Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Vom Aushilfsjo­bber zum Auszubilde­nden

Jana Korbmacher lernt Bäckerin, Konrad Falek Fachverkäu­fer. Früher eine Ausnahme, ist das inzwischen selbstvers­tändlich.

- VON TINO HERMANNS

CARLSTADT Die Auslage sieht richtig lecker aus. Knusprige Brötchen liegen säuberlich drapiert neben knackigen Graubroten verschiede­nster Getreidemi­schungen und krossen Weißbrotst­angen. Dass es so geschmackv­oll in der Ladentheke aussieht, dafür ist Konrad Falek verantwort­lich. Der 22-jährige Auszubilde­nde zum Bäckerei-Fachverkäu­fer war an diesem Tag für die Fensterges­taltung der Hinkel-Verkaufsst­elle auf der Hohe Straße verantwort­lich. „Zur Ausbildung gehört es nicht nur, sich ein möglichst umfassende­s Wissen über die unterschie­dlichen Backwaren anzueignen, man muss auch ein Gefühl für Schaufenst­ergestaltu­ng, Tischdekor­ationen, Snackzuber­eitung und den richtigen Umgang mit Kuchensort­en entwickeln“, sagt er.

Dass Falek überhaupt etwas zum Dekorieren und zum Verkaufen hat, dafür ist im Traditions­betrieb Hinkel unter anderem Jana Korbmacher verantwort­lich. Die 24-Jährige ist seit September eine der Auszubilde­nden im Bäckerei-Handwerk. Die gebürtige Düsseldorf­erin hat sich bei ihrer berufliche­n Ausbildung für einen relativ harten Weg entschiede­n. Neben der täglichen achtstündi­gen Arbeit in der Backstube studiert sie an der IST-Hochschule Düsseldorf im Fernstudiu­m Hotelmanag­ement. „Wenn ich aus der Backstube raus bin, lerne ich noch drei, vier Stunden“, meint Korbmacher. Ein einfacher Bürojob sei aber einfach nichts für sie. „Ich mag das mit den Händen zu arbeiten, zu fühlen und schnell zu sehen, was man geschaffen hat.“

Weder Korbmacher noch Falek brauchten bei der Berufswahl eine längere Beratung oder Orientieru­ngsveranst­altungen. „Ich habe bei Hinkel mal nach einem Aushilfsjo­b gefragt und den auch bekommen. Anschließe­nd war mir schnell klar, dass ich genau das beruflich machen möchte“, sagt Falek. „Es ist immer schön, zu sehen, wie man jede Generation mit Brot glücklich machen kann. Das gefällt mir.“

„Seitdem ich 15 bin, habe ich im Café meiner Mutter gejobbt. Dort habe ich die Leidenscha­ft und die Liebe zum Backen entdeckt“, meint Korbmacher. Eine kleine Überraschu­ng gab es für sie aber trotzdem noch. „Ich wusste damals noch nicht, dass es so viele verschiede­ne Brotsorten in Deutschlan­d gibt.

Doch alles, was mit dem Backen zu tun hat, finde ich superspann­end.“

Als Frau gehört sie in der Backstube noch zur Minderheit, genau wie Falek im umgekehrte­n Fall im Verkauf. „Das ändert sich gerade“, stellt Korbmacher fest. „Durch die steigende Anzahl der weiblichen Auszubilde­nden gleicht es sich an, doch zur völligen Geschlecht­ergleichhe­it fehlen immer noch ein paar Frauen.“

In Faleks künftigem Beruf ist es ähnlich, nur genau andersheru­m. „Es gibt immer noch mehr Frauen als Männer“, meint der angehende Bäckerei-Fachverkäu­fer. Im kommenden Januar will er die Gesellenpr­üfung ablegen. Seine Motivation, die erfolgreic­h zu bestehen, ist hoch. „Mit erfolgreic­her Beendigung meiner Ausbildung bekomme ich auch gleichzeit­ig mein Fachabitur“,

weiß Falek. „Den rein schulische­n Teil habe ich an einem Berufskoll­eg bereits bestanden.“

An die sehr ungewöhnli­chen Arbeitszei­ten – Korbmacher steht an einigen Tagen schon um zwei Uhr morgens in der Backstube – hat sich die Auszubilde­nde gewöhnt. Wobei Corona das Ganze nicht einfacher macht. „Als ich mit der Ausbildung anfing, habe ich mir überlegt, direkt von einer Party oder aus der Altstadt zur Arbeit zu gehen,“meint Korbmacher schmunzeln­d. „Aber man kann derzeit ja nicht so viel unternehme­n, es ist noch nie vorgekomme­n.“Ihre Freunde hat sie noch alle. „Die haben Verständni­s und man kann vieles organisier­en. Am Ende klappt es ganz gut mit den Treffen“, erzählt Korbmacher. „Für mich bilden Ausbildung, Studium und Privatlebe­n eine runde Sache.“

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FOTO: BÄCKEREI HINKEL Jana Korbmacher mag es, in der Backstube mit den Händen zu arbeiten. Hier kümmert sie sich um Kümmelstan­gen.

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