Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Diskussion um Förderangebot für Schüler
Schüler mit Lerndefiziten sollen Hilfe bekommen. Die Stadt hat Fördermittel beantragt, dämpft aber die Erwartungen.
MEERBUSCH In der nun mehr als ein Jahr dauernden Pandemie fällt der Präsenzunterricht immer wieder flach. Als Folge davon leiden viele Schüler unter Wissenslücken. Um den versäumten Stoff nachzuholen, hat das Bildungsministerium das Förderprogramm „Extra-Zeit zum Lernen“ins Leben gerufen. Im Schulausschuss diskutierten Politiker und Verwaltung, welche praktikablen Chancen zur Umsetzung es in Meerbusch gibt.
Die Schulverwaltung hatte bei den Schulleitern den Bedarf abgefragt und sich um eine Förderung beworben. Sie rechnet Ende April mit dem Bescheid, ob diese bewilligt wird. Laut dem Ersten Beigeordneten Frank Maatz bevorzugen die Grundschulen das schulbegleitende Modell, bei dem es an zwei Nachmittagen je Woche für drei Stunden eine Förderung gibt. Die weiterführenden Schulen hätten sich dafür ausgesprochen, diese in die Ferienzeiten
zu verlegen. Aus der Politik mangelte es nicht an Hinweisen, wie wichtig die Aufgabe sei, die Schüler zu unterstützen. Die SPD hatte beantragt, ein tragfähiges Konzept für das Lernprogramm zu entwickeln. CDU und FDP hatten in einer umfangreichen Anfrage Erfolgsfaktoren dargelegt und danach gefragt, wie die Akzeptanz und Qualität des Angebots sicher gestellt werden solle. Ralph Jörgens, Fraktionsvorsitzender der FDP, sprach sich dafür aus, bei Bedarf „mehr Geld in die Hand zu nehmen“als den geforderten Eigenanteil von bislang 25.000 Euro. Gefördert werden Personalund Sachkosten in Höhe von 500 Euro je Tag und Gruppe. Auf die Stadt entfällt als Schulträger ein Eigenanteil von mindestens 20 Prozent der Gesamtausgaben.
Finanzielle Unterstützung für das Angebot bietet außerdem die Stiftung Büderich an. Pfarrer Michael Berning von der katholischen Pfarrgemeinde St. Mauritius und Heilig Geist, kündigte an, die Stiftung sei bereit, einen sechsstelligen Betrag zur Verfügung zu stellen. Wie das Geld eingesetzt werden könne, dafür habe die Stiftung ein 20 Seiten umfassendes Konzept entwickelt, das der Verwaltung vorliege. „Wir wollen pensionierte Lehrer, Lehramtsstudenten und Oberstufenschüler
mit ins Boot holen“, erklärte Berning.
„Das ist ein tolles Angebot“, erklärte Fachbereichsleiterin Ute Piegeler. Die Stadt sei mit der Stiftung im Dialog. Allerdings würden deren Vorstellungen nicht in den rechtlichen Rahmen des Förderprogramms
passen. Nachdem der Erlass herausgekommen war, habe die Verwaltung zehn Tage Zeit für den Antrag gehabt. Da die Schulverwaltung nur mit vier Mitarbeitern ausgestattet ist, sei dies eine außerordentlich herausfordernde Aufgabe gewesen. „Wir haben ein echtes Kapazitätsproblem. Aber wir versuchen es und machen uns auf die Reise“, erklärte Piegeler.
Im Hinblick darauf, dass am 5. Juli bereits die Sommerferien beginnen, müsse das Konzept schnell umsetzbar sein. Deshalb setzt die Stadt als Träger auf bewährte Partner. Die Volkshochschule soll zuständig für die weiterführenden Schulen sein, für die Grundschulen der Verein OBV, der auch den Ganztag organisiert. Die Nachfrage von Michael Billen von der SPD, ob Nachhilfeinstitute bei dem städtischen Angebot berücksichtigt werden könnten, verneinte Piegeler. Für eine Auftragsvergabe an private Unternehmen seien Ausschreibungsverfahren nötig.
„Bei allem Enthusiasmus muss man sehen: Wie können wir mit den Ressourcen, die wir haben, die Aufgabe stemmen? Ich kann mir nichts aus den Rippen schneiden“, sagte Piegeler. Auch der Erste Beigeordnete dämpfte die Erwartungen. „Wir dürfen nicht unterstellen, dass die Defizite leicht aufgeholt werden können. Da muss man sich ehrlich machen. Wünsche kann man haben, aber die Realität ist auch da.“In der Pandemie herrsche dort eine große Kluft.