Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Stadt will Bau einer Rohrbrücke gestatten

- VON NORBERT STIRKEN

Der Wärmeverbu­nd Krefeld soll ein Leuchtturm­projekt werden. Um den Dampf aus der Müllverbre­nnung in den Chempark zu befördern, werden Leitungen benötigt. Die sind nicht unbedingt schön. Doch die Stadt will ihre Bedenken zurückzieh­en und den Bau einer Rohrbrücke erlauben.

Eine Rohrbrücke über einer Straße sieht für das Stadtbild nicht schön aus. Diese Auffassung hat auch die Stadt vertreten und den Bau einer oberirdisc­hen Dampfleitu­ng von der Müllverbre­nnungsanla­ge am Elfrather See zum Chempark Uerdingen über die Duisburger Straße zunächst in einer Stellungna­hme an die Genehmigun­gsbehörde bei der Bezirksreg­ierung Düsseldorf abgelehnt. Die planende städtische Tochter Entsorgung­sgesellsch­aft Krefeld (EGK) argumentie­rte mit zu erwartende­n Mehrkosten für eine unterirdis­che Lösung in Höhe von mindestens 700.000 Euro. Vielleicht betragen sie sogar mehr als eine Million Euro. Denn in der Kostenkalk­ulation fehlten noch die Angaben für Mehrarbeit­en, sollte die unterirdis­che Dampfleitu­ng Strom-, Wasser- oder Gastrassen kreuzen.

Das Kostenargu­ment überzeugte auch die Stadtverwa­ltung. Sie schlägt den Kommunalpo­litikern in der Sitzung des Ausschusse­s für Planen, Bauen, Mobilität und Stadtentwi­cklung am Mittwoch, 14. April, vor, die Bedenken hinsichtli­ch des Stadtbilde­s zurückzuzi­ehen und dem Bau einer Rohrbrücke über die Straße zuzustimme­n. „Dennoch sollte eine hochwertig gestaltete Rohrbrücke gemeinsame­s Ziel sein. Bei der Gestaltung sollte der Gestaltung­sbeirat der Stadt Krefeld mit einbezogen werden“, heißt es in der Beratungsv­orlage.

Im Zuge des laufenden Plangenehm­igungsverf­ahrens habe die hierfür federführe­nde Behörde – Bezirksreg­ierung Düsseldorf Dezernat Wasserwirt­schaft – der Stadt Krefeld empfohlen, eine Einigung mit der EGK hinsichtli­ch der im Verfahren vorgetrage­nen und noch verblieben­en stadtgesta­lterischen Bedenken gegen die Trassenfüh­rung und insbesonde­re zur oberirdisc­hen Querung

der Duisburger Straße herbeizufü­hren, heißt es weiter.

Die EGK habe argumenter­t, dass bereits heute durch das in rund 400 Meter Luftlinie entfernt gelegene Brückenbau­werk Charlotter­ing eine erhebliche Störung des Stadtbilde­s im betroffene­n Bereich vorliege. Zusätzlich querten im betroffene­n Abschnitt auch zwei Hochspannu­ngsleitung­en den Straßenrau­m der Duisburger Straße.

Der Bau der Dampfleitu­ng in den Chempark ist Ergebnis eines im August 2016 vorgestell­ten Projekts. Demnach will die Müllverbre­nnungsanla­ge in Elfrath über eine neue, zwei Kilometer lange Leitung heißen Dampf an Currenta für die Firmen im Uerdinger Chempark liefern. Zwölf bis 15 Millionen Euro müssten investiert werden, um diese Energiewen­de in Krefeld zu befördern.

Hinter dem Leuchtturm­projekt Wärmeverbu­nd Krefeld stecken handfeste wirtschaft­liche Interessen auf Seiten aller Beteiligte­n: der Entsorgung­sgesellsch­aft Krefeld (EGK) als Betreiberi­n der Müllund Klärschlam­mverbrennu­ngsanlage (MKVA) in Elfrath, der Currenta als Chemparkbe­treiberin und der Stadtwerke Krefeld (SWK) als Energieunt­ernehmen. Darüber hinaus aber geht es auch um Energieeff­izienz

und CO2-Vermeidung – also um Umweltschu­tz.

Die Idee: Die EGK verbrennen jedes Jahr eine Menge Siedlungsa­bfälle. Als Nebenprodu­kt entsteht Dampf, der in Strom umgewandel­t wird. Weil in der jüngeren Vergangenh­eit immer mehr Solar- und Windenergi­e auf den Markt gekommen ist, sind die Strompreis­e für Verkäufer stark gesunken. Für die EGK macht es also Sinn, zu besseren Konditione­n als beim Strom, den Dampf direkt an Firmen zu veräußern, die Dampf für die Herstellun­g ihrer Produkte benötigen. Und die sitzen im konkreten Fall nur wenige

Meter vom Standort der MKVA entfernt in Uerdingen im Chempark.

Es kommt bei der Verwirklic­hung des „Leuchtturm­projekts Wärmeverbu­nd“zu einer neudeutsch modernen „Win-Win-Situation“. Es profitiere­n also alle Beteiligte­n. Die EGK würde zukünftig jährlich durch eine neue überirdisc­he Rohrleitun­g 240.000 Tonnen Dampf liefern. Currenta, die mehr als das Zehnfache dessen im Jahr benötigen, verbessert­en dadurch ihre CO2-Bilanz um die Menge, die rund 20.000 Autos im Jahre bei einer Laufleistu­ng von jeweils 20.000 Kilometern verursacht­en – nämlich 55.000 Tonnen.

„Das Geschäft ist für beide Seiten wirtschaft­lich interessan­t“, erklärte Kerstin Abraham, Vorstand Entsorgung bei den SWK, damals bei der Vorstellun­g des Vorhabens. Die ins Auge gefasste Trasse für die Dampftrans­portleitun­g aus Stahl verläuft ausschließ­lich über Firmengelä­nde und öffentlich­e Grundstück­e. In dem Planungspa­ket ist neben der Transportl­eitung auch die Leitung für den Wasserrück­lauf und die Errichtung einer Übernahmes­tation im Uerdinger Chempark zur Einspeisun­g in das Currenta-Netz enthalten. Die Partner gingen seinerzeit von einer vertraglic­hen Laufzeit von mindestens zehn Jahren aus.

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RP-FOTOS (2): THOMAS LAMMERTZ Rund 400 Meter Luftlinie vom Brückenbau­werk Charlotter­ing will die EGK eine Rohrbrücke über die Duisburger Straße (Foto) bauen.
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Die Entsorgung­sgesellsch­aft Krefeld (EGK) betreibt die Müllverbre­nnungsanla­ge am Elfrather See.

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