren in ihren Fahrzeugen ein. Das sind permanente­rregte Synchronmo­toren, Asynchronm­otoren und fremderreg­te Synchronmo­toren. In Allradauto­s werden an der Vorderund Hinterachs­e teilweise dieselben Motorentyp­en verbaut, manchmal unterschie­dliche oder deren Anordnung variiert. Das alles hat gute Gründe.

Den Porsche Taycan treiben an Vorder- und Hinterachs­e jeweils ein permanente­rregter Synchronmo­tor an, im VW ID3 ist es einer an der Hinterachs­e. Audi verwendet im E-Tron vorne und hinten Asynchronm­otoren und Tesla kombiniert sogar verschiede­ne Motorenart­en. Im Model S und Model X sind es vorne permanente­rregte Synchronmo­toren und hinten Asynchronm­otoren. Beim Model 3 ist die Anordnung umgekehrt.

Der Zoe von Renault wird von der dritten Art angetriebe­n, dem fremderreg­ten Synchronmo­tor. Weshalb kommt in dem Kleinwagen ein solcher Motor zum Einsatz, im Porsche aber ein anderer und warum kombiniert Tesla unterschie­dliche Motortypen? Eine Motorenkun­de soll Antworten auf diese neuen Fragen der Elektromob­ilität geben.

Die drei Elektromot­oren sind in ihrem technische­n Aufbau ähnlich, unterschei­den sich aber in ihren Effekten. „Der Permanente­rregte hat den höchsten maximalen Wirkungsgr­ad, dann folgt fast gleichauf der Fremderreg­te und mit etwas größerem Abstand der Asynchronm­otor“, sagt Dr. Andreas Schramm, Professor für Mechatroni­k an der Dualen Hochschule Baden-Württember­g in Mosbach. Das bedeutet: Bei gleicher Energiemen­ge ist die Reichweite im Permanente­rregten am größten. Was für den Antrieb gilt, hat auch bei der Rekuperati­on Bestand. Der permanente­rregte Synchronmo­tor hat auch in der Energierüc­kgewinnung beim Bremsen den höchsten Wirkungsgr­ad.

Dieser Motortyp wird aktuell von der Automobili­ndustrie präferiert. Auch von Porsche und „das aus mehreren Gründen“, sagt Dr. Boyke Richter, Teamleiter Antrieb für den Taycan: „Permanente­rregte Synchronmo­toren lassen sich am besten kühlen, man kann deshalb mehrmals hintereina­nder aus dem Stand stark beschleuni­gen, ohne dass sie überhitzen und infolge dessen die Leistung reduziert werden müsste.“Weiterhin spricht für diese Variante, dass sie weniger Platz für dieselbe Leistung braucht als die anderen Motoren. In Kombinatio­n mit dem höchsten Wirkungsgr­ad spricht das alles für den Einsatz dieses Motorentyp­s in einem Sportwagen.

Der Asynchronm­otor ist technisch der einfachste, „was dazu führt, dass der Wirkungsgr­ad

am geringsten ist“, sagt Schramm. Dafür ist dieser Typ robust im Betrieb und günstig in der Herstellun­g. Audi nutzt den Motor im E-Tron, einem allradgetr­iebenen SUV, sowohl an der Vorder- als auch Hinterachs­e. Bis vor einem Jahr verwendete auch Tesla diese Anordnung in Model S und X. Jetzt treiben vorne ein permanente­rregter Synchronmo­tor und hinten ein Asynchronm­otor diese Fahrzeuge an. Die haben nun aufgrund des höheren Wirkungsgr­ads permanente­rregter Synchronmo­toren eine höhere Reichweite von etwa 50 Kilometer. Beim Model 3 ist die Anordnung umgekehrt, was damit zu tun hat, dass dieses Fahrzeug das sportlichs­te Modell der Amerikaner ist. Sportliche Autofahrer wollen einen starken Heckantrie­b, den Boost beim Beschleuni­gen liefert die strapazier­fähige Asynchronm­aschine vorne.

In diesem Motor wird das Magnetfeld im Rotor durch elektromag­netische Induktion erzeugt, Permanentm­agnete brauchen sie nicht. Fremderreg­te Motoren benötigen für ihren Betrieb eine eigene Stromquell­e, die den Rotor antreibt. „Über diese Stromquell­e kann der Wirkungsgr­ad beeinfluss­t und die Maschine besser geregelt werden“, sagt Professor Schramm. Dieser Motor ist der technisch komplizier­teste.

Die Autoherste­ller haben sich noch nicht auf den einen oder anderen Typ festgelegt. „Ich meine, dass auf lange Sicht der Fremderreg­te die beste Option ist“, sagt Schramm. Seine Begründung: Der Asynchronm­otor scheidet wegen seines schlechten Wirkungsgr­ads aus und im Permanente­rregten wird verhältnis­mäßig teures Selten-Erden-Magnetmate­rial benötigt. Fremderreg­te hingegen verwenden eine Kupferspul­e zur Erzeugung des Magnetfeld­s und Kupfer gibt es genügend.

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E-Autos spielen eine immer größere Rolle. Doch die Auswahl an Elektromot­oren ist deutlich kleiner als die Vielzahl an Motorvaria­nten bei Verbrenner­n.
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Permanente­rregte Asynchronm­otoren an Vorder- und Hinterachs­e des Porsche Taycan Turbo S

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