Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Impf-Offensive für diese Düsseldorfer
Die einen freuen sich, andere wiederum sehen es kritisch. Einigkeit herrscht aber darüber, dass am Impfen kein Weg vorbeigeht.
DÜSSELDORF Darauf warten gerade die meisten Menschen, auch in der Landeshauptstadt: eine Impfung, damit das Leben endlich wieder normaler wird. Essen gehen, mit anderen Sport machen, in den Urlaub fahren. Mehr als 173.000 Impfdosen sind seit Dezember in Düsseldorf verabreicht worden. Wie ist da eigentlich der Stand der Dinge bei Prominenten in der Stadt? Wir haben nachgefragt.
„Ich bin totaler Impf-Supporter und wurde am Ostermontag mit Astra geimpft“, sagt Musikproduzent und Komponist Dieter Falk (61). „Die ganze Familie hat sich die Finger wund gewählt, und dann haben wir, nachdem ich den Termin hatte, eine Flasche Champagner aufgemacht. Ich hatte mehr Nebenwirkungen auf den Champagner als auf die Impfung.“Falks Ehefrau Angelika ist als Grundschullehrerin auch schon geimpft und war einen Tag lang schlapp, wie Falk beschreibt. Sohn Max ist als Arzt auch schon geimpft, „und wir sind alle total happy deswegen und finden es eine medizinische Erfolgsstory, dass es ein Jahr nach Ausbruch schon eine Impfung gibt“. Abschließend meint der Künstler: „Bei allen Fehlern, die passiert sind, die Schwarzmalerei kann ich nicht mehr hören.“
Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven (75) hatte in eigenen Augen das Glück, Ostern bei der Sonderaktion Astrazeneca im Internet einen Impftermin zu erhalten. „Ich hatte und habe keinerlei Nebenwirkungen.“Viel Lob hat er für alle Verantwortlichen – von der Stadtverwaltung bis zum Chef der Feuerwehr David von der Lieth für die Abwicklung der Impfstation in der Arena. „Es hat alles vorzüglich geklappt. Ich bin die Kritisiererei und Meckerei in Sachen
Corona satt. Alle versuchen ihr Bestes zu geben, um auf die neue Seuchenherausforderung zu reagieren. Das dabei Fehler vorkommen können, ist normal, und wir alle lernen daraus. Es ist wichtig das sich alle Bürgerinnen und Bürger impfen lassen, um die Pandemie zu bekämpfen und die dritte Welle zu brechen.“Ansonsten freue er sich darauf, im Sommer, spätestens im Herbst, die Jonges wiederzusehen, denn die persönliche Begegnung könne durch die Digitalisierung nicht ersetzt werden.
Couture-Sammlerin und Mode-Expertin Monika Gottlieb – ebenfalls über 60 – hat gerade die erste Impfung mit Biontech hinter sich: „Ich hatte überhaupt keine Nebenwirkungen und habe gut geschlafen. Ich bin sehr froh, denn je schneller eine Herdenimmunität, je dichter das Netz, umso besser ist es.“
Rüdiger Dohmann (57) ist Orthopäde in den Schadow Arkaden und Vize-Präsident des Prinzenclubs. Als niedergelassener Arzt hat er viel Kontakt, auch engen Kontakt zu seinen Patienten – darunter sind auch viele hochbetagte und vulnerable. „Wir behandeln auch corona-positive Patienten, als Orthopäde natürlich nicht schwerpunktmäßig, aber regelhaft.“Er selber wurde Ende Februar das erste mal mit Astrazeneca geimpft. „Die Impfreaktion war ordentlich, mit Fieber, weichen Knien und Kopfschmerzen, nach zwei Tagen aber war die Impfreaktion komplett vorbei. Astrazeneca ist ein sehr guter und wirksamer Impfstoff.“Bedenken und Angst hatte er zu keiner Zeit.
Ebenfalls geimpft schon seit Anfang April ist FDP-Politikerin Marie Agnes Strack-Zimermann, die sich für Astra Zeneca entschieden hat. „Ich habe volles Vertrauen in die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe“, schreibt die 60-Jährige in einem Eintrag bei Facebook. Neben dem Testen sei Impfen die einzige Möglichkeit, in absehbarer Zeit den Alltag zurückzubekommen. „Lasst Euch bitte auch impfen“, appelliert Strack-Zimmermann.
