Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Stadt will Bau einer Rohrbrücke gestatten
Der Wärmeverbund Krefeld soll ein Leuchtturmprojekt werden. Um den Dampf aus der Müllverbrennung in den Chempark zu befördern, werden Leitungen benötigt. Die sind nicht unbedingt schön. Doch die Stadt will ihre Bedenken zurückziehen und den Bau einer Rohrbrücke erlauben.
Eine Rohrbrücke über einer Straße sieht für das Stadtbild nicht schön aus. Diese Auffassung hat auch die Stadt vertreten und den Bau einer oberirdischen Dampfleitung von der Müllverbrennungsanlage am Elfrather See zum Chempark Uerdingen über die Duisburger Straße zunächst in einer Stellungnahme an die Genehmigungsbehörde bei der Bezirksregierung Düsseldorf abgelehnt. Die planende städtische Tochter Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EGK) argumentierte mit zu erwartenden Mehrkosten für eine unterirdische Lösung in Höhe von mindestens 700.000 Euro. Vielleicht betragen sie sogar mehr als eine Million Euro. Denn in der Kostenkalkulation fehlten noch die Angaben für Mehrarbeiten, sollte die unterirdische Dampfleitung Strom-, Wasser- oder Gastrassen kreuzen.
Das Kostenargument überzeugte auch die Stadtverwaltung. Sie schlägt den Kommunalpolitikern in der Sitzung des Ausschusses für Planen, Bauen, Mobilität und Stadtentwicklung am Mittwoch, 14. April, vor, die Bedenken hinsichtlich des Stadtbildes zurückzuziehen und dem Bau einer Rohrbrücke über die Straße zuzustimmen. „Dennoch sollte eine hochwertig gestaltete Rohrbrücke gemeinsames Ziel sein. Bei der Gestaltung sollte der Gestaltungsbeirat der Stadt Krefeld mit einbezogen werden“, heißt es in der Beratungsvorlage.
Im Zuge des laufenden Plangenehmigungsverfahrens habe die hierfür federführende Behörde – Bezirksregierung Düsseldorf Dezernat Wasserwirtschaft – der Stadt Krefeld empfohlen, eine Einigung mit der EGK hinsichtlich der im Verfahren vorgetragenen und noch verbliebenen stadtgestalterischen Bedenken gegen die Trassenführung und insbesondere zur oberirdischen Querung
der Duisburger Straße herbeizuführen, heißt es weiter.
Die EGK habe argumentert, dass bereits heute durch das in rund 400 Meter Luftlinie entfernt gelegene Brückenbauwerk Charlottering eine erhebliche Störung des Stadtbildes im betroffenen Bereich vorliege. Zusätzlich querten im betroffenen Abschnitt auch zwei Hochspannungsleitungen den Straßenraum der Duisburger Straße.
Der Bau der Dampfleitung in den Chempark ist Ergebnis eines im August 2016 vorgestellten Projekts. Demnach will die Müllverbrennungsanlage in Elfrath über eine neue, zwei Kilometer lange Leitung heißen Dampf an Currenta für die Firmen im Uerdinger Chempark liefern. Zwölf bis 15 Millionen Euro müssten investiert werden, um diese Energiewende in Krefeld zu befördern.
Hinter dem Leuchtturmprojekt Wärmeverbund Krefeld stecken handfeste wirtschaftliche Interessen auf Seiten aller Beteiligten: der Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EGK) als Betreiberin der Müllund Klärschlammverbrennungsanlage (MKVA) in Elfrath, der Currenta als Chemparkbetreiberin und der Stadtwerke Krefeld (SWK) als Energieunternehmen. Darüber hinaus aber geht es auch um Energieeffizienz
und CO2-Vermeidung – also um Umweltschutz.
Die Idee: Die EGK verbrennen jedes Jahr eine Menge Siedlungsabfälle. Als Nebenprodukt entsteht Dampf, der in Strom umgewandelt wird. Weil in der jüngeren Vergangenheit immer mehr Solar- und Windenergie auf den Markt gekommen ist, sind die Strompreise für Verkäufer stark gesunken. Für die EGK macht es also Sinn, zu besseren Konditionen als beim Strom, den Dampf direkt an Firmen zu veräußern, die Dampf für die Herstellung ihrer Produkte benötigen. Und die sitzen im konkreten Fall nur wenige
Meter vom Standort der MKVA entfernt in Uerdingen im Chempark.
Es kommt bei der Verwirklichung des „Leuchtturmprojekts Wärmeverbund“zu einer neudeutsch modernen „Win-Win-Situation“. Es profitieren also alle Beteiligten. Die EGK würde zukünftig jährlich durch eine neue überirdische Rohrleitung 240.000 Tonnen Dampf liefern. Currenta, die mehr als das Zehnfache dessen im Jahr benötigen, verbesserten dadurch ihre CO2-Bilanz um die Menge, die rund 20.000 Autos im Jahre bei einer Laufleistung von jeweils 20.000 Kilometern verursachten – nämlich 55.000 Tonnen.
„Das Geschäft ist für beide Seiten wirtschaftlich interessant“, erklärte Kerstin Abraham, Vorstand Entsorgung bei den SWK, damals bei der Vorstellung des Vorhabens. Die ins Auge gefasste Trasse für die Dampftransportleitung aus Stahl verläuft ausschließlich über Firmengelände und öffentliche Grundstücke. In dem Planungspaket ist neben der Transportleitung auch die Leitung für den Wasserrücklauf und die Errichtung einer Übernahmestation im Uerdinger Chempark zur Einspeisung in das Currenta-Netz enthalten. Die Partner gingen seinerzeit von einer vertraglichen Laufzeit von mindestens zehn Jahren aus.