Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Meerbuscher Hausärzte im Impf-Stress
Viele Patienten stehen einfach bei ihrem Hausarzt in der Praxis, die Telefone klingeln laufend. Dabei wird nach Termin und festgelegter Priorisierung geimpft. Hausärzte, die kein Astrazeneca impfen möchten, gehen leer aus.
MEERBUSCH In der ersten Woche 18, in der zweiten Woche 24 Impfdosen: Mehr konnte der Arzt Adel Badiian aus Lank-Latum bislang noch nicht verimpfen. Weil er bislang einfach nicht mehr Impfstoff bekommen hat. Dabei könnte er mindestens viermal so viel abgeben. „Unser Telefon steht nicht mehr still“, so der Allgemeinmediziner. Viele seiner Patienten wollen ihn sprechen, mit ihm über den Impfstoff diskutieren. Das dauere manchmal länger, als wenn man über eine normale Krankheit reden würde, sagt Badiian.
So wie ihm geht es auch anderen Hausärzten in Meerbusch. Die meisten von ihnen haben Impfstoff bestellt und geben ihn nach und nach an ihre Patienten weiter. Dabei wird genau die Priorisierung eingehalten, die von der Bundesregierung empfohlen wird: zuerst die Alten und Vorerkrankten, heißt es auch in der Praxis von Andreas Lohmann, ebenfalls aus Lank-Latum. Hier wurden bislang seit dem Impfstart in Hausarzt-Praxen nach Ostern 24 Impfdosen abgegeben. Eine Warteliste haben auch Jochen Rüther und sein Sohn Christoph in der internistischen Praxis an der Dorfstraße in Büderich. „Wir haben eine lange Liste mit 400 bis 500 Patienten, die als erste Anspruch auf den Impfstoff haben“, so Jochen Rüther. Die würden nach und nach angerufen. Er hat jeweils 46 Impfdosen bekommen.
Die Hausärzte bekamen zunächst Biontech geliefert, ab nächster Woche
soll mindestens zur Hälfte auch Astrazeneca verspritzt werden. Viele Patienten hätten dabei aber Bedenken, so Andreas Lohmann. Badiian bestätigt: „Bei Astrazeneca gibt es noch mehr Beratungsbedarf.“Er habe bislang noch keine schlechten Erfahrungen mit diesem Vakzin gemacht – obwohl er zum Beispiel als Impfarzt im Impfzentrum des Kreises Neuss sowie in den Altenheimen von Meerbusch bereits hunderte Menschen mit Astrazeneca
geimpft habe. „Da ist noch nie etwas passiert.“Durch die Berichterstattung seien aber viele Menschen verunsichert und trauten dem Impfstoff nicht.
Das erlebt auch der Internist Jochen Rüther. Er musste bereits bitter erfahren, dass, wer den Impfstoff von Astrazeneca nicht will, auch keinen Biontech für die nächste Woche bekommt. „In der nächsten Woche bekommen wir überhaupt keinen Impfstoff, weil wir Astra nicht impfen wollten, beziehungsweise unsere Patienten es nicht wollen.“
Also gar kein Impfstoff für die Praxis an der Dorfstraße. „Man wird so ein bisschen abgestraft“, sagt Rüther. Er und sein Team müssen, genauso wie alle anderen Arztpraxen, große Anstrengungen unternehmen, um zum einen die Terminliste abzuarbeiten, zum anderen Räume zu schaffen, um die Geimpften eine halbe Stunde lang zu beobachten. „Alles ein großer Aufwand.“
In allen Praxen in Meerbusch wird nach Termin geimpft. Auch in der Praxis von Andreas Lohmann wurden vor Ostern genaue Listen gemacht, nach denen jetzt nach und nach – jeweils zum Ende der Sprechstunde – geimpft wird. „Viele Patienten sind aber sehr ungeduldig“, sagt der Allgemeinmediziner. Das bestätigen auch die anderen Ärzte. Zudem gäbe es „ganz schreckliche“Diskussionen wegen des Astrazeneca-Impfstoffes, sagt Jochen Rüther.