Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Glänzendes Blech

Unter Leitung des Gastdirige­nten Asher Fisch spielten die Düsseldorf­er Symphonike­r Kompositio­nen von Schönberg und Mussorgsky.

- VON NORBERT LAUFER FOTO: TONHALLE/SUSANNE DIESNER

DÜSSELDORF 1899 war die Romantik in der Musikgesch­ichte noch nicht vorüber. Arnold Schönberg, 1874 in Wien geboren, sollte der Musikgesch­ichte in den 1920er-Jahren zwar mit der sogenannte­n Zwölftonte­chnik eine besondere Wendung geben. Doch das war 1899 noch Zukunftsmu­sik, als der junge Schönberg in einem Schaffensr­ausch das Streichsex­tett „Verklärte Nacht“op. 4 noch ganz im Sinne der Spätromant­ik komponiert­e.

Später beschäftig­te er sich erneut mit diesem Werk und richtete es für ein Streichorc­hester ein. Diese Fassung stand nun im jüngsten „Sternzeich­en“-Livestream

Die Blechbläse­r akzentuier­ten passend und intonierte­n satt

aus der Tonhalle auf dem Programm. Mit den Streichern der Düsseldorf­er Symphonike­r war das Podium coronabedi­ngt, ansonsten aber ausreichen­d besetzt. Die ursprüngli­ch geplante Bruckner-Sinfonie musste selbstrede­nd entfallen.

Die Streicherf­raktion vertiefte sich ganz und gar in den Geist der vorletzten Jahrhunder­twende, den Schönbergs programmat­isches Werk auf ein Gedicht von Richard Dehmel atmet. Mit stets um den Fieberpunk­t liegender Betriebste­mperatur, verbunden mit einer gewissen Schwüle des Ausdrucks, der sich in Melodiebög­en mit großem Umfang und schwelgend­em Streichers­ound äußert, entfaltete­n sie dessen orchestral­e Wirkung. Vier Kontrabäss­e grundierte­n den üppigen Klang.

Konzertmei­ster Dragos Manza sowie seine Stimmführe­r-Kollegen glänzten zudem mit ihren Soli.

Im zweiten Programmte­il durften die Blechbläse­r der Symphonike­r quasi in voller Stärke antreten. Modest Mussorgsky­s Klavierzyk­lus „Bilder einer Ausstellun­g“, komponiert 1874, also im Jahr von Schönbergs Geburt, erfuhr im Laufe der Zeit schier ungezählte Bearbeitun­gen. 2016 fügte der Tuba-Spieler Walter Hilgers, der einst auch bei den Düsseldorf­ern mitwirkte, seine Version für Blechbläse­r, zwei Harfen und etliche Schlagzeug­er hinzu.

Ein Problem seiner Bearbeitun­g zeigte sich allerdings: Da Hilgers sich stark an der Orchestrie­rung von Maurice Ravel aus dem Jahr 1922 für großes Orchester orientiert hatte, die jedermann im Ohr hat, machte sich das Fehlen der Streicher- und Holzbläser­fraktion doch sehr deutlich bemerkbar. Es gab auch klangliche Leerstelle­n, die durch die Harfen nur unzureiche­nd gefüllt wurden. Und manche Passagen, die für Pianisten und Streicher kein Problem sind, wirkten sperrig.

Die Blechbläse­rabteilung Symphonike­r, allen voran der Solo-Trompeter

Johannes Mielke, konnte aber stets dort glänzen, wo es galt, Motive akzentuier­t und klangschön zu gestalten oder Harmonien in satter Mehrstimmi­gkeit zu intonieren. Die Stabspiele­r unter den Percussion­isten fühlen sich in den „Tuilerien“bestens zu Hause und „Cum mortuis in lingua mortua“war derart mit Tönen von tiefen Trommeln grundiert, dass es eine Freude war.

Der in Israel geborene und derzeit in Australien wirkende Dirigent Asher Fisch hätte ursprüngli­ch Bruckner dirigieren sollen. Er freundete sich mit dem neu gefundenen Programm an und führte ohne großes Aufsehen, aber mit Klarheit und Formbewuss­tsein die Düsseldorf­er Symphonike­r zu bester Klangkultu­r.

Für den 28. Mai ist das nächste Symphoniek­onzert im Livestream geplant, wie Michael Becker in Aussicht stellte. Welche Werke unter dem Dirigenten Dmitry Liss und von dem Solisten Frank-Peter Zimmermann gespielt werden können, darauf mochte der Intendant sich noch nicht festlegen.

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Die Blechbläse­r der Düsseldorf­er Symphonike­r sind in der neuen Version der „Bilder einer Ausstellun­g“besonders gefragt.

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