Etwas anders sieht das Mode-Managerin und Jades-Chefin Evelyn Hammerström (65): Sie hat noch keine Impfung, der Stoff liegt bei ihrem Hausarzt. Es wird Biontech. „Ich bin unentschlossen, aber ich werde es wohl machen, mein Job ist davon abhängig, dass ich reise, ich muss flexibel sein. Mein Angebot muss ein Jades-Angebot sein, und wenn du nicht reist, verändert sich die Handschrift. Ich muss, sonst werde ich auf Dauer nicht in der Lage sein, zu reisen, ich muss ja auch oft nach Amerika.“Ob das gut sei, da habe sie ihre Zweifel, sie sei da kritisch, was das mit ihrem Körper machen könnte. „Für die jungen Menschen finde ich das schwieriger. Ich würde sehr lange darüber nachdenken, wenn ich jünger wäre. Ich finde es auch absolut rechtens, dass Leute darüber nachdenken.“
Grohe-Manager und Blau-Weiss-Präsident Lothar Hörning ist gerade 60 geworden, und damit würde er in die Kategorie fallen, bald geimpft zu werden. „Ich mache mir einige Gedanken. Erstens: ich habe Respekt vor dem Impfen, das ist familiär bedingt. Mein Vater ließ sich gegen Grippe impfen, und er war immer krank. Ich habe mich noch nie Grippe-impfen lassen, weil ich Angst habe. Ganz ehrlich: Die Vorstellung, geimpft zu sein und zu Hause mit 38 Grad Fieber zu liegen, finde ich nicht gut. Nummer Zwei: ich bin pudelgesund, es ist alles in Ordnung, ich stelle mich hinten an, Kranke sollten zuerst geimpft werden. Der dritte Gedanke ist: Ich muss mich impfen lassen und will das auch, denn in meiner beruflichen und privaten Position kann ich die Verantwortung nicht übernehmen, dass ich mich nicht impfen lasse.“Aber er schreie eben nicht als Erster Hurra. Er hat noch keinen Termin in Aussicht, welcher Impfstoff es am Ende ist, das ist ihm egal.
Der Gala-Veranstalter (Doc Heilein & Friends) Matthias Heilein (54) ist noch nicht geimpft. „Das liegt daran, dass ich Corona hatte. Und wenn Antikörper relativ hoch sind, muss man aufpassen. Die offizielle Empfehlung der WHO lautet auch, sich ein halbes Jahr nach einer Covid-19-Erkrankung noch nicht impfen zu lassen.“Heilein ist auch Hausarzt, Internist und Psychosomatiker und verimpft in seiner Oberkasseler Praxis zurzeit Biontech.
„In den nächsten Tagen kommt Astra dazu. Da muss ich natürlich auch entscheiden, für wen ist das gut? Bei Biontech stelle ich keine wesentlichen Nebenwirkungen fest, bei Astra sieht das schon anders aus, gerade bei jungen Frauen traten gehäuft erhebliche Nebenwirkungen auf. Daher ist der Astra-Impfstoff seit Kurzem auch nur noch ab 60 Jahren zugelassen.“
Eine Dosis hat auch der früherer Berzirksbürgermeister Gerwald van Leyen bekommen. Der 77-Jährige hatte das Glück, dass er zusammen mit seiner Frau Dietlind ins Impfzentrum fahren konnte; „wir hatten den Termin zusammen“, sagt van Leyen, der für den Ablauf im Zentrum viel Lob findet. „Das ging alles ganz reibungslos, alle waren nett“. Nur über die Fülle an Forumularen wunderte sich der CDU-Politiker doch sehr: „Alle habe ich nicht gelesen, aber jeden Zettel in der Hand gehabt“, sagt van Leyen, der wie seine Frau die Impfung sehr gut vertragen hat. Den zweiten Termin hat er auch schon ausgemacht. Wann der ist? „Keine Ahnung, hat meine Frau in den Kalender eingetragen.“